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Schiers
19.02.2025

«Schiers darf nicht ohne Fasnacht sein»

Bald gibt es wieder Konfettiregen über der Bahnhofstrasse.
Bald gibt es wieder Konfettiregen über der Bahnhofstrasse. Bild: Ch. Imhof
Am 8. März findet die Schierscher Fasnacht statt. Diese gilt als Abschluss der fünften Jahreszeit in der Region und scheint bei Jung und Alt auf Anklang zu stossen. Und doch, wird es laut Martin Wieland von den Schierscher Narrä immer schwieriger, den Nachwuchs für das Organisieren einer solchen Veranstaltung zu begeistern.

«Jede Fasnacht ist auf ihre Art einzigartig», sagt der vielseitig engagierte Martin Wieland. Für die Schierserinnen und Schierser sei die Fasnacht wie ein Nach-Hause-Kommen. «An der Fasnacht in Schiers trifft man sich, und das auf eine witzige Art und Weise.»

20 Formationen – eine gute Mischung

Zu dieser familiären Atmosphäre an der Fasnacht in Schiers passt auch der Auflauf der Formationen, die sich jedes Jahr bei 20 einpendeln. Wieland weiss, wie wichtig die Mischung ist. «Die Kindergruppen sind beim Publikum speziell beliebt und an der Guggenmusik soll es nie fehlen.» Wie es im Moment aussehe, werden auch dieses Jahr um die 20 Formationen durch Schiers ziehen, wobei der Präsident der Schierscher Narrä erwähnt, dass sich Kurzentschlossene auch noch zwei Tage vorher melden dürfen.

Party mit Kitsch

Der Fasnachtsumzug in Schiers startet wie jedes Jahr traditionell um exakt 14.14 Uhr. Thematisch habe die Politik auch im vergangenen Jahr wieder einiges an Themen geliefert, um durch den Kakao gezogen zu werden, sagt Martin Wieland mit einem Lachen auf den Lippen. «Ich denke, man brächte einen Umzug von Schiers bis Landquart hin, wenn man jedes Thema aufgreifen würde.» Doch der traditionelle Umzug durch das Dorf sei nur ein Teil des ganzen Festes. «Anschliessend laden wir alle herzlich ein, ins Farbschulhaus zu pilgern, wo nach dem Umzug das traditionelle Monsterkonzert stattfindet.» Dort gebe es auch etwas zu gewinnen für die mit den ausgefallensten Kostümen. «Prämierung der Umzugsteilnehmer ist circa um 17 Uhr. Dort winken 300 Franken Preisgeld für den Ersten.» Um 20.30 Uhr werde dann die Türe geöffnet im Gemeindesaal. «Dort steigt dann die Party mit der Band Kitsch, welche voll abgehen wird.»

Bild: Ch. Imhof

Fragwürdig, auf Sensibilität zu setzen

Für die Schierscher Narrä sei die Fasnacht eine Herzensangelegenheit. «Nach dem drohenden Aus vor drei Jahren mussten wir handeln. Schiers darf nicht ohne Fasnacht sein.» Da im Prättigau ein Grossteil der Bevölkerung reformiert ist, löst die Fasnacht nicht bei allen Begeisterung aus. Dass man es nicht allen recht machen könne, weiss auch der höchste Narr. «Selbstverständlich akzeptieren wir die Meinung von Leuten, die sagen, dass die Fasnacht vor allem viel Lärm ist. Nicht alle Menschen mögen Guggenmusik. Doch einen kurzen Blick nach Schiers empfehlen wir allen.» Ein Kritikpunkt an solchen Festivitäten ist immer auch, dass unnötig viel Alkohol konsumiert wird. Sie setzten auf Spass mit Mass, wollten jedoch auch nicht Moralapostel spielen, sagt Wieland. «Während Mickie Krause und Co. durch die Boxen dröhnen, ist es schwierig oder sogar fragwürdig, auf Sensibilität zu setzen. Wir denken, dies ist nicht unser Auftrag.» Jedoch gelte: kein Alkohol an unter 16-Jährige und kein starker Alkohol an Personen unter 18 Jahren. «Dies setzen wir mit starken Kontrollen von uns und der Securitas um.»

Der fehlende Nachwuchs

Auf die Frage, wie es denn mit dem Nachwuchs bei den Schierscher Narrä aussieht, spricht Martin Wieland Tacheles und beschönigt nichts. «Irgendwie gelingt es uns noch nicht, die Jugend für den Verein zu gewinnen. Es wäre alles angerichtet und vorbereitet, doch heutzutage will niemand mehr etwas tun.» Sie als Verein appellieren immer wieder an alle Fasnächtlerinnen und Fasnächtler, sich einen Ruck zu geben. «Je mehr wir sind, desto weniger Arbeit ist es für jeden Einzelnen. Und neue Ideen sind immer gut.» Somit wird sich am 8. März zeigen, ob weitere junge Narren für den Verein gewonnen werden können oder ob die Fasnacht, wie vor wenigen Jahren, vielleicht schon wieder auf der Kippe steht.

Christian Imhof