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P&H - Sonntagsgespräch mit Thomas Roffler

Bild: Christian Imhof
Thomas Roffler ist Präsident des Bündner Bauernverbands, Grossrat für den Wahlkreis Schiers, Gemeindevorstand in Grüsch und Landwirt. 2025 sei für die Landwirtschaft im Kanton Graubünden ein Jahr mit Licht und Schatten gewesen.

Das vergangene Jahr war für die Landwirtschaft in Graubünden ein sehr gutes Jahr, sagt Thomas Roffler. «Wir hatten eine ausserordentlich gute Futterernte und eine sehr gute Alpsaison. Es waren hervorragende Bedingungen im Sommer auf den Alpen mit ausgeglichenem Wetter.» Es habe genügend Niederschlag gegeben, damit eine Trockenheit verhindert werden konnte, aber auch an sonnigen Tagen und der damit verbundenen Wärme habe es nicht gefehlt. «Das war für die Tiere gut, aber auch für die Produktion von Alpkäse, Butter und vor allem für das Alppersonal.» Die angenehmeren Faktoren für Mensch und Tier habe zu einer Steigerung der Produktivität geführt. Das sehe man jetzt auch in den Zahlen, sagt der Bauernverbandspräsident. «Im Vergleich zum Jahr 2024 haben wir im Grüscher Älpli in diesem Jahr acht Prozent mehr gemolken.»

Von Hornissen und Wölfen
Doch wie in jedem Sektor des Lebens werfen helle Momente auch bei der Landwirtschaft Schatten auf. So konnte Thomas Roffler im vergangenen Jahr nicht die Beine hochlagern und den guten Sommer geniessen, sondern hatte alle Hände zu tun mit der invasiven asiatischen Hornisse. Er hat als Grossrat im vergangenen Jahr einen Vorstoss lanciert und die Regierung darum gebeten, aufzuzeigen, wie mit dieser umgegangen wird. Roffler ist sehr froh, dass er mit diesem Anliegen auch zu den Medien gegangen ist. «Ich habe viele Rückmeldungen erhalten aus der Bevölkerung. So konnten diverse Verdachtsfälle dokumentiert und gemeldet werden. Es gibt diese Tiere und es wichtig, dass die Bevölkerung hellhörig wird, sensibilisiert ist und Beobachtungen an den richtigen Orten meldet.» Invasive Arten können nur mit Hilfe der Öffentlichkeit und den Medien bekämpft werden. Eine weitere invasive Art, der Wolf, hat den Bauern im 2025 nicht mehr so viele Sorgen wie auch schon beschert. «Der Wolf ist nach wie vor ein Thema. Doch wir haben dort namhafte Fortschritte gemacht. Bundesrat Rösti hat zwei Mal die Verordnung angepasst und dadurch die Erleichterung für die Entnahme bei den Wölfen möglich gemacht.» Es sei auch die Jagd miteinbezogen worden. Die Tiefersetzung der Hürden habe geholfen, dass die Population nicht so stark angestiegen sei, wie sie in den vergangenen Jahren jeweils sei. «Jede Wolfsregulation bringt natürlich die nötige Wirkung.»

Die akute Vogelgrippe
Neben dem Wolf und der Hornisse ist es vor allem eine Tierseuche, die Thomas Roffler aktuell Bauchschmerzen bereitet: Die Vogelgrippe. «Bei der ist es wie bei der Tuberkulose. Die betrifft auch die Wildtiere. Diese kann man nur schlecht kontrollieren, was zu einer raschen Verbreitung sorgt.» Da auch die Nutztiere betroffen seien, müsse man auf eine nicht gerade artgerechte Haltung umstellen. «Wenn die Tiere nicht mehr in den Auslauf dürfen, ist es nicht mehr eine Freilandhaltung, die wir sonst meist als Standard haben.» Dass die Vogelgrippe so stark komme, habe man auch beim Bauernverband nicht erwartet. «Da muss man schon stark dranbleiben, denn Tierseuchen haben eine ganz eigene Dynamik und Verbreitung. Mit der heutigen Mobilität wird vieles auch verschleppt und schneller verbreitet, als es früher noch der Fall war.» Das seien Probleme, die uns alle in Zukunft noch stark beschäftigen werden. Im nächsten Jahr stehen Wahlen an. Thomas Roffler freut sich darauf und hat sich bereit erklärt, sich nochmals vier Jahre zur Verfügung zu stellen. Jetzt sei er richtig drin und bereit weiter anzupacken, sagt der Grüscher. Neben der Vogelgrippe, der asiatischen Hornisse, dem Wolf und den Wahlen kommt aber auch noch ein weiteres nationales Thema auf den Bauernverbandspräsidenten zu im kommenden Jahr. «Im September wird voraussichtlich über die Vegi-Initiative abgestimmt. Die wird uns Bauern noch stark beschäftigen.» 

 

Christian Imhof