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09.04.2025

Schwere Zeiten erfordern zusätzlichen Kampfgeist

Ist immer noch motiviert: Lea Meier.
Ist immer noch motiviert: Lea Meier. Bild: zVg
Die Biathlonsaison 2024/25 ist vorbei. Die Prättigauerin Lea Meier erlebte sie als schwierig. Vor allem gesundheitliche Gründe waren der Grund für stark schwankende Leistungen. Das war für sie aber keine neue Erfahrung, und deshalb will sie noch nicht aufgeben. Den Grund für die gesundheitlichen Probleme kennt Lea Meier allerdings auch nicht. Im Mai überlegt sie, wie es weitergeht.

Bei 19 internationalen Rennen ging Lea Meier an den Start. Der Auftakt war vielversprechend, ein 23. Rang im Einzel bei einem Weltcuprennen. Danach erkrankte sie, und das sollte sich mehrmals wiederholen. Auch zum Zeitpunkt des Gesprächs war sie krank. Entsprechend schaffte Lea Meier im Weltcup die Qualifikation für die Heimweltmeisterschaft in Lenzerheide nicht, war Ersatzläuferin. Danach schoss sie zwar vier Nuller in der Europameisterschaft und gewann eine Silbermedaille an der nationalen Meisterschaft. Doch diese Medaille bezeichnet sie als «Trostpreis». «Es war eine schwierige Saison, ebenso wie die letzten zwei bis drei Jahre», bilanziert sie und ergänzt: «Es hat nie alles gepasst, ich war immer wieder krank.» Gerne wüsste Lea Meier, woran es liegt, doch sie weiss es nicht, trotz zahlreicher Untersuchungen. «Vielleicht habe ich nicht das beste Immunsystem.»  

Zweifel und Motivation

Unabhängig von ihrer Ausgangslage will sich Lea Meier nicht unnötig «den Kopf zerbrechen». Sie versuche jetzt, abzuschalten und dann richtig zu handeln. «Ich habe mehrere Strategien versucht, um nicht mehr so häufig zu erkranken, doch bisher hat keine funktioniert», sagt sie und lässt keine Zweifel aufkommen, «dass es ein schöner Beruf ist». Es sei aber schwierig, sich zu motivieren, wenn es so läuft. Ihren grössten Erfolg feierte Lea Meier 2020, als sie im Einzel die Goldmedaille bei der Juniorenweltmeisterschaft gewann. Damals galt sie als Talent, doch inzwischen ist sie 24 Jahre alt und es stellt sich die Frage, wie lange man davon zehren kann. Mit dem Begriff «Talent» kann sie wenig anfangen. «Für mich klingt es wie ein Vorteil, ohne viel dafür zu leisten. Aber ich habe immer hart gearbeitet», sagt sie. Manchmal gehe die Rechnung auf, manchmal nicht. «Darauf kann ich stolz sein, selbst wenn ich jetzt meine Karriere beenden würde.»

Trainerteam als Partner

Doch aufgeben ist noch kein Thema, der Kampfgeist – welcher sie sportlich erst so weit gebracht hat – ist ihr trotzdem erhalten geblieben. Natürlich habe sie in schwierigen Situationen manchmal Zweifel, doch sie halte dagegen, «weil ich das, was ich jetzt mache, immer noch machen will». Als wichtigsten Partner bei diesem Kampf bezeichnet Lea Meier das Trainerteam. Gemeinsam hätten sie bereits nach einer Lösung für die Gesundheitsprobleme gesucht. «Es hat sicher mit meinem Körper zu tun, aber auch mit der Gestaltung des Trainings», analysiert sie. Jeder versuche, das Maximum zu erreichen, und dabei bestehe ein Risiko, über das Limit hinauszugehen. Diese und andere Gedanken sind die Grundlage für ihren Entscheid, wie es weitergeht. «Ich habe viele Ideen und Pläne, denn wenn man nichts ändert, ändert sich auch die Situation nicht. Ich versuche, viel umzustrukturieren, um das Momentum zu ändern.»

Die Nationaltrainerin über Lea Meier

Trainiert wird Lea Meier bei Swiss-Ski von Sandra Flunger. Die Österreicherin war von 2018 bis 2024 Trainerin des Schweizer Biathlon-Frauenteams, danach übernahm sie die Verantwortung für die geschlechterübergreifende Weltcupequipe der Schweiz. «Lea hat grosses Potenzial, das hat man bei der Jugend-Weltmeisterschaft 2020 gesehen, als sie Gold gewonnen hat. Das ist ein Qualitätsbeweis.» Auch der spätere fünfte Rang auf Juniorenstufe deute darauf hin. Im Weltcup seien die Erwartungen und die Konkurrenz aber riesig und die Anforderungen im Moment noch etwas zu hoch, trotzdem habe Lea Meier punktuell ihr Können bereits gezeigt. «Was noch fehlt, ist die Konstanz», sagt die Nationaltrainerin. Dazu hätten allerdings auch die eine oder andere Krankheit beigetragen. «Nach einer Erkältung dauert es zwei bis drei Wochen, bis der Körper wieder auf dem Stand von vorher ist», betont Sandra Flunger. Ihr Schiessergebnis habe sie letzte Saison auf ein stabiles Niveau gebracht, die Trefferquote sei heute höher. Läuferisch müsse sie sich jedoch noch weiter an das Weltcupniveau herantasten. «Beides muss gleichzeitig entwickelt werden.» Auf die Person Lea Meier angesprochen, spricht die Nationaltrainerin von einem Reifeprozess. Zuweilen sei sie sehr lebendig und aufgeweckt. Über die Qualität der Zusammenarbeit analysiert Sandra Flunger: «Lea Meier hat gerne klare Anweisungen und vertraut stark auf unsere Meinung.» Doch sie könne nicht in die Athletinnen und Athleten hineinschauen, diese müssten ihren Körper selber verstehen und lesen. 

Über Lea Meier

Die 24-jährige Lea Meier stammt vom Stelserberg und lebt heute in Lenzerheide. Ihren schulischen Abschluss machte sie 2021 an der Handelsmittelschule Davos – mit Bestnote. Es war ein Ausdruck ihres Ehrgeizes. Das internationale Debüt gab die Biathletin 2018 im IBU-Junior-Cup. Dem B-Kader von Swiss-Ski gehört sie seit 2019 an. Im Januar 2022 erlebte Lea Meier ihr Debüt im Weltcup und seit der Saison 2022/23 gehört sie dem Weltcupkader an. Bei der Heimweltmeisterschaft 2025 in Lenzerheide kam sie aber nicht zum Einsatz, zu ihrer grossen Enttäuschung – sie wurde «nur» als Ersatzläuferin aufgeboten. Ihr bisher grösster Erfolg ist die Goldmedaille bei der Jugend-Weltmeisterschaft im Einzel. Das war 2020.

Thomas Riesen