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Untervaz
29.06.2025

«Sie entwickeln sich, weil sie es wollen»

Bild: zVg
Ob Radiomoderator, Gründer von «GRheute», Marketingchef oder Dozent – wer in Graubünden im Bereich Marketing arbeitet, hat Mathias Brändli vermutlich irgendwann gekreuzt. Viele wurden sogar von ihm ausgebildet. Und obwohl er heute vor allem als Leiter Marketing an der ibW tätig ist, bleibt er seiner Rolle als Lehrer treu.

Brändli lebt mit seiner Familie in Untervaz. Aufgewachsen ist er in der Region und daher tief verwurzelt im lokalen Leben. Seit Jahren engagiert er sich auch als Nachwuchstrainer im American Football. «Wenn ich mich in drei Worten beschreiben müsste, kämen Marketingprofi, Medienmacher oder Dozent gar nicht an erster Stelle», sagt er. «Sondern viel eher Familienvater und Trainer, dort liegen meine grössten Leidenschaften.»

Zufällig im Marketing gelandet

Sein beruflicher Weg und der Einstieg ins Marketing war eher zufällig. «Ich hatte als Quereinsteiger im Journalismus gearbeitet, weil mir das Schreiben immer schon leichtfiel. Der Übergang zur Kommunikation war naheliegend.» Heute leitet Brändli das Marketing der ibW – eine Funktion, die viel mehr mit Zuhören als mit klassischer Werbung zu tun hat. «Marketing für Weiterbildung ist eine sinnvolle Aufgabe. Wir verkaufen nichts, was nicht passt, sondern wir helfen Menschen, die richtige Weiterbildung für sich zu finden. Das ist erfüllend.»

Ausbildner seit über 20 Jahren

Nebenbei unterrichtet er in einem kleineren Pensum noch immer. Mathias Brändli hat über die Jahre mehrere Hundert Studenten ausgebildet. Seit über 20 Jahren doziert er an der höheren Berufsbildung in Marketing, PR und schriftlicher Kommunikation. Zwischendurch war er auch an der Sekundarstufe tätig. Viele, die heute in Bündner Kommunikationsagenturen, in Unternehmen oder öffentlichen Institutionen tätig sind, hatten irgendwann mal Mathias Brändli vor sich. «Ich sehe mich aber nicht als Mentor. Die Leute entwickeln sich, weil sie das selbst wollen.» Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein Anruf spätnachts, kurz vor einer eidgenössischen Prüfung. «Eine Studentin rief um 1.30 Uhr weinend an. Sie meinte, sie könne wegen ihrer Prüfungsangst nicht nach Olten fahren. Ich habe sie eine halbe Stunde lang beruhigt, ihr gut zugeredet und am Ende hat sie dann als eine der Besten abgeschlossen.» Es sei der Studentin nachher zwar peinlich gewesen, aber: «Ich habe mich extrem darüber gefreut, dass sie alles abrufen und liefern konnte.»

Spezialisierung wird immer wichtiger

Der Beruf verändert sich, das merke er auch im Unterricht. Marketing sei heute breiter, technischer und spezialisierter. «Kaum jemand kann noch alles abdecken. Wer einsteigt, braucht eine breite Basis, und dann möglichst früh eine Spezialisierung. Digital Marketing, Content Creation oder Design sind heute völlig eigenständige Welten.» Hinzu komme, wer den Anschluss bei Themen wie künstlicher Intelligenz verpasse, gerate schnell ins Hintertreffen.

Vom 27. bis 29. Juni zeigt die ibW Abschluss- und Diplomarbeiten der Innenarchitektur-, Produkt‑, Kommunikations‑ und Interaction‑Design‑Lehrgänge. Zu sehen sind kreative Arbeiten, ergänzt durch Workshops und Vorträge, beispielsweise rund ums Holzbiegen oder Siebdruck. Der Eintritt ist frei, einzelne Workshops wie jener mit dem Schweizer Produktdesigner Carlo Clopath erfordern eine Anmeldung.

Dennoch bleibt er optimistisch

«Es gibt zwei entgegengesetzte Bewegungen: Marketing nur zum Zweck des Verkaufens ist eine grosse Sache, Konsum und Onlineshopping werden sicher nicht weniger. Andererseits sind wir gerade in der Schweiz sehr sensibel dafür, was authentisch ist und was nicht, gerade auch viele in den jüngeren Generationen. Leidenschaft, Werte und Echtheit werden in Zukunft deshalb noch wichtiger sein als heute.» Vieles werde sich verändern und zuspitzen, aber eigentlich sei er optimistisch und zuversichtlich, was die kommenden Generationen betreffe.

Wiedersehen macht Freude

Die ibW Höhere Fachschule Südostschweiz lädt jeweils Ende Juni zur Werkschau der Schule für Gestaltung in Maienfeld und zum grossen Sommerfest ein. Mit dabei sind nicht nur aktuelle Studierende, sondern auch viele Ehemalige. «Man erinnert sich an die mündlichen Prüfungen, an technische Pannen bei den eidgenössischen Abschlüssen und an Lerngruppen, die statt im Schulzimmer in Gartenbeizen endeten.» Für viele sei die Weiterbildung ein wichtiger Schritt, aber vor allem ein Mittel zum Zweck gewesen: ein Tor zu neuen beruflichen Möglichkeiten. Aber Brändli sagt auch, dass man sich nach dem Abschluss oft aus den Augen verliere. «Umso schöner sind die Momente, in denen man sich wiedersieht.»

Tanja Egli