Bericht über eine aussergewöhnliche Begegnung. Als ich am Mittwoch vor einer Woche das Ortsmuseum betrat, sass der 94-Jährige bereits auf einem Stuhl und sein Blick verriet mir, dass es losgehen kann. Natürlich habe ich mich vor unserem Treffen schlau darüber gemacht, mit wem ich es zu tun haben werde. Unglaublich, was dieser Mann zeit seines Lebens alles auf die Beine gestellt oder wofür er sich stark gemacht hat.
Beruflich war Konrad Flütsch-Gansner als Landwirt und Volg-Geschäftsführer tätig. Daneben bekleidete er zahlreiche politische Ämter und pflegte ein äusserst reges Vereinsleben. «In meiner Funktion als Gemeindepräsident hatte ich viel Arbeit mit der Alp-melioration. Diese umfasste die Zusammenlegung von vier Alpen sowie den Bau einer Hütte mit Sennerei und Stall im Partnun-Stafel», begann er zu erzählen. Ebenfalls arbeitsintensiv sei die Melioration für den Bau der Strassen in St. Antönien-Castels und -Rüti gewesen. Auf meine Frage, was seine Motivation für die Ausübung all der Ämter war, antwortete er ohne Umschweife: «Verbesserungen für die Bevölkerung im Tal.»
Keine Lehre
Aufgewachsen ist Konrad Flütsch, der 1927 das Licht der Welt erblickte, auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit einem Bruder und zwei Schwestern. Seine Schulzeit dauerte acht Jahre. Weil sein Vater im Kriegsdienst war, und er sich deswegen um seine Mutter und die jüngeren Geschwister kümmern musste, konnte er keine Lehre machen. Ausser, dass er ein guter Schüler gewesen sei und deshalb später auch all seine Ämter problemlos ausführen konnte, sagte er nicht mehr dazu und wechselte das Thema. «Unser Hof war einer der ersten mit einem Motormäher», erzählte er sogleich. «Finanziert wurde dieser von meiner Grossmutter.» Dies geschah 1949. Sein Vater hätte der Maschine misstraut, weil er anfänglich davon überzeugt gewesen sei, dass mit diesem nicht gleich sauber gemäht werden könne wie von Hand mit einer Sense.