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Landquart - Igis - Mastrils
05.04.2025
03.04.2025 15:34 Uhr

Andreas Thöny als Gemeindepräsident angekommen

Andreas Thöny strebt für Landquart auch in Zukunft eine hohe Lebensqualität an. 
Andreas Thöny strebt für Landquart auch in Zukunft eine hohe Lebensqualität an.  Bild: E. Felix
Seit dem 1. Januar 2025 wird die drittgrösste Gemeinde des Kantons von Andreas Thöny geführt. Zeit also, um eine erste Bilanz nach hundert Tagen im Amt zu ziehen.

«In der ersten Zeit im Amt wurde ich von aussen noch ziemlich in Ruhe gelassen», sagt Andreas Thöny mit einem verschmitzten Lächeln. Er nahm sich Zeit, alle für die Gemeinde tätigen Mitarbeitenden (etwa 75 an der Zahl) im persönlichen Gespräch kennenzulernen. «Ich spürte sowohl seitens der Mitarbeitenden und auch bei den Leuten auf der Strasse eine hohe Erwartungshaltung. Aber auch eine grosse Loyalität.» Dabei ging es dem neuen Gemeindepräsidenten in den Begegnungen auch darum, herauszuhören, wo den Menschen der Schuh allenfalls drückt. Thönys Arbeitsstil wird im Gespräch schnell erkennbar: 1. Gut zuhören. 2. Genau analysieren. 3. Gezielt Massnahmen umsetzen. Und dabei stets flexibel bleiben, um sich den verändernden Umständen anpassen zu können. «Wir führen die Gemeinde Landquart im Geschäftsleitungsmodell. Deshalb haben wir die Aufgaben, Kompetenzen und Prozesse anfangs Jahr neu justiert und geregelt», erläutert Thöny.

Neues Leitbild erarbeitet

So wurde für die Gemeinde ein neues Leitbild erarbeitet. Und für den Gemeindevorstand klare Legislaturziele formuliert.  «Als Sofortmassnahme haben wir zudem eine Schulraumstrategie ge­startet.» Landquart mit rund 9300 Einwohnern und über 1000 Schülerinnen und Schülern wird in den kommenden Jahren deutlich mehr Unterrichtsräume benötigen. Ohne dass sich heute schon ein konkretes Investitionsvolumen abschätzen liesse, ist klar, dass sich der finanzielle Aufwand im zweistelligen Millionenbe­reich bewegen wird. Bevor weitere Investitionen getätigt werden, soll eine Strategie die Richtung aufzeigen. Als weitere Massnahmen wurden durch den Gemeindevorstand die Teilnahme am kantonalen Pilotprojekt PAT vereinbart und die Überführung des Forums Landquart in ein FLAG-Amt in die Wege geleitet. «Wir möchten das ‘Forum’ in Zukunft vermehrt für öffentliche Nutzung der Gemeinde positionieren.» Damit spricht Thöny auch die rege Tätigkeit mit rund 60 Vereinen an.

Drei Neue im Vorstand

Drei der sieben Mitglieder des Gemeindevorstands sind neu. Als strategisches Gremium mit Geschäftsleitungsmodell brauchte es eine Klärung des Führungsverständnisses und der Zusammenarbeit. Im Rahmen einer tägigen Retraite erarbeiteten der Gemeindevorstand und die Geschäftsleitung eine neue Organisationsverordnung. Sie regelt die Aufgaben und Kompetenzen und dient als Grundlage für eine gute Zusammenarbeit. Das letzte Leitbild der Gemeinde Landquart stammt aus dem Jahr 2004. Ein neues Leitbild soll der Fokussierung der Gemeindeentwicklung dienen. Der Auftrag wurde erteilt. Das Leitbild soll zusammen mit den Legislaturzielen bis Ende 2025 vorliegen. «Die finanzielle Situation der Gemeinde hat sich in den vergangenen Jahren stetig verschlechtert. Die Schulden stiegen an, während das Finanzvermögen abnahm», redet Thöny Klartext. Eine vertiefte Analyse des Finanzhaushaltes soll Aufschluss über notwendige Massnahmen geben.

An drei Standorten benötigt die Schule zusätzliche Unterrichtsräume. Bild: E. Felix

Steigende Schülerzahlen

«Unsere Gemeinde hat ein Schulraumproblem. Die Schülerzahl nahm in den vergangenen Jahren stark zu und sie wird weiter markant steigen. Der Schulraum reicht an den drei Standorten nicht mehr aus», bekennt Thöny. Deshalb wird ein vierter Standort evaluiert. Bevor weitere Investitionen getätigt werden, soll eine Strategie die Richtung aufzeigen. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Sonderschüler zu. Ein Pilotprogramm des Kantons geht das Problem an. Es heisst PAT. Belastete Familien mit Neugeborenen werden durch Fachpersonen begleitet. Die Gemeinde hat eine Vereinbarung mit dem Kanton und Pro Junior unterzeichnet. Schliesslich ist der Betrieb des Forums Landquart als Tagungszentrum vor zwei Jahren von der Gemeinde übernommen worden. Es gelte nun, nach der Aufbauphase dem Betrieb mehr unternehmerische Verantwortung zu übergeben, sagte Thöny. Ab 2026 soll das «Forum» mittels Leistungsauftrag und Globalbudget geführt werden. Das Departement des Gemeindepräsidenten umfasst ein breites Aufgabenfeld. Dazu gehören die Bereiche: allgemeine Verwaltung, Finanzen und Steuern, das Forum Landquart, dann der Bereich Industrie, Handel, Gewerbe. Ferner Information und Kommunikation, das Personalwesen, die Raumplanung, das Thema Region sowie Standortmarketing und Tourismus. Momentan arbeitet Thöny im Vollpensum.

Auf die Frage, in welche Richtung sich Landquart in den kommenden zehn Jahren entwickeln werde, antwortet der Gemeindepräsident: «Ich bin ein Freund von Konzepten und Strategien. Wenn sich Landquart als regionales Zentrum mit Arbeitsplätzen und Konsummöglichkeiten weiterentwickeln will, gilt es drei Punkte besonders im Auge zu behalten. Erstens die Verkehrssituation, welche jetzt schon prekär ist.» Als Beispiel nennt er das enorme Verkehrsaufkommen in Stosszeiten im Bereich des Designer-Outlets. Als zweiten Punkt nennt Thöny, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Landquart als Arbeits- und Einkaufsort attraktiv bleibe.

Sozialer Zusammenhalt

Der dritte Punkt liegt ihm besonders am Herzen: «Es ist auch von zentraler Bedeutung, dass unser Dorf für die Einwohnerinnen und Einwohner eine gute Lebensqualität zu bieten hat.» Thöny nennt als Beispiel Begegnungszonen, um auch Veranstaltungen durchzuführen. Eine davon entsteht derzeit im Zentrum von Igis im Bereich des Rathauses, wo der Gemeindepräsident im Dachgeschoss sein Büro hat. «Der soziale Zusammenhalt in unserer Dorfgemeinschaft ist eines meiner zentralen Anliegen.» Den Ausgleich zur Arbeit findet Thöny in der Natur. Sei es beim Wandern oder Biken. Aber auch im Fitnesstraining oder beim Schwyzerörgeli-Spielen.

Ernesto Felix