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Nett schreibt Cheerleading-Geschichte

Nadja Nett (hinten links) und das erfolgreiche Schweizer Team.
Nadja Nett (hinten links) und das erfolgreiche Schweizer Team. Bild: zVg
Wenn Nadja Nett über Cheerleading spricht, beginnen ihre Augen zu leuchten. Die 27-Jährige aus Grüsch hat mit dem Schweizer Senior-Nationalteam an der Cheerleading-Weltmeisterschaft in Florida Historisches erreicht: Zum ersten Mal überhaupt holte ein Team aus der Schweiz eine WM-Medaille – Silber. Für Nadja Nett ein emotionaler Höhepunkt in einer Sportart, die sie seit über einem Jahrzehnt leidenschaftlich betreibt.

Alles begann 2013, als zwei Freundinnen sie auf ein neu gegründetes Juniorenteam in Chur aufmerksam machten. «Seitdem hat mich der Sport nicht mehr losgelassen», erzählt sie. Nadja Nett war Teil des ersten Juniorenteams Graubündens – und nun auch Teil des ersten Nationalteams, das den Sprung aufs Podest an einer Weltmeisterschaft schaffte. Eine Entwicklung, die sie mit grossem Stolz erfüllt. 

Cheerleading: Mehr als Klatschen und Pompoms

Cheerleading wird oft reduziert auf Tanz und Anfeuerungsrufe – so wie es in den meisten amerikanischen Filmen dargestellt wird. Doch die Realität sieht ganz anders aus: Bodenturnen (Tumb­ling), akrobatische Hebefiguren (Stunts), Pyramiden, spektakuläre Würfe (Baskets) und synchrone Sprünge gehören dazu. «Der Cheer-Part, den wohl die meisten aus den Filmen kennen, bei dem wir das Land anfeuern, dauert gerade mal 30 Sekunden», sagt Na­dja lachend. «Das, was wirklich beeindruckt, sind die akrobatischen Elemente.» Besonders faszinierend findet sie, dass im Cheerleading keine kreativen Grenzen gesetzt sind. Es kann immer ein höheres Level an Stunts erreicht oder eine Figur mit weniger Personen gemacht werden. «Das endet nie, immer kann es noch besser oder anders vorgeführt werden.» Kommt hinzu, dass Cheerleading sehr inklusiv ist: «Es braucht wirklich alle – unabhängig von Körpergrösse oder Figur. Ich bin mit 1.76 Meter eher gross und deshalb ein sogenannter «Backspot». Ich stabilisiere die «Flyer» von hinten. Die Kleinen, oft unter 1.50 Meter, fliegen durch die Luft. So hat jeder seine passende Rolle. Das sei etwas Weiteres, das sie am Cheerleading fasziniere.

Leidenschaft, Leistung – und ein voller Kalender 

Für die Vize-Weltmeisterin ist Cheerleading mehr als ein Hobby. «Ich trainiere etwa fünfmal die Woche in verschiedenen Teams. Zusätzlich gibt es monatlich ein Nationalteam-Camp, und auch im Verein trainieren wir pro Monat mindestens einmal an den Wochenenden.» Besonders ab Februar, wenn die Wettkampfsaison beginnt, bleibt nur wenig Freizeit. Wenn sie von ihrem Aufwand fürs Cheerleading spricht, bleiben nur noch einzelne Abende oder Wochenenden frei. Und das alles neben einer Vollzeitstelle als Hypothekarspezialistin auf der Bank. Denn die Randsportart zu betreiben, ist nicht ohne: Rund 5000 Franken hat sie die Teilnahme an den Weltmeisterschaften im Bundesstaat Florida gekostet. «Cheerleading kostet – auch im Nationalteam. Aber es ist es wert.» 

Nett zeigt stolz ihre WM-Medaille. Bild: zVg

Ein Sport der Gemeinschaft – und des Vertrauens 

Was es bedeutet, eine Person durch die Luft zu wirbeln und sicher wieder aufzufangen, kann man sich kaum vorstellen. «Das erfordert enormes Vertrauen von allen», sagt Nadja. «Man arbeitet monatelang zusammen, kennt jede Bewegung der anderen. Und wenn es dann klappt, fühlt es sich einfach grossartig an.» Die Weltmeisterschaften in Florida waren für sie ein richtiges Highlight. Zehntausende Athleten aus der ganzen Welt, fünf verschiedene Hallen, gefüllte Tribünen und der Auftritt im Schweizer Nationaltrikot in der grössten Arena. «Es war unglaublich laut, bei jedem Team wurde so richtig mitgefiebert, unabhängig von der Nation. Diese Gemeinschaft macht Cheerleading aus», erklärt sie euphorisch.

Ein Meilenstein für die Schweiz 

Dass sie Teil des Teams war, das für die Schweiz die allererste WM-Medaille gewinnen konnte, ist für Nadja Nett mehr als ein persönlicher Triumph. «Es ist ein riesiger Schritt für unsere Sportart. So viele Menschen haben uns geschrieben – das hat richtig etwas ausgelöst. Ich freue mich riesig, dass ich zu denen gehöre, die Cheerleading in der Schweiz ein Stück weitergebracht haben.» 

Tanja egli