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Fideris
24.05.2025

Die Perle in der Soziallandschaft

Stiftungsratspräsident Harry Morgenthaler und Institutionsleiter Jürg Egli (v. l.).
Stiftungsratspräsident Harry Morgenthaler und Institutionsleiter Jürg Egli (v. l.). Bild: P. Müller
Seit beinahe 70 Jahren ist das heutige «Chinderhus Strahl­egg» für die Betreuung von Kindern in schwierigen Situationen eine feste Institution. Mehr denn je blicken die Verantwortlichen hoffnungsvoll in die Zukunft.

In seinen Anfängen wurde das Kinderheim «Daheim» privat geführt. Im Jahr 1956 wurde durch die kantonalen Behörden dem Gesuch der Gründerfamilie entsprochen, und so konnte das Haus schliesslich eröffnet werden.

Eine bewegte Geschichte

Im Frühjahr 1976 übertrug die damalige Leiterin Luzia ihrer jüngeren Schwester Hedy die Bewilligung zur Führung, welche diese 30 Jahre lang mit unglaublichem Einsatzwillen, rund um die Uhr, wahrnahm. So bot sie Kindern, welche aus verschiedensten Gründen ein neues Zuhause suchten und benötigten, eine neue Heimat. Dank grosszügiger Unterstützung aus dem Tal konnten immer wieder Sanierungsprojekte realisiert werden. 1991 erhielt die Institution den Namen «Chinderhus Strahlegg». Als Nachfolgerin übernahm Erika Jllien die Führung und engagierte sich fortan für das immer noch privat geführte Haus mit grossem Engagement. Die anstehenden Investitionen mussten noch ohne die Unterstützung der öffentlichen Hand bewältigt werden, bis neue kantonale Richtlinien im Herbst 2012 der Führung von privat geführten sozialpädagogischen Einrichtungen einen Riegel schoben. Dies war die Geburtsstunde der «Stiftung Chinderhus Strahlegg» im Frühsommer 2013. Diese setzt sich bis heute, zusammen mit der Leitung, für das Chinderhus ein und trägt so zu einem unver­zichtbaren Zuhause für Kinder in Not und nicht zuletzt auch zu einem geschätzten Beitrag an die Region und an die Gesellschaft bei.

Kleine Turbulenzen

Im Gespräch mit Stiftungsrats­präsident Harri Morgenthaler und dem Institutionsleiter des Chinderhuses, Jürg Egli, konnte der P&H einiges über die jüngere Geschichte, aber auch über die Entwicklung und die Ausrichtung für die nähere Zukunft erfahren. Seit nunmehr zwölf Jahren engagiert sich Egli in der Strahlegg, und aufgrund seines Alters beschäftigte sich der Stiftungsrat mit der Nachfolgeregelung. Dies führte 2024 zu Diskussionen im Gremium, auch über die künftige Ausrichtung und die Strategien des Chinderhuses – was schliesslich zu Austritten aus dem Stiftungsrat führte. In dieser verzwickten Situation war der kürzlich verstorbene Luzi Bardill die treibende Kraft, um das Schiff wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Auch sonst engagierte sich Bardill mit grosser Weitsicht und viel Herzblut für dieses Leuchtturm-Projekt. Ihn, den Kämpfer mit Weitsicht für diese gute Sache, zu verlieren, war für die Stiftung ein grosser Verlust. Der ehemalige Stiftungsratspräsident, Harri Morgenthaler, welcher früher zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde, was ihn auch heute noch mit grossem Stolz erfüllt, kehrte auf Anfrage von Luzi Bardill in seine frühere Funktion als Präsident zurück. Dadurch konnte der Stiftungsrat mit zwei jungen, engagierten Frauen, Nina Tromm (Grüsch) und Sofia de Anta (Davos), verstärkt werden, welche ihr Fachwissen einbringen und gleichzeitig auch einen Generationenwechsel einläuten. Zudem spielte Andrea Muzzarelli als «Finanzminister» in dieser Phase des Umbruchs eine ganz wichtige Rolle und trug wesentlich zur Stabilität und Kontinuität bei. Stets war er in diesem Gremium dafür besorgt, dass Ideen und Pläne aus finanzieller Sicht realisierbar bleiben konnten.

Nach Hause kommen – der Eingangsbereich nach der Schule. Bild: P. Müller

Auf zu neuen Ufern

Nach der Neukonstituierung des Stiftungsrats zeichnet sich auch für die Institutsleitung eine ideale Lösung ab, deren Bestätigung kurz bevorsteht. So soll einerseits die Kontinuität sichergestellt werden, der Weg für Neues aber nicht verbaut sein, denn der Wandel in der Gesellschaft betrifft auch das Chinderhus. Wenn oft von Fachkräftemangel gesprochen wird, so ist auch diese Institution dementsprechend herausgefordert. Umso erfreulicher, dass sich immer wieder Fachleute finden, welche mit ihrem persönlichen Engagement und ihrer Wertehaltung sich dieser anspruchsvollen Aufgabe stellen und so zu einem besseren, auch sicheren Leben der Kinder in der Strahlegg beitragen. Wer hier arbeitet, tut es nicht ausschliesslich der Arbeit wegen, sondern bringt viel persönliches Engagement und den Willen für den Dienst an der Gesellschaft mit ein. So sind die zwölf Mitarbeitenden, auch mit Teilpensen, sowie die vier Springer – ehemalige Mitarbeitende, welche sich für besondere Einsätze bereithalten – Garant dafür, dass es den zwölf Kindern in ihrem Zuhause auf Zeit gut geht. Aus ihrer persönlichen Situation heraus suchen diese jungen Menschen nach Anerkennung und nicht zuletzt auch Sicherheit und Geborgenheit, was ihnen durch die ausgeprägte Empathie aller Mitarbeitenden auch zuteilwird. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Chinderhuses besuchen je nach Schulstufe den Regelunterricht in Fideris oder Schiers. Auch nach der offiziellen Schulzeit werden sie auf ihrem Weg in die Berufswelt beraten und begleitet. Durch eine positive Herangehensweise, sowohl im Chinderhus als auch in den entsprechenden Schulen, können die Kinder in einem natürlichen Umfeld aufwachsen, in welchem sie gemäss Leitbild des Chinderhuses an einem lebensfrohen und erlebnisreichen Ort zuhause sein können und ernst genommen werden.

Im Tal zuhause

Nicht nur die Kinder, welche im Chinderhus wohnen, sind hier willkommen und können sich zuhause fühlen. Genauso ergeht es der «Stiftung Chinderhus Strahl­egg». Die Verantwortlichen spüren die Verbundenheit mit dem Ort, mit dem Tal, oft sogar weit darüber hinaus. Ein wichtiger Aspekt für Morgenthaler ist, dass die Verbundenheit im Tal und der Region sichtbar wird, nicht zuletzt durch das Engagement der beiden Frauen, welche neu im Stiftungsrat Einsitz nehmen. Neben der offensichtlichen Anerkennung für diesen wichtigen Dienst an der Gesellschaft findet nebst der kantonalen Finanzierung immer wieder auch ein Zustupf den Weg nach Strahlegg. Sei es eine Kollekte, sei es ein Erlös aus einer Veranstaltung oder gar ein Legat: Diese Mittel helfen mit, dass die Stiftung und die Institution den heutigen Anforderungen gerecht werden. Auch die Zukunft für diese immens wichtige Aufgabe kann so gesichert werden. Nicht nur für die Kinder, welche in der Strahlegg Unterschlupf finden, sondern auch für ihre Familien soll die Zuversicht weiterhin um die Ecke strahlen.

Peter Müller