Schnell wurde deutlich, dass der Klimagipfel vom kommenden November informativ, facettenreich und mit einer Prise Humor daherkommt. «Unser Anlass soll vermitteln, wie wir in der Schweiz nachhaltige und klimafreundliche Ernährung – vom Feld bis auf den Teller – gestalten können», sagte Leonie Liesch. Hochkarätige Referentinnen und Referenten werden die zweitägige Veranstaltung bereichern. Am Freitagabend, 28. November, lädt die Tavolata «brutal lokal» mit Rebecca Clopath zum gemeinsamen Genuss ein. Die Produktion, Verarbeitung, Lagerung und der Transport unserer Lebensmittel sind wichtige Treiber des Klimawandels. Berechnungen des Weltklimarats (IPCC) zeigen: Rund ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen hängen mit unserer Ernährung zusammen. Falsche Bodenbearbeitung, fehlende Dauervegetation und Bodenverdichtung stören die Wasserkreisläufe und verstärken so den Klimawandel. Der Lebensmittelsektor hat einen grossen Hebel in der Hand, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, den globalen Klimawandel zu verlangsamen und nicht zuletzt auch die langfristige Versorgung der Schweiz mit Nahrung zu sichern. Gefordert sind alle: Bäuerinnen und Bauern, wir, die Konsumentinnen und Konsumenten, aber natürlich auch die verarbeitende Industrie und der Handel.
Landwirtschaft und Klima
Die Herausforderungen sind gross und der Weg zu einer klimaneutralen Welt ist noch lang. Doch der Klimagipfel für Landwirtschaft und Esskultur stellt Lösungen vor, wie der Ernährungssektor seinen Beitrag leisten kann. Der Freitag richtet sich an ein Fachpublikum aus Wissenschaft, Politik und Praxis. Dieser erste Teil der Tagung findet am Plantahof statt – der landwirtschaftlichen Ausbildungsstätte des Kantons Graubünden. Claudio Müller analysierte am Dienstag Zahlen und Fakten aus den vergangenen Jahren. «Die Dosis macht das Gift: Wie stark unsere Landwirtschaft vom Klimawandel betroffen ist, zeigt sich beispielsweise am ansteigenden CO₂-Ausstoss. Vermehrte Hitzewellen mit dem damit verbundenen Temperaturanstieg lassen sich aufgrund der Wetter-Apps statistisch belegen», so Müller. Aber auch massive Niederschläge führten wiederholt zu Unwetterschäden in hohem Ausmass. Eindrücklich Müllers Präsentation von Bildern mit katastrophalen Auswirkungen im Maggiatal, dem Berner Oberland oder zuletzt in Blatten im Wallis. Alex von Hettlingen vom Netzwerk «Klima und Landwirtschaft» betonte: «Wir müssen uns ernsthaft Sorgen machen. Die Leistungen der Naturböden in der Landwirtschaft lassen nach. Es muss etwas passieren. Die Bauern wissen fast nicht mehr, wie und mit welchen Massnahmen sie auf die teils dramatischen Veränderungen reagieren sollen.» Von Hettlingen versucht mit seinem Netzwerk, den Landwirten Möglichkeiten aufzuzeigen und sie zu inspirieren, damit diese ins Handeln kommen.
Pilotprojekt in St. Antönien
Um dem CO₂-Ausstoss entgegenzuwirken, hat Jungbauer Andrea Flütsch, St. Antönien, seine Energiestrategie umgestellt. In seinem Pilotprojekt wird der Wechsel von fossiler Energieversorgung auf Solarstrom nach und nach vollzogen. «Inzwischen werden bereits rund ein Drittel aller meiner Landwirtschaftsmaschinen – von der Motorsäge bis zur Mähmaschine – elektrisch angetrieben», sagte Flütsch. «Strombetriebene Landmaschinen haben zudem den Vorteil, dass wir Bauern keine Abgase mehr einatmen. Auch die Vibrationen fallen weg sowie auch die Brandgefahr, wie bei konventionellen Verbrennungsmotoren üblich. Auch auf eine Zapfsäule kann ich verzichten», so Flütsch. Ein weiterer Baustein in seinem Pilotprojekt, das auf nachhaltiges Wirtschaften abzielt, ist der Gemüseanbau in grösserem Stil. Ein Novum für St. Antönien auf rund 1400 Metern über Meer.
Essen, Kultur, Wissen
Leonie Liesch von «graubündenVIVA» machte deutlich: «Beim Klimagipfel im November steht die Rückbesinnung, im Einklang mit der Natur zu leben, im Zentrum.» Zur Einstimmung lädt die Tavolata «brutal lokal» zum Geniessen ein. Mit besten Zutaten von hier und jetzt wird die bekannte Naturköchin und Bäuerin Rebecca Clopath mit ihrem Team ein nachhaltiges Menü auf den Tisch zaubern – kreativ und einzigartig. Getafelt wird im neuen Speisesaal des Plantahofs in Landquart, musikalisch umrahmt vom Duo Domenic und Curdin Janett. Die beiden sind Ur-Fränzlis da Tschlin. Zwischen den Gängen beleuchtet der Autor und Ernährungsforscher Dominik Flammer das kulinarische Erbe der Alpen.
Publikumstag am Samstag
Der Samstag gehört dem breiten, interessierten Publikum und geht im Forum Landquart über die Bühne. Die Besucherinnen und Besucher erwartet ein spannendes Programm mit einer Mischung aus Wissen und Unterhaltung: Der weltweit renommierte Klimaphysiker Thomas Stocker berichtet, wo wir heute stehen und wo die Reise hingehen könnte. WWF-CEO Thomas Vellacott diskutiert mit Vertretern der beiden grossen Detailhändler Coop und Migros, wo sie beim Klimaschutz stehen und wohin die Reise gehen soll. Die Runde leitet SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann. Die Ernährungswissenschaftlerin Christine Brombach von der Zürcher Hochschule ZHAW beleuchtet unsere Esskultur in Zeiten des Klimawandels. Die beiden Forschenden Lukas Fesenfeld und Maiken Maier werfen die Frage auf, wie die Transformation unseres Ernährungssystems hin zu mehr Nachhaltigkeit gelingen kann. Kabarettistische Zwischenrufe und Interventionen liefert das Duo «schön & gut». Der krönende Abschluss des Klimagipfels ist die Verleihung des «PRIX CLIMAT 2025». Ausgezeichnet werden Schweizer Bauernbetriebe, die sich besonders für eine klimafreundliche Produktion engagieren.
Rahmenprogramm für alle
Neben der Bühne wird es am Samstag ein kostenloses und vielfältiges Rahmenprogramm geben: Workshops zum Thema Fermentation, «Aus Liebe zum Essen» –die Ausstellung zum Thema Food Waste; «So tönt die Erde» – Ausstellung Sounding Soil; Autor und Foodscout Dominik Flammer öffnet rhetorisch die Schatztruhe des kulinarischen Erbes der Alpen; DOK-Film «Common Ground». Diverse Infostände und weitere Attraktionen bieten dem Publikum ein spannendes Angebot.