In der Abend-Session des dritten Tages stachen alle Schweizer Trümpfe. Angelica Moser (LC Zürich) flog mit 4,80 m zu Gold. Die Europameisterin im Freien ist somit zum zweiten Mal auch Europameisterin in der Halle. Nach je einem Fehlversuch über 4,70 m und 4,75 m meisterte die 27-jährige Andelfingerin die 4,80 m im ersten Anlauf. An diese Höhe kam keine Konkurrentin heran. Silber ging an die Slowenin Tina Sutej (4,75), Bronze an die Französin Marie-JulieBonnin (4,70).Moser egalisierte damit den Schweizer Hallenrekord von Nicole Büchler. Im Freien hatte sie den Schweizer Rekord im vergangenen Sommer auf 4,88 m gesteigert. An der Höhe von 4,89 m scheiterte Moser dreimal, als die Goldmedaille schon sicher war. Für die letztjährige Olympia-Vierte und nunmehr dreifache Europameisterin ist es die insgesamt elfte internationale Goldmedaille nach sieben in der Nachwuchskategorie. Auf Elite-Stufe sammelte die frühere Siegerin des UBS Kids Cups (2012) vier Grossanlass-Titel in Torun 2021 (Hallen-EM), Chengdu 2023 (World University Games), Rom 2024 (Freiluft-EM) und nun in Apeldoorn.
Annik Kälin mit Rekordsatz zu EM-Silber
Kälin mit Schweizer Rekord
Auch Annik Kälin (AJ TV Landquart) durfte sich über eine Medaille freuen. Die 24-jährige Grüscherin gewann Silber im Weitsprung, womit die Mehrkämpferin den Spezialistinnen eine Medaille wegschnappte. So liess Kälin überraschend die Favoritin Malaika Mihambo aus Deutschland hinter sich. Mit 6,90 m stellte Kälin einen Schweizer Hallenrekord auf. Sie übertraf die alte Marke (6,77 m), die sie in der Qualifikation egalisiert hatte, um 13 cm. Outdoor steht die Rekordfrau mit 6,84 m zu Buche.
Auf Hallen-Europameisterin Larissa Iapichino aus Italien fehlten Kälin lediglich 4 cm. Die Medaille ist ein verdienter Lohn für die dreifache Siegerin des UBS Kids Cups. Kälin hat sich seit ihrer Bronzemedaille an der EM 2022 in München als Mehrkämpferin kontinuierlich gesteigert. Doch erst nach zweieinhalb Jahren wurde die Leistungssteigerung wieder mit einer Medaille belohnt. Zuvor hatte der Olympia-Vierten im Mehrkampf mehrmals nur wenig zum (Medaillen-)Coup gefehlt.
Mehrkampf-Medaille für Ehammer
Simon Ehammer (TV Teufen) gewann Silber im Siebenkampf. Damit sicherte er sich die vierte Medaille an einem internationalen Grossanlass im Mehrkampf und die erste an der Hallen-EM. Der 25-jährige Appenzeller musste sich einzig dem Norweger Sander Skotheim geschlagen geben. Vor einem Jahr in Glasgow, als Ehammer Hallen-Weltmeister wurde, hätte Skotheim ihn beinahe noch abgefangen. Diesmal lag Ehammer vor dem abschliessenden 1000-m-Lauf nur 50 Punkte vor dem 22-Jährigen, der auf der Bahn eine beeindruckende Leistung zeigte und das Rennen für sich entschied. Mit 6558 Punkten stellte Skotheim einen Europarekord auf. Ehammer verbesserte mit 6506 Punkten den Schweizer Rekord um satte 88 Zähler und blieb ebenfalls noch über der alten Europarekordmarke. Der Athlet aus der «UBS Kids Cup-Generation» hatte am zweiten Tag mit 7,68 Sekunden im Hürdensprint die Führung im Zwischenklassement erneut an sich gerissen. Der Stabhochsprung endete remis, beide Athleten überquerten 5,10 m. Ehammer zeigte zwei gute Leistungen. Um Skotheim für den 1000-m-Lauf in Bedrängnis zu bringen, hätte es aber einen Exploit in den vorangegangenen Disziplinen gebraucht – so wie am ersten Tag im Weitsprung und im Kugelstossen. Da am Samstag Ditaji Kambundji (STB) bereits Gold über 60 m Hürden abstaubte, führte die Schweiz den Medaillenspiegel an dieser Hallen-EM vorübergehend sogar an.
Der Bündner William Reais (LC Zürich) konnte nicht an seiner Leistung vom Vorlauf anknüpfen. Der Schweizer Meister aus Untervaz musste in den 60-m-Halbfinals die Segel streichen. Er wurde in seiner Serie in 6,70 Sekunden Achter.
Mujinga Kambundji (STB) hat zum Abschluss am Sonntag dem Schweizer Team an der Hallen-EM in Apeldoorn (NED) die fünfte Medaille gesichert. Die Titelverteidigerin sprintete in 7,02 Sekunden mit Schweizer Saisonbestzeit zu Silber. Im Medaillenspiegel beendete die Schweiz die EM auf dem grossartigen 4. Platz.
Im Final wurde Kambundji zunächst wegen Zuckens vor dem Start mit einer gelben Karte verwarnt. Im zweiten Anlauf klappte der Start und die Bernerin zeigte einmal mehr, dass sie zu den besten Sprinterinnen der Welt gehört. In 7,02 Sekunden – der drittbesten Zeit ihrer Karriere – musste sie sich einzig der Italienerin Zaynab Dosso geschlagen geben, die in 7,01 mit Jahres-Weltbestzeit Gold gewann. Auch wenn sie gerne gewonnen hätte, weiss sie diese Leistung sehr gut einzuordnen. Im Wissen, dass eine EM-Medaille nie eine Selbstverständlichkeit ist. Mujinga Kambundjis Leistungsausweis ist beeindruckend: Silber in Apeldoorn ist ihre zehnte Medaille an internationalen Titelkämpfen, womit sie die mit Abstand erfolgreichste Schweizer Leichtathletin aller Zeiten ist.