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Schweiz
26.03.2025

Hübsch machen für die Viehschau

Bibern erhält dank der «Hegauer Dorfjugend» eine Viehschau. Federführend dabei sind Philip Leu (l.) und Präsidentin Sophie Bührer.
Bibern erhält dank der «Hegauer Dorfjugend» eine Viehschau. Federführend dabei sind Philip Leu (l.) und Präsidentin Sophie Bührer. Bild: Ronny Bien
Im Reiat erwacht der Lenz und haucht neues Leben in die Dorfidylle. Während Kühe die Frühlingssonne geniessen und die Gärten bepflanzt werden, wächst zugleich die Vorfreude auf die erste Viehschau in Bibern, die am kommenden Samstag stattfindet. Organisiert wird diese vom jungen Verein «Hegauer Dorfjugend», der voll auf das Gemeinschaftsgefühl setzt.

Der Frühling erwacht allmählich, wie das Wetter aktuell zeigt. So auch in den ländlichen Gegenden, wie zum Beispiel in Bibern. Mitarbeitende des Tiefbauamts bereiten den Dorfspielplatz vor, in den Gärten herrscht langsam, aber sicher Hochkonjunktur. Mit Traktoren besattelt wird das Dorf hübsch gemacht. Bestimmt aus gutem Grund.

Auch die Milchkühe scheinen die Frühlingssonne zu geniessen. «Jetzt fühlen sie sich sehr wohl, doch ab 20 bis 25 Grad wird es ihnen zu warm», erklärt Sophie Bührer. Sie ist gelernte Landwirtin und führt seit mehr als zwei Jahren zusammen mit ihrem Ehemann Reto den nachhaltigen Familienbetrieb «Wagi’s Farm». «Kühe bevorzugen die Kälte und vertragen auch mal -20 Grad», führt sie ihre Erklärung fort. Unschwer zu erkennen: Die Milchkühe sind ihre grosse Leidenschaft. Villa räkelt sich gerade an der Kratzbürste und geniesst die Massageeinheit sichtlich. «Villa ist trächtig und vielleicht kalbt sie am Samstag. So ist es zumindest geplant», freut sich Bührer.

Bild: Ronny Bien

Trotz Verluste stark geblieben

Dazu gesellt hat sich auch Philip Leu, Forstwart aus Hemmental, der zugleich eine Rindermast betreibt. Bis vor sechs Jahren hatte auch er Milchkühe bei sich, gab diesen Betrieb jedoch auf. «Wir wählten diese Option, weil der Milchpreis die Kosten nicht mehr deckte», bedauert Leu noch heute diesen Schritt. Auch Sophie Bührer dachte kürzlich daran, die Milchbewirtschaftung aufzugeben, doch aus anderem Grund: Die Blauzungenkrankheit trieb vergangenes Jahr ihr Unwesen, sechs Kühe und acht Kälber fielen dabei zum Opfer. «Da macht man sich schon Gedanken, wenn dir die Tiere wegsterben.» Doch Familie Bührer blieb stark. Der Milchbetrieb ist das eine, zugleich bewirtschaften sie mit Ruedi Bührer eine Freilandeierproduktion mit über 18 000 Legehennen sowie ihren «Wagi’s Hofladen», in dem rund um die Uhr eingekauft werden kann. Im und ums Haus der Bührers ist jedenfalls immer was los.

Dorffestcharakter

Etwas mehr los sein soll auch in den Dorfgemeinden. «Im ganzen Hegaugebiet kennt man sich, aber verbindet sich doch nicht so richtig», erzählt Sophie Bührer. Sie trommelten vergangenes Jahr die Jungen zusammen und gründeten den Verein «Hegauer Dorfjugend». An die 20 Mitglieder haben sich inzwischen angeschlossen. Leider noch niemand aus den deutschen Nachbardörfern, was wohl dem fehlenden ÖV-Angebot geschuldet ist. Denn der Verein soll den Zusammenhalt stärken mit Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen. Eine solche steht nun unmittelbar bevor. «Das ist der erste öffentliche Event», entgegnet Philip Leu, der ebenfalls tatkräftig mitwirkt. Auf dem Feld neben der «Wagi’s Farm» wird am kommenden Samstag, 29. März, eine Viehschau durchgeführt. Dabei gibt es ab 12 Uhr leckeres Essen und ab 13.30 Uhr werden Kühe aus verschiedenen Kategorien gekürt. Zudem wird ein Kalber-Wetttrinken veranstaltet, was ein Riesengaudi verspricht. Kulinarische Leckereien und eine Abenddisco mit Bar und Dorffestcharakter inbegriffen. In Bibern steppt der Bär, pardon die Kuh.

«Kommen vom ganzen Kanton»

«Die Idee kam uns, weil im ganzen Kanton Schaffhausen keine einzige Viehschau stattfindet, was wir schade fanden», erklärt Sophie Bührer. Zuletzt fand 2017 in Barzheim eine Viehschau statt, die vom Zuchtverband organisiert wurde, wie sie sagt. «Im Dezember reifte das Projekt und wir verteilten allen umliegenden Betrieben persönliche Einladungen», fährt Philip Leu fort. Nach anfänglichem Zögern trudelten schliesslich doch noch genügend Anmeldungen ein. «Sie kommen sogar von Schlaate und Hallau», freut sich Leu. «Aus der Umgebung bringt jemand elf Kühe mit, andere eine bis drei.» Allerdings können aus den deutschen Nachbargemeinden aufgrund des Veterinärgesetzes keine Teilnehmenden dabei sein. Die Kälber dürften sich auf grosse Aufmerksamkeit freuen, gerade bei den Kindern, sind die beiden voller Vorfreude auf regen Andrang. «Der Spass soll im Vordergrund stehen und die Gemeinschaft gestärkt werden», strahlt Sophie Bührer mit Philip Leu um die Wette, worauf er entgegnet: «Wenn die Leute sagen, dass ihnen die Viehschau gefallen hat, ist das für mich genug Motivation, diese erneut durchzuführen.»

Am kommenden Samstag dreht sich in Bibern alles um das schönste Vieh im Kanton. Sophie Bührer (l.) wird die Viehschau nicht nur mitorganisieren, sondern auch mit eigenem Kuhpersonal teilnehmen. Bild: Ronny Bien
Ronny Bien, Schaffhausen24