Die 24-Jährige Athletin ist rückblickend glücklich mit ihrem vierten Platz im Mehrkampf und dem sechsten Platz im Weitsprung an den Europameisterschaften in Rom. Auch wenn der vierte Platz nie wirklich totale Begeisterung auslöse. «Im Nachhinein gesehen, war es eine tolle Leistung und ich bin sehr zufrieden, was ich dort zeigen konnte. Wichtig war jetzt einfach Anfang Jahr gesund zu bleiben. Für das hat die Grüscherin auch Abstriche gemacht. «In Sprungdisziplinen und im Hochsprung haben wir Einbussen in Kauf genommen, um sicher nichts zu riskieren. Das hat sich mega ausgezahlt und ich bin im Moment wirklich schmerzfrei und kann nochmals super trainieren.» Es sei schön gewesen zu sehen, dass sie fit sei, obwohl sie noch nicht in allen Disziplinen so trainieren konnte, wie sie es sich gewünscht hatte.
Siebenkampf und Krampf
Der Weitsprung sei schon immer ihre Kerndisziplin und grösste Stärke gewesen, bei der Kälin am meisten Punkte holen könne, aber schlussendlich gehöre mehr zu ihrer gewählten Sportart, dem Siebenkampf. «Es gibt schon Disziplinen, die man lieber hat als andere. Beispielsweise der 800 m tut immer weh. Den macht niemand wirklich gerne zum Abschluss. Doch wenn es dann vorbei ist, ist es umso schöner.» Luft nach oben sehe sie bei sich sicher noch beim Sperrwerfen und beim Hochsprung. «Ob es jetzt dieses Jahr oder erst nächstes besser wird in diesen Disziplinen weiss ich noch nicht. Aber das Ziel ist es sich jedes Jahr weiter zu verbessern. Und die Stärken weiter stärkt und bei den Schwächen sich verbessert.»
Ausgleich ist ganz gut
Um auf dem Weg zu den olympischen Spielen sich total auf den Sport fokussieren zu können, hat Annik Kälin sich entschieden, ihre Arbeit als Physiotherapeutin für den Moment auszusetzen. «Es war sehr cool, so viel Zeit zu haben und nicht noch arbeiten zu müssen nebendran. So konnte ich den Fokus auf qualitativ gute Trainings zu guten Trainingszeiten legen. Zudem konnte ich mehr Wert auf Erholung und Schlaf setzen. Das war schon sehr optimal, aber ich glaube ein bisschen ein Ausgleich tut einem schon auch gut. Darum denke ich, dass es schon auch wieder Phasen geben wird, in denen ich wieder mehr arbeiten werde oder Phasen in denen ich mehr den Fokus auf den Sport legen werde. Das werden wir aber sicher nach dem Jahr nochmals genauer anschauen.»
Dranbleiben und investieren
Nun geht es nicht einmal mehr eine Woche und zum ersten Mal in der Geschichte der olympischen Sommerspiele ist auch eine Prättigauer Athletin mit von der Partie. Es sei immer noch ein bisschen unwirklich, denn solche Spiele seien für sie immer ein grosser Traum gewesen. «Ich hätte wirklich nie damit gerechnet, irgendwann mal Teil davon sein zu können. Es macht viel Freude zu sehen, wie weit man es schon gebracht hat und was alles möglich ist, wenn man wirklich voll dranbleibt und viel investiert.» Es sei einfach schön, dass so etwas möglich sei. Doch das Motto «Dabei sein, ist alles» steht laut Kälin nicht auf ihrer Traktandenliste. «Ich gehe nicht nur um mitzumachen. Cool ist, dass ich mich in den letzten Jahren weltweit etablieren konnte. Wenn es gut läuft, liegt ein Diplomplatz oder eine gute Platzierung durchaus drin.» Nur schon die Teilnahme sei unglaublich und doch sogar noch in die Top 8 zu kommen und ein Diplom mit nach Hause zu nehmen, würde ihrer Karriere zusätzlich die Krone aufsetzen. Nach den olympischen Sommerspielen in Paris seien noch ein paar wenige Wettkämpfe geplant und es bleibe auch noch Zeit, um die Seele ein wenig baumeln zu lassen. «Ich habe ein, zwei Reisen geplant, bei denen ich einfach mal ausruhen werde. Ganz ohne Wettkämpfe und Trainings. Anschliessend wird der letzte Teil vom Praktikum absolviert. Im Januar/Februar bin ich dann fertig mit dem Studium und dann kann ich mich entscheiden, wie, wo, was.» Aber im Moment sei der Fokus total auf dem Sport, was auch dafür sorge, dass sie alle Beschäftigungen um den Sport herum plane. «Es ist dann schon schön, wenn ich wieder mal Zeit für anderes habe, aber im Moment ist der Sport das Highlight, die Olympiade motiviert und macht Freude. Wenn man es gerne macht, ist es immer einfacher.»