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26.04.2025

Sina Fausch mit zwei Podestplätzen zum Saisonende

Speedfahrerin Sina Fausch mit Mutter Tania und Vater Thomas.
Speedfahrerin Sina Fausch mit Mutter Tania und Vater Thomas. Bild: E. Felix
Die Jenazerin Sina Fausch schloss kürzlich die Saison mit zwei zweiten Rängen an ihren letzten FIS-Einsätzen des Winters 2024/25 ab. Nur Weltcup-Podestfahrerin Malorie Blanc aus dem Wallis klassierte sich vor ihr. Obwohl die 19-jährige Prättigauerin schon 19 Podestplätze in FIS-Rennen auf dem Konto hat, fällt ihre Saisonbilanz für 2024/25 zwiespältig aus. Zwar machte sie weiterhin Fortschritte mit teils starken Resultaten. Doch erstmals wurde die Speedfahrerin vom Skiclub Larein von Rückenbeschwerden gebremst.

Angefangen haben die Probleme am 1. Januar 2025. «Ich dachte zuerst, es sei nur eine Verspannung», blickt Sina zurück. Die Ursache für ihre Rückenprobleme ist nicht klar. «Die Schmerzen waren weder eine Folge eines Sturzes, noch weil ich im Krafttraining übertrieben habe», sagte Sina am Stubentisch im Beisein ihrer Eltern. Vorübergehend musste sie auf Medikamente zurückgreifen. Natürlich haben sich die Eltern Sorgen gemacht. Mutter Tania fühlte sich ziemlich hilflos, ihre Tochter nicht unterstützen zu können. Vater Thomas – der Sina von klein auf als Coach und Trainer betreut – ergänzt: «Für uns war das Wichtigste, dass Sina gesund bleibt. Auch wenn sie drei, vier Wochen Pause in Kauf nehmen musste. Das ist viel gescheiter, als etwas zu verteufeln». Für ihn ist klar, dass sich Verletzungen im Spitzensport nicht vermeiden lassen. «Es geht darum zu lernen, mit solchen Situationen umzugehen», so der Vater. «Schliesslich soll Sina auch nach der Rennsport-Karriere ein gutes Leben haben.» Die junge Athletin bewies Geduld und Durchhaltevermögen. «Schliesslich war ich froh, überhaupt an den Junioren-Weltmeisterschaften in Italien starten zu können.» So erreichte sie in Tarvisio im Super-G den zehnten Rang mit wenig Rückstand aufs Podest. In der Abfahrt wurde sie auf der verkürzten Sprintabfahrt 19. Um den Rücken zu schonen, verzichtete sie auf den Riesenslalom. 

Shiffrin und Gut-Behrami

Fausch wirkt abgeklärt und reflektiert, weiss das Risiko trotz Ehrgeiz zu dosieren. Dabei kann sie auf eine ihrer Stärken, nämlich die hervorragende Fahrtechnik, zählen. Kein Wunder, auf ihre Vorbilder angesprochen, sagt die junge Jenazerin: «Mikaela Shiffrin und Lara Gut-Behrami beeindrucken mich sowohl fahrerisch als auch menschlich.» Mit starken Leistungen überzeugte die Athletin, welche dem B-Kader von Swiss-Ski angehört, auch an den Schweizer Meisterschaften der Elite. In der Abfahrt verpasste sie die Medaillen nur knapp und wurde Vierte. Im Super-G klassierte sie sich als Sechste und im Riesenslalom wurde sie Neunte. «Meine Saison 2024/25 war insgesamt zu inkonstant, obwohl ich mich in der Abfahrt steigern konnte», gibt sie sich selbstkritisch.

«Manchmal versuche ich vielleicht zu perfektionistisch zu fahren, statt die Ski einfach laufen zu lassen.» Dass sie den Speed durchaus mitnehmen kann, bewies sie beispielsweise im Europacup-Rennen von Kitzbühel, als sie im stark besetzten Super-G Zwölfte wurde.

In aerodynamisch perfekter Haltung rast Sina Fausch dem Ziel entgegen. Bild: zVg

Familie Fausch als Skiteam

Thomas Fausch hat Sinas grosses sportliches Potenzial schon früh erkannt und ihr als Kind die ersten Tore gesteckt. Er, der mehr als zwanzig Jahre als Unihockeytrainer wirkte, hat sich als Skitrainer quasi stets autodidaktisch weitergebildet. «Ich hatte am Anfang keine Ahnung von Skitechnik im Rennbereich. So habe ich mir ein Lehrbuch – und zwar ausgerechnet vom österreichischen Skiverband – angeschafft, um weiterzukommen», muss er heute lachen. Fauschs sind im Grunde genommen ein Familien-Skiteam, denn neben Sina ist auch eine der beiden jüngeren Schwestern rennmässig unterwegs. «Um professionelle Skirennfahrerin zu werden, braucht es nicht nur den nötigen Ehrgeiz, sondern auch Commitment», formuliert es die Prättigauerin auf ihrer Homepage (sinafausch.ch).

So hat die 19-Jährige schon über 25 000 Trainingskilometer und rund 400 Rennen in ihrer noch jungen Karriere absolviert. «Am liebsten fahre ich Super-G und Riesen-Rennen, sie sind meist technisch anspruchsvoller als die Abfahrten mit eher lang gezogenen Kurven.» In der Abfahrt machen Fausch auch Tempi über 130 km/h keine Mühe. «Man realisiert die Geschwindigkeit während des Rennens gar nicht so richtig», stellt die Prättigauerin nüchtern fest. Dass bei Speedrennen das Adrenalin eine Rolle spielt, stellt sie nicht in Abrede. Das Risiko fährt aber immer mit. Dies zeigt die zu Ende gegangene Saison in Zahlen: In Fauschs Speed-Gruppe von Swiss-Ski sind neun Fahrerinnen in die Saison 2024/25 gestartet. Sechs davon mussten mit zum Teil schweren Verletzungen die Saison vorzeitig beenden. Sina gehört in der kommenden Saison nochmals der Kategorie der Juniorinnen an und wird voraussichtlich wieder hauptsächlich im Europacup starten. Eine komplette Saison ist übrigens insgesamt mit einem finanziellen Aufwand zwischen 70 000 und 90 000 Franken verbunden. Dieser wird Hauptsächlich durch Swiss-Ski und den Ausrüster Head abgedeckt, jedoch nicht komplett. Deshalb sucht Sina einen Kopf-Sponsor. «Ideal wäre die Unterstützung von Unternehmen oder Personen mit Bezug zu unserer Region, allerdings sind wir offen», so Fausch. Neben dem Sommertraining, in das Sina bald wieder einsteigen wird, steht für sie noch der Abschluss der Kaufmännischen Ausbildung mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) am Sportgymnasium Davos an.

Ernesto Felix