16 Podestplätze hat das Schweizer Skicross-Team bei den Männern und Frauen in der aktuellen Weltcupsaison gesammelt. Kein Wunder also, dass Athleten wie Fanny Smith oder der ehemalige Weltmeister Alex Fiva zu den Favoriten auf Edelmetall zählen. Vom 21. bis 23. März kämpfen sie auf heimischem Schnee um den Weltmeistertitel. Doch für Vetsch steht eines im Vordergrund: «Wir müssen bei Bewährtem bleiben und nichts Unnötiges riskieren.» Der 37-jährige Prättigauer, selbst ein ehemaliger Skicrosser, ist seit über zwei Jahren Cheftrainer. Selbst ins Rennen gehen? Kein Thema. «Das kitzelt mich schon lange nicht mehr, aber als Trainer sind die Emotionen genauso hoch. Besonders bei einer Heim-WM.»
Druck? Ja. Aber auf viele Schultern verteilt
Ein entscheidender Vorteil für die Schweiz: Der Druck liegt nicht auf einer einzigen Person. Das Team ist breit aufgestellt, und an einem guten Tag kann jeder der vier Männer und vier Frauen um eine Medaille kämpfen. In dieser Saison haben bereits fünf verschiedene Schweizer Athleten den Sprung aufs Weltcup-Podest geschafft: Alex Fiva, Ryan Regez, Saskja Lack, Talina Gantenbein und Fanny Smith. Vor allem Smith untermauerte mit ihren jüngsten Weltcupsiegen in Kanada ihren Status als Leaderin im Frauenteam. Mit 35 Weltcupsiegen und fünf WM-Medaillen gehört sie zweifellos zu den grossen Namen des Sports. Doch auch bei den Männern hat die Schweiz mit Alex Fiva einen Weltmeister am Start. Dennoch bleibt Vetsch vorsichtig: «Im Skicross gibt es keine sicheren Favoriten. Du kannst top in Form sein, aber im Rennen kann alles passieren.» Genau das macht den Sport so spannend – für Athleten und Zuschauer.
Teamspirit als Erfolgsfaktor
Grossgeschrieben wird im Schweizer Team auch der Zusammenhalt. «Wir pushen uns gegenseitig und haben grossen Respekt füreinander», sagt Vetsch. Das gilt für Athleten genauso wie für den Staff. «Wenn ich von zu Hause wegreise, freue ich mich jedes Mal mit dem Team, an jedem Tag alles rauszuholen. Es müssen nicht alle beste Freunde sein, aber es ist wichtig, dass jeder mit Freude und Ehrgeiz an die Arbeit geht.» Und auch die Lockerheit sei entscheidend: «Man kann nicht ständig nur an den Wettkampf denken, das würde einen mental kaputtmachen.» Dass das Team eine eingeschworene Einheit ist, merkt man von aussen sofort – auch wenn nicht alle Anekdoten «zeitungstauglich» seien, schmunzelt der Coach.
Mit Heimvorteil zum Erfolg
Seit zwei Jahren trainiert das Schweizer Team auf der Strecke in St. Moritz. «Wir haben lange nach einer weiteren Trainingsstrecke neben Saas-Fee gesucht und mit St. Moritz eine tolle Lösung gefunden», erklärt Vetsch. Besonders das Training im November, für das man früher in den hohen Norden reisen musste, sei ein enormer Vorteil. Die WM-Strecke selbst sei technisch nicht extrem anspruchsvoll, dafür mit vielen Elementen gespickt. Als grösste Herausforderung bezeichnet Enrico Vetsch das Wetter. Der Start auf 2695 Metern Höhe, deutlich über der Waldgrenze, kann durch Nebel oder Wind beeinflusst werden. Doch Vetsch bleibt gelassen: «Solange wir am Tag X sagen können, dass wir alles gegeben haben, bin ich zufrieden. Unsere Vorbereitung war top.» Im Endeffekt gibt es aber für das Schweizer Skicross-Team im Kampf um das erste WM-Edelmetall auf heimischem Boden nur eins: «Wir gehen dahin, um eine Medaille zu gewinnen. Bei den Männern, den Frauen und im Mixed-Wettkampf.»
Programmübersicht
Die Freestyle-WM fand bereits 1999 in der Schweiz statt. Jedoch war Skicross damals noch nicht dabei. Die Premiere geht mit der Qualifikation am 21. März los. Es folgen die Finals am Samstag, 22. März, und der Mixed-Team-Wettkampf am Sonntag, 23. März.