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09.03.2025

«Holz isch heimelig»

Heizen mit Holz – nachwachsender Werkstoff und Energielieferant.
Heizen mit Holz – nachwachsender Werkstoff und Energielieferant. Bild: zVg
Dieser Werbeslogan aus den Achtzigerjahren ist bei vielen Leuten noch immer präsent. Damals bezog er sich nicht auf Holz für die Wärmeerzeugung, sondern vielmehr auf das ­Bauen und noch spezifischer auf den Innenausbau von Wohnräumen.

Gehölze zählen zu den ältesten genutzten Pflanzen und sind ein vielseitiger, insbesondere jedoch ein nachwachsender Rohstoff für die Weiterverarbeitung und zudem ein regenerativer Energieträger. Gegenstände und Bauwerke aus Holz sowie die Holzwirtschaft waren und sind ein Teil der menschlichen Zivilisation und Kulturgeschichte. Die Abholzung von Wäldern an den Küsten des Mittelmeers war einer der ersten grossen Eingriffe des Menschen ins Ökosystem. Diese Rodungen waren erste Schritte, um das zu grossen Teilen bewaldete Europa urbar zu machen.

Holz – von vielen Seiten betrachtet

Stapel mit Baumstämmen und gespaltenem Holz, kunstvoll gestaltete Parkettböden, Holzwände, verwitterte Chalet-Fassaden, gedrechselte und geschnitzte Kunstwerke, sie alle sind beliebte Fotosujets. Holz ist jedoch vielmehr – und stand bisher vor allem als Werkstoff im Bausektor im Fokus.

In vergangener Zeit diente dieses Material zumeist auch als Grundstoff für die Wärmeerzeugung. Wie heimelig war es doch, an einem kalten Winterabend sich auf der Ofenbank aufzuwärmen. Diese Anwendung trat nach der Elektrifizierung und der Förderung von Gas und Erdöl zunehmend in den Hintergrund. Mit dem Einbau von Cheminées im gehobenen Wohnungsbau ab den Sechzigerjahren wurde Holz als Wärmequelle wieder salonfähig.

Inzwischen ist Holz zu einem wichtigen Material im Zusammenhang mit der Wärmegewinnung geworden, nicht zuletzt deshalb, weil es ein nachwachsender, klimaneutraler Rohstoff ist.

Nutzung der Ressource Holz

Der Anteil der Holzenergie am Wärmeenergieverbrauch hat sich in der Schweiz seit 1990 vervierfacht. Dies ist eine grosse Erfolgsgeschichte, zu welcher verschiedene Interessengruppen in Zusammenarbeit mit Bund, Kantonen und Gemeinden massgeblich beigetragen haben.

Der Wald bedeckt rund ein Drittel der Fläche der Schweiz. Jedes Jahr wachsen rund 10 Millionen Kubikmeter Holz nach und aufgrund vorhandener Kennzahlen werden nur etwa zwei Drittel des jährlichen Zuwachses geerntet. So verfügt die Schweiz über ausreichende Holzressourcen, um die steigende Nachfrage als Baumaterial und für Holzheizungen zu decken. Die Holzressource bleibt so nicht nur langfristig verfügbar, sondern sie trägt auch zur Biodiversität und zur Stabilität der Waldökosysteme bei.

Heizen mit Holz

Die Ressource Holz ist wertvoll und muss so effizient wie möglich genutzt werden. Mit dem genutzten Holz und dem nach wie vor vorhandenen, ungenutzten Potenzial soll möglichst viel klimaneutrale Energie produziert werden, um einen wesentlichen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten. Verschiedene Formen von Holz und Nebenprodukten finden den Weg in die Wärmeerzeugung: Hackschnitzel, Pellets sowie Stückholz. Hackschnitzel bestehen aus grob zerkleinertem Holz und werden aus Restholz, Ästen oder minderwertigem Holz hergestellt. Pellets werden in der Schweiz aus Restholz aus Sägereien und Hobelwerken hergestellt.
Die entscheidende Herausforderung besteht darin, dieses Holz am richtigen Ort in den richtigen Anlagen zu nutzen. Dabei ist es wichtig, dass nicht nur das Holz genutzt wird, welches die Holzindustrie nicht braucht, sondern dass, wie bei den Pellets, auch Restholz, Sägemehl und Hobelspäne zur Wärmeerzeugung genutzt werden. Dies bedeutet, dass nicht extra Bäume gefällt werden, sondern die sogenannte Kaskadennutzung Anwendung findet. Dies ist ein Konzept, bei welchem der Rohstoff Holz möglichst effizient und nachhaltig genutzt wird, indem er in mehreren Stufen verwendet wird, bevor er als Energiequelle dient.

Mittlerweile sind Holzheizzentralen und Wärmenetze in Betrieb, welche ganze Quartiere mit Energie versorgen, die ersten bereits so weit, dass mit einem Ersatz die Optimierung der heutigen Wirkungsgrade als grosse Chance winken und die technologischen Fortschritte der letzten Jahre genutzt werden kann. Eine moderne Anlage benötigt viel weniger Holz zur Erzeugung derselben Wärme. Zudem ist die kombinierte Nutzung von Sonnenenergie, Wärmepumpen sowie Wärmespeicherung kein Hindernis mehr, um eine mit einer fossil betriebenen Anlage konkurrieren zu können.

In unserer Region hat die Holzindustrie einen sehr hohen Stellenwert. Was läge da näher, als die vor der Haustür wachsende Energiequelle zu nutzen, den im wahrsten Sinne des Wortes: «Holz isch heimelig.»

Peter Müller