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Conters
01.03.2025

«Wir wollen die Kultur näher zu den Leuten bringen»

Sabine Rudolf baut aktuell in Conters ein Kulturhaus.
Sabine Rudolf baut aktuell in Conters ein Kulturhaus. Bild: Ch. Imhof
Im Herzen von Conters wird fleissig gebaut. In dem Gebäude, welches im Moment innen noch ausgebaut wird, soll die Kultur in Form von Lesungen, Konzerten, Theater und Ausstellungen ein Zuhause finden. Interessant dabei: Die beiden Initiatoren Sabine und Beat Rudolf sind beide keine Kulturschaffenden, sondern wollen mit dieser Institution der Gesellschaft etwas zurückgeben.

Vor 13 Jahren hat Sabine Rudolf ein Haus in Conters gekauft. Ursprünglich war dies einfach als Ferienhaus gedacht, wo sie sich am Wochenende nach einer stressigen Woche erholen konnte. Als Rechtsanwältin war sie über die Jahre in verschiedenen Industrieunternehmen tätig. «Zuletzt arbeitete ich für einen chemischen Vertriebshändler. Ich habe da die Rechtsabteilung für Europa, Asien und Südamerika geleitet und war dadurch auch viel im Ausland unterwegs.» Am Wochenende konnte sie dafür in Conters als Ausgleich ein idyllisches Leben geniessen. Vor acht Jahren zog es die Bayerin dann komplett ins Prättigau. Einen Einfluss hatte sicher auch ihr Mann Beat, der zu diesem Zeitpunkt noch in Igis wohnte. «Da wir bemerkten, dass es eben doch am schönsten in Conters ist, haben wir die anderen Wohnungen gekündigt und sind komplett hochgezogen. Wir sind dann von Conters aus zu unseren Jobs gereist.» Als die Pandemie auftauchte, bemerkten die beiden, dass diese Entscheidung goldrichtig war. 

Ausgehmöglichkeit  im Prättigau

Im Jahr 2022 wollte Sabine Rudolf eine Veränderung. «Ich wusste immer schon, dass ich irgendwann aussteige. Das möglichst, bevor ich zum alten Eisen bei einem Unternehmen gehöre.» Kurz vor ihrem 50. Geburtstag war es dann so weit. Sie leistete ihrem Traum Folge und gründete ihre eigene Kanzlei. Nach 25 Jahren in der Industrie habe es eine Veränderung gebraucht. «Ich bin spezialisiert auf Tierrecht. Ich mache ausschliesslich Fälle, bei denen es um Tiere geht.» Am Anfang habe sie das als Hobby nebenbei geplant, bis sie gemerkt habe, dass die Nachfrage grösser als erwartet sei. Ebenfalls vor drei Jahren habe sie mit ihrem Mann sich für das Kulturhaus entschieden. «Ich liebe es, in Conters zu wohnen, aber ich finde, das kulturelle Angebot im Prättigau ist durchaus ausbaufähig. Wir wollen eine weitere Möglichkeit schaffen, um im Prättigau die Kultur näher zu den Leuten bringen. Selbst im Prättigau gibt es viele Künstlerinnen und Künstler, die es wert sind, unterstützt zu werden. Auch ihnen wollen wir eine Plattform bieten.» 

Ein Haus für die Zukunft

Das Kulturhaus Conters werde gehalten von einer Stiftung, was viele Möglichkeiten eröffne. «Es ist so möglich, dass die Kunstschaffenden ihre Bilder bei uns aufhängen können, ohne dass sie dafür in finanzielle Vorleistungen gehen müssen.» Als Sabine Rudolf und ihr Mann sich entschieden, ein Kulturhaus zu bauen, war es ihnen wichtig, dass es sich ins Dorfbild einfügt und Ökologie und Naturverbundenheit eine grosse Rolle spielen. Dass es so lange gegangen ist, hat diverse Gründe. Es sei beispielsweise fast zwölf Meter tief gegraben worden. «Es ist ein sehr ökologisches Haus, hat Erdsonde, Solaranlage, Wärmepumpe und Energiespeicher. Es soll ein Haus für die Zukunft sein. Und das bringt natürlich einen gewissen Aufwand mit sich.» Geplant sei eine Eröffnung im September. Momentan werde innen noch ausgebaut. Die Pläne klingen vielversprechend. «Im Untergeschoss gibt es ein Atelier für Ausstellungen. Im Obergeschoss entsteht ein Veranstaltungsraum für Konzerte und Theateraufführungen.» Auf einer Ebene befänden sich Räumlichkeiten für Workshops und Seminare. «Das Haus soll vielseitig nutzbar sein, dass möglichst viele verschiedene Veranstaltungen dort stattfinden können, vom Yoga oder Meditationsseminar über Theaterstücke und Lesungen bis hin zu Konzerten und eben Ausstellungen.» 

Bild: zVg

Stiftung für Kultur und Tiere

Die kulturellen Institutionen im Prättigau können aktuell an einer Hand abgezählt werden. Rudolf sagt, dass sie sich sehr gut übergreifende Zusammenarbeiten vorstellen könne. «Wir sind selber Mitglieder in einigen Kulturvereinen. Das auch, um zu sehen, was die überhaupt machen. Ich sehe dabei kein Risiko, dass wir uns in die Quere kommen.» Das Kulturhaus Conters solle eher als Ergänzung statt als Konkurrenz wahrgenommen werden. Momentan besucht Sabine Rudolf möglichst viele kulturelle Veranstaltungen in der Region, um auch die Leute kennenzulernen, die schon im Kulturkuchen unterwegs sind. Selber in ihrem Kulturhaus auf der Bühne zu stehen, sei nicht geplant. Denn die ganze Leidenschaft für das Musische komme bei ihr nicht dadurch, dass sie selber male, schreibe oder anderweitig als Kulturschaffende aktiv sei. «Ich bin Geniesserin und Konsumentin. Ich wurde nahe an der Kultur aufgezogen und war schon als kleines Mädchen viel in Opern oder an Konzerten.» Die Kultur sei immer Teil von ihrem Leben gewesen. Die Stiftung, die das Kulturhaus trage, müsse zuerst noch gegründet werden. Sie setze sich zudem auch noch für das Tierwohl ein. «Das ist auch ein Bereich, an dem mein Herz hängt. Das Ziel soll sein, Projekte zu fördern, die das harmonische Zusammenleben von Tier und Mensch unterstützen und dabei die vielen Bereiche im Auge haben, in denen sich Mensch und Tier gegenseitig bereichern können.» Sabine Rudolf ist es zudem noch wichtig, zu betonen, dass diese Projekte oder auch das Kulturhaus nicht aus einer politischen Motivation heraus entstanden seien, sondern vielmehr da seien, um der Gesellschaft etwas zurückgeben zu können.

Christian Imhof