Palmöl-Unternehmen machen deutlich zu wenig, um ihre Lieferketten abholzungsfrei zu gestalten und Menschenrechtsverletzungen zu verhindern. Das zeigt die neuste Palmöl-Scorecard 2021 des WWF. Im diesjährigen Ranking erzielte kein Unternehmen die volle Punktzahl. Im Durchschnitt erreichen die Unternehmen lediglich 13.2 von 24 Punkten. Und mehr als ein Drittel der 227 vom WWF angefragten Unternehmen (85) nahmen an der Umfrage gar nicht erst teil. Das ist sehr enttäuschend, denn die Nachfrage nach Palmöl steigt und die Naturzerstörung geht in alarmierendem Tempo weiter. Erfreulicherweise liegt mit Coop eine Schweizer Firma an der Spitze des weltweiten Rankings. Der Detailhändler erreicht als einziges Unternehmen mehr als 22 (von 24) Punkten. Coop bezieht fast sein gesamtes Palmöl-Volumen aus physisch zertifizierten nachhaltigen Quellen, auch für Nicht-Lebensmittel. Das Unternehmen hat zudem seine Transparenz verbessert, indem es sich klar gegen Abholzung und Menschenrechtsverletzungen verpflichtet und dies öffentlich kommuniziert. Auch investierte Coop über die RSPO-Zertifizierung hinaus in seine Lieferanten, insbesondere durch seine Arbeit an der Bio Suisse-Zertifizierung und dem Aufbau einiger spezifischer Feldprojekte in Produktionsgebieten. Im Vergleich zur letzten Palmöl-Scorecard 2019 hat sich auch die Migros verbessert - vor allem weil sie direkt vor Ort investiert hat, um die Produktion von nachhaltigem Palmöl mit Kleinbauern zu unterstützen. Die Migros erhält im Rating 19 Punkte.
Schokoladenindustrie hinkt hinterher
Auffallend ist, dass die Schokoladenindustrie wie schon 2019 hinterher hinkt. So haben etwa die Schweizer Unternehmen Barry Callebaut und Lindt noch einen weiten Weg vor sich, um eine transparente Lieferkette zu gewährleisten. Ihre ehrgeizigen Verpflichtungen für nachhaltige Kakaobohnen sollten so schnell wie möglich auch für Zutaten gelten, wobei Palmöl mengenmässig bei weitem die wichtigste ist. Und Clariant, ein führendes Schweizer Chemieunternehmen, das grosse Mengen an Palmöl einkauft, gehört in der Palmöl-Scorecard zu den verantwortungslosesten Unternehmen weltweit. Es hat keinerlei Anstrengungen unternommen, um verantwortungsvolleres Palmöl zu beschaffen. Mit einem so geringen Mass an Verantwortlichkeit und Engagement trägt Clariant indirekt zu schlechten Praktiken vor Ort bei, wie z. B. illegale Landrodung und Menschenrechtsverletzungen. Der WWF bewertete insgesamt 227 grosse Einzelhändler, Konsumgüterhersteller und Lebensmittelunternehmen aufgrund ihrer Verpflichtungen und Massnahmen zugunsten einer umweltverträglichen Palmölindustrie. Es handelt sich dabei um die bisher globalste Scorecard, welche Unternehmen mit Hauptsitz auf allen fünf Kontinenten umfasst. Dazu gehören bekannte Marken wie Carrefour, IKEA, L'Oréal, McDonald's, Nestlé und Walmart.
Mehr Information:
Details zu den Ergebnissen, der Methodik und den Empfehlungen der Scorecard finden Sie auf
https://palmoilscorecard.panda.org/
Die Leistungsprofile der einzelnen Unternehmen finden Sie unter
https://palmoilscorecard.panda.org/#/scores