Lisalis Enkelin, Antonia Dominioni, geriet ein fein säuberlich geschriebenes, mit Zeichnungen bebildertes Tagebuch aus der Jugendzeit der Schuderserin in die Hände. Daraus entstand ein Büchlein, welches Antonia in kleiner Auflage anfertigen liess und damit ihr Nani überraschte. Schnell waren die wenigen Büchlein weg.
Dem Wunsch vieler Leute entsprechend, denn Lisali ist ja keine Unbekannte im Tal, wurde das Projekt gestartet, ein richtig schönes Büchlein zu gestalten, welches dem schriftlichen Vermächtnis der Tagebuchschreiberin auch gerecht wird.
Geschichten, die das Leben schreibt
Kindheitserinnerungen aus dem Prättigau
In ihren Aufzeichnungen erzählt Lisali Frey vom Aufwachsen in einfachen Verhältnissen auf dem elterlichen Hof in Salfsch. Ihre Jugendzeit war nicht geprägt von elektronischen Medien und zu dieser Zeit war Schuders auch noch nicht ans Stromnetz angeschlossen. Einfache Spielsachen, so wie sie in der beinahe noch unberührten Natur vorhanden waren, dienten ihr und ihren Geschwistern zum Zeitvertreib. Dass dabei auch die Fantasie und der uneingeschränkte Schalk von Lisali begann, Blüten zu treiben, war unumgänglich.
Die ältere Schwester war die «Brave» und ging der Mutter im Haushalt zur Hand. Lisali und ihr Bruder waren die Heisssporne und immer wieder für eine «Lumperei» zu haben. So nimmt Lisali Frey den Leser der Texte und den Betrachter der zugehörigen Zeichnungen mit auf eine Zeitreise in die Epoche vor Mitte des letzten Jahrhunderts – in eine Zeit der kargen Lebensumstände und des herannahenden Zweiten Weltkrieges.
Mehr als nur ein Buch
Das nun erschienene Büchlein begleitet uns mit auf dem Schulweg von Salfsch nach Schuders und in die Schulstube selbst, wo sie mit ihrem Bruder und ihren Schulgspänli unzählige Streiche ausheckte. Die Aufzeichnungen von Lisali sind authentisch und strotzen vor Schalk und Lebensfreude, in Anbetracht der damaligen Verhältnisse für uns heute schwer vorstellbar. Sie meint dazu: «Solche Geschichten darf man nicht einfach erfinden, sonst ist es gelogen.»
Für ihre Enkelin Antonia war es insbesondere das Interesse an der Familie und ihrer Geschichte, welche sie dazu antrieb, den erhaschten Geschichten und Zeichnungen einen würdigen Rahmen zu geben. Zu ihren Tagebucheinträgen meint Lisali: «Ich wollte die Erlebnisse und Geschichten aufschreiben, damit sie nicht verloren gehen. Was nachher damit geschieht und wer sie liest, ist mir egal.» Und dennoch ist sie etwas stolz, wie sie sagt: «Im Innern», dass ihre Erlebnisse, nicht zuletzt dank ihrer Enkelin Antonia, in diesem hübsch aufgemachten Buch, nicht verloren gehen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich werden. So ganz zugeben will sie ihren Stolz nicht, aber insgeheim ist er halt doch vorhanden, denn es sind Geschichten, welche das Leben schrieb und welche Lisali Frey aufgeschrieben hat, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben. Dazu meint sie: «Diese Geschichten, wenn sie nun in solcher Form vorhanden sind, sind auch eine Art Vermächtnis an meine Familie und kommende Generationen». Damit wird mit diesem kleinen, hübschen Werk nicht zuletzt ein Stück Kulturgut des Prättigaus dokumentiert und erhalten.
Lisalis Alltag heute
Inzwischen schreibt Lisali keine Tagebücher mehr, was jedoch nicht heissen soll, dass ihr keine «Lumpereien» mehr in den Sinn kämen. Im Alter von 80 Jahren hatte sie und ihr Mann Hitti das Leben auf der Alp aufgegeben und zur gleichen Zeit wurde auch das Jagdgewehr an den Nagel gehängt. Allerdings, wenn das Wort «Jagd» fällt, werden Lisalis Augen ganz glänzend und sie blickt mit etwas Wehmut zum Schrank mit den Jagdwaffen hinüber.
Sie ist nach wie vor ein «gwundriger» Mensch, sie geht auf die Leute zu und ist eine willkommene Erzählerin am lokalen Stammtisch in der «Alten Post».
Lisali gehört zu Schuders und Schuders gehört zu ihr! Es hätte ihr schmerzlich gefehlt, wenn sie am vergangenen Neujahrsmorgen nicht hätte dabei sein können, wenn traditionsgemäss die Schuderser Frauen im Dorf von Haus zu Haus ziehen, um das Neujahr anzuwünschen.
Die Buchvernissage findet am
2. März um 14 Uhr im Restaurant «Alte Post» in Schuders statt.
Das Buch kann unter folgendem Link vorbestellt werden: www.exlibris.ch/de/buecher-buch/deutschsprachige-buecher/lisali-frey/wie-wir-die-huehner-anmalten-und-dem-dorfschullehrer-die-holzschu/id/9783952588765/