Im Gespräch mit der Trägerin eines Kultur-Anerkennungspreises 2025 des Kantons Graubünden, mit Anita Dachauer aus Saas, geht es um diese Wolken, aus welchen man fallen kann. Es geht aber auch um den Musikstil, welcher gemeinsam mit Lisa Travella entstanden ist. Zeugnis für den Erfolg ist nicht zuletzt der Auftritt an den Tastentagen 2025 in Klosters.
Überraschung und «warum ich?»
Kurz nach Bekanntwerden der Preisträgerinnen und Preisträger der Kulturauszeichnungen 2025 des Kantons Graubünden gratulierte P&H der Saaserin Anita
Dachauer zu ihrem Förderungspreis. Die Musikerin war sehr erstaunt darüber, da sie bis dahin keine Ahnung von ihrem Glück hatte. Sie fragte sich, wie sie zu dieser unerwarteten Ehrung gelangen konnte.
Was ist Volksmusik?
Anita absolvierte an der Hochschule Luzern ein Bachelorstudium mit Schwerpunkt Musik und Bewegung. Dabei realisierte sie bald, dass das Nachspielen von Stücken und vorgegebenen Takten auf Notenblättern nicht dasjenige war, welches sie suchte. Ihre Leidenschaft zum Komponieren und den eigenen Stil zu finden, begann zu wachsen. Allerdings brauchte es anfangs Mut, sich mit etwas Neuem, welches sich doch deutlich von der traditionellen Volksmusik abhebt, auf der Bühne zu zeigen. Ihr Dozent Markus Flückiger war über eine wichtige Zeitperiode hinweg derjenige, welcher sie unterstütze und förderte. Zugleich motivierte er sie, ihren eigenen Weg zu gehen.
Den Moment geniessen
Wenn Anita am Komponieren ist, so geniesst sie den Moment, spürt die Noten förmlich, welche sich zu einem neuen Stück zusammenfügen. Und wenn dann noch die Ideen von Lisa ins neue Stück einfliessen, so entstehe ein Werk, welches das Publikum fesseln und ins Thema einbinden soll; dies jedoch in einer Art und Weise, welche jegliche Interpretationsfreiheit offenlässt.
Anita ist sich durchaus bewusst, dass es von der herkömmlichen Volksmusikszene her Offenheit und Grösse benötigt, um einen von der etablierten, traditionellen Musik abweichenden Stil gelten lassen zu können. Umso mehr freut sie sich, wenn auch solche Interpretationen, wie sie diese seit acht Jahren zusammen mit Lisa Travella präsentiert, ihren Platz finden dürfen.
Das Duo Campanula als Marke
Anita betont während des Gesprächs immer wieder, wie wichtig der Anteil der Geigerin Lisa Travella an dieser unerwarteten Anerkennung ist. Lisa, welche von der klassischen Musik herkommt, wo Notenblätter etablierter Komponisten das A und O sind, liess sich auf dieses «Experiment Volksmusik» mit Anita ein. Die Örgeli-Spielerin schätzte das Echo der Geigenspielerin und so entstand der unverkennbare Musikstil des Duos Campanula. Die beiden Musikerinnen ergänzen sich auf der Bühne mit ihrer doch eher ungewöhnlichen Kombination von Geige und Schwyzerörgeli und begeistern durch ihr harmonisches Hin und Her. Natürlich werden die Noten auch aufgeschrieben, aber am Anfang geht es darum, das gewählte Thema zu hören, mit Tönen und Tonsequenzen zu erforschen und zu spielen. Und ebenso soll es dann dem Publikum an einem Konzert ergehen. Anita meint, dass die Zuhörerschaft den Titel des Stücks nicht nur vom Wort her, sondern auch vom Inhalt her, erzählt durch die Töne, wahrnehmen und mit eigenen Erfahrungen und Fantasien für sich beleben darf und soll. Nochmals auf das Thema «Volksmusik» angesprochen, meint Anita: «Unser Publikum ist ‘ü50’. Wenn unsere Musik diese Menschen berühren darf, so spornt dies an und macht Mut für Neues.»
Der Blick nach vorne
Anita und Lisa sind im Moment intensiv beschäftigt, sich auf die Aufführungen des Stücks «Via Mala» unter der Regie von Annina Giovanoli vorzubereiten. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass sich die beiden nicht im luftleeren Raum bewegen, sondern ihren Platz und ihre Anerkennung in der Kulturszene gefunden haben. Anita und Lisa geniessen die ihnen gewährte Freiheit, die Musik zu den Theateraufführungen selbstständig zu komponieren. Die Aufführungen können zwischen dem 12. und dem 27. Juni im Schloss Haldenstein besucht werden. Aber zuvor freut sie sich erst einmal über die ihr zugefallene Wertschätzung und Anerkennung: «Die Regierung verleiht Anita Dachauer einen Förderpreis. Die Volksmusikerin ist virtuos am Örgeli und im Gesang, sie baut die Instrumente für ihre Kunst und vermittelt Volksmusik und Tanz den Kindern.»