«Ihre Rollentexte beherrschen ein paar Wochen vor der ersten Aufführung praktisch alle. Jetzt geht es darum, im Schlosshof die richtigen Positionen und Abläufe einzuüben», so Spielleiterin Giovanoli. Das Kopfsteinpflaster im Hof ist eine harte und unebene Bühne. Gutes Schuhwerk hilft, sich sicher zu bewegen. Immer wieder unterbricht Giovanoli die Probenarbeit. Sie korrigiert mit detaillierten Angaben die Agierenden. Bei Bedarf spielt sie selber vor, wie sie die Szene konkret haben will. Simona Candrian ist in der Rolle als Tochter Silvia in einer Liebesszene gefordert. Zusammen mit ihrem Geliebten, dem Untersuchungsrichter Andreas von Richenau (Christoph Steuble), sollen sie sich auf einem Stuhl näherkommen. «Stopp, so funktioniert das nicht. Ihr ‘versauft’ mir so vor dem Publikum. Nehmt besser eine Holzbank. Das gibt euch mehr Raum», so die Regisseurin. Gesagt, getan. Die Massnahme erzielt sofort die gewünschte Wirkung.
Erste grosse Rolle als Silvia
Für Candrian ist es die erste grosse Rolle. Seit 2021 macht sie in der Theatergruppe Bonaduz-Rhäzüns mit. «Schon während der Schulzeit hat mich das Theater fasziniert. Ich hatte meine Freude an Bühnenauftritten bei der Inszenierung eines Musicals an unsere Schule entdeckt.» Für die 27-jährige Pflegefachfrau ist das «Schauspielern» ein mega guter Ausgleich zu ihrem Berufsalltag im Spital, wie sie feststellt Wie kam die junge Laiendarstellerin zu ihrer Rolle im zwanzigköpfigen Via Mala-Team? «Ich war völlig überrascht, als mich Annina Giovanoli anfragte, ob ich beim freien Theater Haldenstein mitspielen wolle.» Sie musste nicht lange überlegen. «Annina schenkt uns grosses Vertrauen, sie lässt uns Spielraum, um Verschiedenes auszuprobieren. Sie legt zwar Wert auf Konzentration, Präzision und Timing. Dabei bleibt sie stets gelassen und kritisiert aufbauend», sagt Candrian über ihre Regisseurin. Dabei hat es Knittels Stoff in sich. Zum 40-jährigen Bestehen holte sich das freie Theater Haldenstein die Via Mala ins Churer Rheintal und erzählt Knittels Geschichte neu. «Die Natur dort oben ist alt. Sehr alt. Viel älter als der Mensch und sein Gedächtnis.» So eröffnet John Knittel seinen Roman; Via Mala, der innert kürze im Jahre 1932 zum Bestseller wurde. Innerhalb zweier Weltkriege kam es zu einer deutschen Auflage und die Geschichte der alten Sägemühle im Jeff der Viamala-Schlucht zog die Menschen in den Bann. Mehrmals wurde Knittels Stoff verfilmt und Jonas Lauretz, der Tyrann, von namhaften Schauspielern wie Gert Fröbe oder Mario Adorf verkörpert. Zum 55. Todestag des in Maienfeld begrabenen Schriftstellers greift die Bündner Theatermacherin Annina Giovanoli die Geschichte neu auf und bringt sie zum ersten Mal in der Bündner Theatergeschichte als grosse Freilichtinszenierung auf die Bühne. Gezeigt wird das Bergdrama mit einem Team von professionellen Bündner Schauspielerinnen und Schauspielern sowie Laiendarstellerinnen und -darstellern aus der Region Die werden von wundersamer Musik begleitet und ihre Geschichte in den alten Schlosshof von Haldenstein tragen. Mit von der Partie sind Annina Sedlacek, David Flepp, Christoph Steuble, Corinne Wittwer, Manuela Liver, Marlene Feurer, Monika Curschellas, Anita Mark, Ursin Derungs, Reto Giovanoli, Myriam Ludwig-Hilzinger, Simona Candrian, Jennifer Meier, Anita Dachauer, Lisa Travella, Orlando Romano Mark, Silvia Fischer , Agnes Faisst, Duo Campanula und Annina Giovanoli.
Schlosshof mit 130 Plätzen
Die Premiere wird am Donnerstag, 12. Juni, erfolgen Weitere Aufführungen sind am 13., 14.,17., 18., 19., 20. ,24. ,25. /,26. und 27. Juni. Die Vorstellung beginnt jeweils um 20.20 Uhr. Die nummerierten Tribünenplätze für 130 Theatergäste sind gedeckt. Es besteht eine Theaterbeiz und Abendkasse ab 19 Uhr. Weitere Infos unter: www.theater-haldenstein.ch