Home Region Schweiz/Ausland Sport Agenda Magazin
Region
26.03.2025

Familien statt Hebammen entlastet

Erhalten nicht mehr Lohn: Die Hebammen in Graubünden.
Erhalten nicht mehr Lohn: Die Hebammen in Graubünden. Bild: zVg
Ende Februar ging eine Meldung von der Schweizerischen Depeschenagentur durch die Medien, die für einige Verwirrung sorgte. Auch bei uns in der Zeitung wurde ein Artikel zum Thema publiziert, der den Titel «500 Franken pro Geburt für Hebammen» trug. Wie sich jetzt herausgestellt hat, ist das neu gesprochene Geld vom Kanton eher als Entlastung der Familien und nicht als Bonus für die Hebammen gedacht. Die Lage in den Pflegeberufen bleibt weiterhin angespannt.

Im Artikel hiess es damals, dass «frei praktizierende Hebammen und Geburtshelfer in Graubünden neu vom Kanton eine finanzielle Vergütung für ihren Bereitschaftsdienst erhalten». Das teilte die Regierung damals mit. Sie wolle so die Versorgung in allen Regionen gewährleisten und für alle zugänglich machen. In der nächsten Zeile stand dann auch schon der Knackpunkt der Meldung, welcher von vielen Leserinnen und Lesern falsch verstanden wurde.

Finanzschwachen Familien wird geholfen

«Die Entschädigung für den Bereitschaftsdienst beträgt 500 Franken bei einer Hausgeburt oder Geburt im Geburtshaus beziehungsweise Spital. Für den Bereitschaftsdienst bei einer Betreuung zu Hause am Wochenbett beträgt die Entschädigung nach einer ambulanten Geburt 220 Franken, nach einer Geburt im Spital 150 Franken.» Wer den Artikel nun einfach überflogen hat oder vielleicht sogar nur die Überschrift gelesen hat, könnte jetzt denken, dass es grundsätzlich pro Baby neu 500 Franken bar auf die Hand der Hebamme gibt, was überhaupt nicht stimmt. Die Wahrheit ist, dass der Kanton Graubünden seit dem Jahr 2025 die Pikettdienstentschädigung der frei praktizierenden Hebammen übernimmt. Für diese hatte sich unter anderem auch der Verein Bündner Hebammen starkgemacht. Zuvor war es so, dass dieser Betrag von den Eltern selbst finanziert werden musste. Diesen zu verlangen, sei bei finanziell schwachen Familien nicht immer einfach gewesen, wie eine Hebamme, die lieber anonym bleiben möchte, im Gespräch mir erzählte. «Schon schwierig, die 150 Franken einzuziehen, wenn man bei jemandem zuhause ist, wo man sieht, dass es schon an allen Ecken und Enden fehlt.» Doch die Übernahme der Kosten durch den Kanton, wie sie zum Teil auch schon länger in anderen Kantonen praktiziert wird, habe eine Entspannung der Lage gebracht.

Es war vielleicht die Euphorie vieler Menschen, die beim Lesen der Meldung nun endlich erste Ergebnisse nach der Pflegeinitiative aus dem Jahr 2021 sahen. Doch leider wurden die Vergütungen nicht nach oben korrigiert. Am Betrag an und für sich hat sich absolut nichts geändert, das heisst, die kursierende Aussage, dass die Hebammen nun besser entschädigt werden, stimmt leider nicht. Geburtshelferinnen und Hebammen erhalten weiterhin für die acht Wochen nach der Geburt, in denen sie 24 Stunden am Tag für die frischgebackenen Eltern Pikettdienst leisten, 150 Franken Entschädigung. Wenn die Mutter und das Neugeborene ambulant aus dem Spital austreten, gibt es 220 statt die 150 Franken. Auf die 500 Franken, die plakativ von vielen Medien in die Höhe gehalten wurden, kommt man nur bei der Entschädigung für den Bereitschaftsdienst bei einer Hausgeburt oder einer Geburt im Geburtshaus. Dass eine Hebamme nun jedoch 500 Franken pro Geburt zusätzlich erhält und die Tätigkeit der Hebamme nun besonders lukrativ ist, bleibt somit leider noch ein Ammenmärchen. Doch vielleicht ist die finanzielle Unterstützung vom Kanton, der die Familien entlastet, zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.

Christian Imhof