Bereits am Montag ist Annik Kälin in Rom angekommen und die Vorfreude sei sehr gross. «So hatte ich noch ein, zwei Tage um mich an zu klimatisieren. So konnte ich auch mal ins Stadion um zu trainieren. Ich fühle mich wirklich bereit und freue mich auf diesen Wettkampf.» In Italien hätten sie die Möglichkeit erhalten in einem Trainingsstadion zu trainieren, welches ein wenig ausserhalb sei. «Gleich beim Olympiastadion hat es nebenan noch ein Einwärmstadion. Dort gibt es auch noch ein Probetraining, bei dem auch noch ein Starter dabei ist. Damit man mal das Startkommando hören und sogar mal einen Start miterleben kann. Dadurch siehst du mal die Bahn, kannst schauen, wo der ‘Restroom’ ist, wo wir als Mehrkämpfer dazwischen auch mal eine Rückzugsmöglichkeit haben, wo wir uns erholen können. So konnten wir das nutzen, um mal einen Überblick vom Olympiastadion zu kriegen.»
Die Erfahrung läuft mit
Der Druck auf die aktuelle Schweizer Rekordhalterin im Weitsprung ist immens. Die 24-Jährige sagt, Training für den Kopf sei neben den ganzen sportlichen Betätigungen immer auch dabei. «Mit dem Druck umgehen kann ich, da der Erfahrungswert mir in die Karten spielt. Es ist in der Vergangenheit schon oft aufgegangen. Ich konnte Erfahrungen an Grossanlässen sammeln, weiss schon ein wenig, wie es abläuft… Ich glaube, das hilft einfach immer für den nächsten Wettkampf. Ich bin inzwischen deutlich gelassener bis zum Wettkampf hin. Die Nervosität kommt dann sicher noch, aber es ist nun jeweils mehr eine Vorfreude auf das Ganze.» Die Chancen auf eine Medaille sieht Kälin positiv, auch wenn die Konkurrenz nicht schlafe. «Es gibt sicher zwei Athletinnen, die viele Punkte machen könnten. Einerseits Katarina Johnson-Thompson und andererseits Nafissatou Thiam. Die dritte Medaille ist sicher ein wenig offener, die doch dann etwa zehn Leute gerne hätten», wie sich lachend erklärt. «Wenn alles perfekt aufgeht, dann darf ich sicher mit einer Medaille liebäugeln. Doch ich kann nicht beeinflussen, was die Konkurrenz macht und wie fit sie ist. Das Wichtigste ist einfach, dass ich meinen besten Wettkampf zeige und dann sehe ich, was möglich ist. Lässig ist sicher, dass ich am Dienstag und Mittwoch noch den Weitsprung habe. Dort ist in einem Final relativ viel offen und da hat es Springerinnen, die schon sieben Meter gesprungen sind. Wenn diese das abrufen, könnte es schwierig werden. Wenn ich aber meine Leistungen abrufen kann, könnte eine Topplatzierung drin liegen.» Es gebe schon ein, zwei Athletinnen, welche die EM auslassen, um sich für die olympischen Spiele zu schonen, doch dies sei eher die Ausnahme. «Zwei Holländerinnen fehlen, die vorne dabei sein könnten. Aber sonst ist der Grossteil hier.»
Wir sind stolz aufeinander
Nach der Leichtathletin-EM steht in Kürze eine weitere Europameisterschaft an, nämlich die im Männerfussball. Annik Kälin schaut immer gerne auch anderen Sport, wenn es sich gerade ergebe. «Es gibt Sportarten, die ich lieber schaue als andere. Aber grundsätzlich verfolge ich alles ganz gerne.» Was sie auf jeden Fall verfolgt, ist, dass ihr Bruder Dario inzwischen in der ersten Mannschaft von Alligator Malans mitmischt und ihre Schwester Corinne kürzlich mit einem Kulturförderpreis ausgezeichnet wurde. «Es ist mega cool zu sehen, wie erfolgreich beide sind und wie viel Freude sie daran haben. Wir sind sehr stolz aufeinander, dass alle etwas für sich gefunden haben, was einem Freude macht und worin man weiterkommen kann. Wir hatten immer von Zuhause aus die Unterstützung der Eltern, dass jeder seinen Weg verfolgen durfte. Es ist einfach schön zu sehen, dass der Weg bei allen extrem weit geht.»