Im April 2021 habe ich bei der Zeitung als Redaktionsleiter angefangen. Mein erster Einsatz fand in Fideris statt. Dort fand der Spatenstich für den Ausbau des Kinderhauses Strahlegg statt. Mit dabei neben der damaligen Gemeindepräsidentin Marianne Flury war auch Luzi Bardill, den ich schon von klein auf kannte. Ich wurde an diesem Tag herzlich aufgenommen und die Gewissheit, von gestandenen Persönlichkeiten akzeptiert zu werden, nahm mir meine anfängliche Nervosität.
Vom Reden und Zuhören
Auch bei späteren Veranstaltungen vom Hauseigentümerverband war ich gerne dabei. Das nicht nur, weil es immer einen feinen Znacht gibt, sondern vielmehr, weil Luzi Bardill zusammen mit Anje Thöny mit Leichtigkeit eine friedliche und gesellige Atmosphäre erschuf. Die Begrüssungen von Bardill, die er immer mit witzigen Anekdoten würzte, boten guten Stoff für Artikel und stahlen regelmässig den nachfolgenden Referenten die Show. Bardill, der viele Jahre als Schauspieler im Tal aktiv war, wusste natürlich aus dem Effeff, wie man wirkungsvoll auftritt und vor Leuten spricht. Doch Luzi verfügte über eine Gabe, die anderen Persönlichkeiten, die rhetorisch begabt sind, oft leider ein wenig abgeht: Er konnte richtig gut zuhören. Schon als Kind wusste ich, dass jeder in Jenaz, der ein gröberes Problem hat, sich bei Luzi Bardill melden konnte und es gemeinsam gelöst wurde. Sein Interesse an den Menschen war echt und die Gespräche mit ihm stets auf Augenhöhe. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn war es, der ihn seinen Beruf ergreifen liess, und das spürte man. Er hatte immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Leute und man musste auch keine Angst haben, wegen jeder kleinen rechtlichen Frage gleich eine saftige Rechnung zu erhalten.
Miteinander statt gegeneinander
Luzi war ein feiner Kerl, der viele Menschen mit seiner aufrichtigen Art berührt hat. Ich erinnere mich noch gut, wie er an einer Versammlung vom Hauseigentümerverband erwähnt hat, wie ihn der immer ruppigere Umgang der Leute untereinander störte. Und es stimmt: Allerspätestens seit Corona sind viele Leute egoistisch geworden und sehr auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Doch auch wenn Bardill in seinem Berufsleben wohl oft in menschliche Abgründe geblickt hat, hat ihn das nie von seinem Weg abgebracht. Es ist eindrücklich, wenn man sieht, wie viel er in seinem kurzen Leben für die Gesellschaft getan hat. Nicht nur beruflich, sondern auch in seiner Freizeit hat er aktiv vieles zum positiven Miteinander beigetragen. Sein Engagement für den Lions Club, das Kinderhaus Strahlegg, den HEV Prättigau, die Stiftung Johannes Walli und vieles weitere hat er nie an die grosse Glocke gehängt, denn er wusste, dass das Miteinander wichtiger ist als die Leistung einer einzelnen Person. Luzi Bardill bleibt mir als Inspiration in Erinnerung. Er hat erkannt, wie wichtig es ist, das Leben mit Erinnerungen statt mit dem Anhäufen von Statussymbolen zu füllen.