Der 23-jährige Jovin Gruber zählte lange zu den Nachwuchshoffnungen der Schweizer Langlaufszene. In der nationalen U16-Kategorie entschied er beispielsweise die Gesamtwertung für sich. Durch seine Vergangenheit kennt er mehrere der aktiven Athletinnen und Athleten bereits seit Kindesalter. Valerio Grond war lange Zeit zusammen mit Gruber im Skiclub und ist mittlerweile auch sein Jagdkollege. «Der Zusammenhalt in unserem Team – von den Servicetechnikern bis hin zu den Athleten – ist sehr gut.» So wird Jovin Gruber auch mal aufgefordert, sein ganzes Können auf der Loipe auszupacken. «In einer Runde verliere ich gar nicht mal so viel, aber danach ist mir dann kotzübel.» Seine Langlaufkarriere hat der gelernte Zimmermann wegen der Lehre an den Nagel gehängt – für Trainingslager hätte er all seine Ferien aufwenden müssen. Einer Elite-Profi-Karriere trauert Gruber aber nicht nach: «Als Spitzenathlet musst du auf so vieles verzichten. Da könnte ich nicht so in die Berge, aufs Velo oder auf die Jagd gehen, wie ich es jetzt kann.» Sich polysportiv zu betätigen, mache er viel zu gerne, um darauf zu verzichten.
100 Langlaufkilometer für Skitests
Als Servicemann bei Swiss-Ski verzichtet er zwar im Winter ebenfalls immer wieder auf andere Dinge. «Wenn ich dann frei habe, bin ich dafür einige Tage hier und kann mich beispielsweise Skitouren widmen», sagt der in Klosters wohnhafte Gruber. Im Team von Swiss-Ski ist er für die Skis von Anja Weber und Cyril Fähndrich, dem Bruder der erfolgreichsten Schweizer Langläuferin, verantwortlich. Insgesamt betreut er rund 70 Langlaufskis. Vor den Rennen testet er die Skis der Athleten und muss herausfinden, welche Präparierung zu den jeweiligen Verhältnissen passt. Am Beispiel der kommenden WM bedeutet das: Am Samstag vor Wettkampfbeginn nach Norwegen reisen und dann bis zum ersten Wettkampftag etwa viermal intensive Tests durchführen. So absolviert Jovin Gruber während des Winters eine ganze Menge an Langlaufkilometern: «Allein in der letzten Woche der Tour de Ski waren es etwa 100 Kilometer.» Das ist einer der Gründe, weshalb ihm der Job als Servicetechniker so gefällt: «Da kann ich jeden Tag meiner Leidenschaft nachgehen.»
Vom Athleten zum Servicetechniker
Ein gewisses Grundwissen in Sachen Ski-Präparation hat er sich bereits als Athlet selbst beigebracht. Einen Winter lang war er dann für den Bündner Skiverband im Rennbereich als Servicemann unterwegs. «Da habe ich viel gesehen und gelernt.» Danach wurde er von Swiss-Ski für den jetzigen Job angefragt. Zuerst war er allerdings lange unschlüssig, doch nun ist er sehr froh über diesen Halbjahresjob: «Das ist eine sehr schöne Arbeit. Vor allem jetzt, wo ich noch keine Verpflichtungen habe – das ist eigentlich schon ein Traumjob», sagt er mit einem Lächeln. Natürlich sei der Job auch anstrengend, besonders während der Weltcuprennen: «Wahrscheinlich mache ich das nicht mein ganzes Leben.» Mittlerweile ist es seine dritte Saison, nach Planica 2023 nun die zweiten Weltmeisterschaften. Damals gingen die Schweizer Athleten leer aus. Diesmal ist Jovin Gruber aber positiv gestimmt, dass es mit einer Medaille klappen könnte.
Wettercheck und Hirsch-Salsiz im Gepäck
Für Trondheim habe er mittlerweile schon das Wetter gecheckt – es verspricht warme Temperaturen. Was aber bereits jetzt klar sei: Am WM-Wettkampfort können die Bedingungen von einem Tag auf den anderen stark schwanken. Im letzten Winter fand in Trondheim bereits ein Weltcuprennen statt. «Da konnten wir servicetechnisch gute Erfahrungen sammeln», so Gruber. Mit nach Trondheim nimmt der Jäger übrigens auch seine Hirsch-Salsiz: «Ich bin etwas heikel, was Fleisch im Ausland betrifft – und schliesslich brauche ich genügend Energie, um einen guten Job zu machen», schmunzelt er.
Wetteinsatz: Glatze für WM-Gold
«Am nervösesten werde ich beim Klassisch-Teamsprint sein.» Dort sei es auch in Sachen Wachs am schwierigsten: «Allein von Skimarke zu Skimarke ist es im Klassisch-Bereich sehr unterschiedlich – die einen vertragen deutlich mehr Wachs oder Klister als andere.» Sein Ziel für Norwegen? «Wenn die Athleten mit den Skis zufrieden sind, bin ich es auch.» Das Ski-Nordisch-Fest in Norwegen wird traditionsgemäss so oder so grossartig. Und wer weiss – vielleicht gibt es abseits der Loipe noch einen besonderen Moment: «Ich habe Valerio versprochen: Wenn er den WM-Titel holt, rasiere ich mir eine Glatze.» Eine Wette, die Wintersport-Fans im Jahr 2025 durchaus bekannt vorkommen dürfte – und vielleicht erneut für goldene Momente sorgt.