Gerade bei der digitalen Kriminalität würden sich Täter und Daten oft im Ausland befinden, sagte Kripo-Chefin Barbara Hubschmid in einem Videostatement zur Kriminalstatistik am Montag. Bei kleineren Deliktsbeträgen stelle sich hier "natürlich die Frage", ob die Einleitung eines Rechtshilfeverfahrens gerechtfertigt sei, wenn nur wenig Erfolgsaussichten bestünden.
Auch die Ermittlungstiefe sei bei der Priorisierung zu berücksichtigen, so Hubschmid weiter. Bei einem Ladendiebstahl beispielsweise, bei dem die Täterschaft bekannt und der Deliktsbetrag tief ist, brauche es keinen "Riesen-Prozess". Hier sei eine schlanke Abarbeitung angezeigt.
Aufklärungsquote leicht rückläufig
Bei den Straftaten gegen das Strafgesetzbuch - darunter fallen Vermögensdelikte, Delikte gegen Freiheit, gegen Leib und Leben, gegen die öffentliche Gewalt und gegen die sexuelle Integrität - sank die Gesamtaufklärungsquote 2024 um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 42,5 Prozent.
Dies geht gemäss der am Montag veröffentlichten Statistik vor allem auf die Vermögensdelikte und die gegen Leib und Leben zurück. Bei den Sexualstraftaten hingegen konnte die Quote um 4,6 auf 90,2 Prozent gesteigert werden.
Fast überall gingen Straftaten zurück
Den grössten Anteil der Straftaten machten wie schon im Vorjahr die Vermögensdelikte aus. 6704 waren es an der Zahl. Das sind zwei Prozent weniger als 2023. Am häufigsten wurden dabei Diebstähle registriert, gefolgt von Betrug und Sachbeschädigungen.
Der Bereich der digitalen Kriminalität machte mit 1087 Delikten den zweitgrössten Anteil aus, wie aus der Statistik hervorging. Das sind fünf Prozent weniger als noch im Vorjahr. Bei 94,8 Prozent dieser Fälle handelt es sich um Cyber-Wirtschaftskriminalität. Einen starken Rückgang um 43 Prozent gab es bei den Cyber-Sexualdelikten.
Marihuana-Konsum dominiert in GR
Auch die Drogendelikte gingen stark zurück. 2023 waren es noch 1185 Fälle, 2024 zählte die Kripo noch deren 721. Am häufigsten wurden dabei Hanfprodukte konsumiert. Gehandelt wurde mehrheitlich mit sogenannten Stimulantien - also Kokain, Ecstasy, Amphetaminen etc. Im Zusammenhang mit Drogen registrierte die Polizei zwei Tote.
In den Bereichen der Widerhandlungen gegen das Ausländergesetz und den Sexualstraftaten zählte die Kripo 292 und 133 Fälle. Erstere gegen das Ausländergesetz nahmen um 14 Fälle leicht zu. Meistens geht es dabei um illegale Erwerbstätigkeit und Ein- bzw. Ausreise.
Die Sexualstraftaten gingen um 55 Fälle zurück. 20 davon betrafen sexuelle Handlungen mit Kindern. Den grössten Rückgang gab es bei den Vergewaltigungen. Diese gingen um 63 Prozent, von 16 auf sechs Fälle zurück.
40 Prozent der Delikte in Chur
40 Prozent aller Delikte in Graubünden werden in der Kantonshauptstadt Chur begangen, erklärte Hubschmid per Video weiter. Dies habe mit der Zentrumslast zu tun. Ausserdem gibt es in Chur nach wie vor eine offene Drogenszene. Dennoch gab es auch da einen Rückgang der Straftaten.
Eine weitere Zahl stach aus der Statistik heraus. So sind 78 Prozent der Täterschaft männlich. Das Verhältnis in Bezug auf die Herkunft hingegen ist gleich. So haben gleich viele ausländische Täter Straftaten verübt wie Schweizer.