In Klosters sind im laufenden Monat Juli bislang mindestens 24 Schafe oder Lämmer dem Wolf zum Opfer gefallen – Anfang Monat in den Klosterser Alpen, diesmal im Schlappin auf der Börter-Alp. Nach dem ersten Zwischenfall hatte der verantwortliche Hirte seine rund 700 Schafe nach nur einer Woche Alpzeit zurück ins Tal geholt. «Eine Trotzreaktion des Schäfers», liess David Gerke von Wolf Schweiz damals gegenüber den Medien verlauten – eine Aussage, die den verantwortlichen Alpmeister Roman Marugg aus Klosters zur Weissglut bringt: «Herr Gerke soll einmal in besagtes Gebiet kommen und sich die Situation vor Ort anschauen, bevor er solche Unterstellungen verkündet», ärgert er sich gegenüber dem P&H. «Der Aufwand für Zäune und Herdenschutz ist im besagten Gebiet (Fergen) topografisch und logistisch riesig und vor allem nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen. Zudem haben die tangierten Bauern noch andere Aufgaben, als sich praktisch Tag und Nacht um den Herdenschutz zu kümmern.»
Risse trotz Herdenschutz
Dass Schafe trotz Herdenschutz gerissen werden, ist – auch in der P&H-Region – keine Ausnahme mehr: Der neuste Fall vom vergangenen Dienstag auf der Börter-Alp im Schlappintal zeigt, dass sogar vier Herdenschutzhunde und Teilzäunungen keinen garantierten Schutz vor Wolfsübergriffen gewährleisten können. Für Marugg ein Argument mehr, dass die Entnahme von Problemwölfen schneller und effizienter möglich sein muss, als dies mit den heutigen Regelungen der Fall ist. «Mit der aktuellen Bürokratie und Gesetzgebung hinken wir den aktuellen Fällen immer Tage oder Wochen hinterher oder können diese gar nicht erst lösen. Die Folge ist, dass immer mehr Bauern und Hirten ihren Job oder ihr Hobby an den Nagel hängen, die Alpen und Maiensässe verganden und die – an vorderster Front von den Tierschützern – gepriesene Biodiversität abhanden kommt.»
Touristischer Aspekt
Nicht unerwähnt bleiben darf laut Marugg auch der touristische Aspekt. Selbst wenn Herdenschutzhunde für Menschen ungefährlich seien, schränke deren Anwesenheit und Bellen die Bewegungsfreiheit und das Sicherheitsgefühl der Wanderer und Biker erheblich ein. Insbesondere für Wanderer mit Hunden sei das Passieren einer Alp mit Herdenschutzhunden äusserst unangenehm und vielleicht auch nicht ganz ungefährlich – zumindest für den Hund.
 
