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Kultur
22.06.2024

Buchkritik: «Durchbruch» von Renato Marni und Doris Büchel

Bild: Christian Imhof
«Durchbruch - Mein Weg zur mentalen Stärke» heisst die Biografie vom Verkäufer und 18-fachen Taekwondo-Weltmeister Renato Marni, die er gemeinsam mit der Liechtensteiner Biografin Doris Büchel geschrieben hat.

Eher zufällig wurde bei einer Aufnahmesession für die Vilan24-Sonntagsgespräche ein Platz frei. Daraufhin fragte ich meinen Kollegen Beni Garrido, ob er noch einen Gast in der Hinterhand hätte. Wie es der Zufall wollte, wusste er tatsächlich jemanden, den er vom Kampfsporttraining in Davos kannte, nämlich Renato Marni. Dieser ist nicht nur seit 35 Jahren im Aussendienst als Verkäufer unterwegs, sondern zudem auch noch 18-facher Taekwondo-Weltmeister. Seine Sportart ist eine koreanische Kampfkunst, die oft als Kampfsport ausgeübt wird. Die drei Silben des Namens stehen für Fusstechnik (tae), Handtechnik (kwon) und Weg (do).

Ein Machertyp veröffentlicht Biografie
Beim Gespräch fühlte ich mich sehr wohl, da Marni ein sehr herzliches Charisma ausstrahlt und schnell zu einem interessanten Talkgast avancierte. Es war spannend für mich zu sehen, wie zwei komplett unterschiedliche Welten aufeinandertrafen. Marni nahm mich auf Augenhöhe in die Welt des Kampfsports mit. Dank dem ersten positiven Eindruck und den Umstand, dass ich Doris Büchel, schon länger für ihr kreatives Wirken bewunderte, freute ich mich sehr auf die Lektüre. Doch ich merkte beim Lesen schnell, dass der Davoser nicht von Anfang an ein Machertyp war. Als Kind sei er eher schmächtig und oft krank gewesen. Trotz Mobbing, welches ihn wegen seiner Herkunft als Italiener regelmässig begegnete und den zahlreichen, langen Spitalaufenthalten fand Renato Marni immer wieder die Kraft aufzustehen.

Viele Geschichten lauern noch
Die Biografie von Renato Marni macht Mut und motiviert, den eigenen Träumen zu folgen. Durch die vielen Bilder und den einfachen Schreibstil erhält man auch bei etwas sperrigen Themen wie dem Taekwondo eine Idee, welche Philosophie dahintersteckt. Das Werk ist allgemein kurzweilig gehalten und zeichnet mit Leichtigkeit nach, wie viel positive Gedanken zu einem besseren Leben beitragen können. Auch wenn ich bei gewissen Themen im Buch, wie beispielsweise seiner Scheidung nicht der gleichen Meinung wie Marni bin, ist er mir auch nach der Lektüre als inspirierende Persönlichkeit in Erinnerung geblieben. Einzig ein wenig störend fand ich die Zwischeneinwürfe von Doris Büchel. Diese beschrieben fast ein wenig zu detailliert, wie die Interviews zum Schreiben des Buches von statten gingen. Dies, auch wenn ich es durchaus interessant fand, unterbricht für mich den Lesefluss und hätte vielleicht auch kürzer abgehandelt werden können. «Durchbruch» ist ein Buch, welches gut zwischendurch gelesen werden kann und kurzweilig unterhält. Es zeigt, dass in vielen Menschen da draussen eine Geschichte lauert, die nur darauf wartet, endlich zu Papier gebracht zu werden. Somit ist das Geschäftsmodell von Büchel durchaus lobenswert. Denn die Erinnerungen stellvertretend für Menschen ohne Schreibtalent für die Nachwelt festzuhalten, hat etwas.

Christian Imhof