Es ist friedlich und ruhig im Haus im Rebhof 2 in Maienfeld. Während draussen vor dem Fenster die ersten zurückgekommenen Vögel ihre Schneisen ziehen, nimmt Carl Just am massiven Holztisch Platz. Er steckt sich eine Zigarette an und beginnt aus seinem bewegten Leben zu erzählen. Seit 2008 sei er pensioniert und geniesse die Ruhe in der Bündner Herrschaft. Während er noch als Reporter tätig gewesen sei, sei er eher selten zuhause gewesen. In gewissen Jahren habe er beispielsweise über sieben Monate im Ausland gearbeitet.
Die Hochformatkamera und das Lacunagebäude
Zum Journalismus sei er durch einen Irrtum gekommen, sagt der inzwischen 69-Jährige. «In der Kantonsschule in Chur mussten wir eine Klassenarbeit machen. Es ging dabei um die neugebauten Hochhäuser vom Domenig im Rheinquartier.» Er habe sich dann bereit erklärt, die Fotos für die Arbeit zu schiessen. Von seiner Mutter hatte er eine Grossformatkamera erhalten. Mit dieser habe er dann das Lacunagebäude fotografiert. «Das Format 6x9 hat mir wunderschöne Bilder geliefert, doch ich hatte keinen Projektor, um sie zu zeigen.» Gleich neben «Foto Vonow» am Kornplatz befand sich damals die Redaktion vom «Bündner Tagblatt». «Dann bin ich dort in die Redaktion und habe die Bilder gezeigt und der Redaktor Ruedi Henny war ganz begeistert davon und hat damit eine Seite gemacht.» Das Bild, welches unter der Schlagzeile «So sieht die Jugend unsere Stadt» erschien, habe ihm 300 Franken eingebracht, wovon 100 Franken für den Film draufgingen. «So habe ich gesehen, wie man mit dem Journalismus Geld verdienen kann.» Das war 1972. Ein Jahr später hat Carl Just die «Kanti» abgebrochen und sich mit diversen Jobs durchgeschlagen. «Ich hatte relativ viele Fehlstunden, deshalb habe ich dann die Übung abgebrochen.»
Durch Lawinenbilder nach Zürich
1974 im März begann er dann als Korrektor bei der «Bündner Zeitung», die damals noch nicht den Namen «Südostschweiz» trug. Im selben Jahr absolvierte er zudem von September bis Ende Jahr ein Volontariat bei «Die Tat». Ab 1975 arbeitete der Maienfelder dann als fester ständiger Mitarbeiter beim «Bündner Tagblatt», im Jahr darauf wechselte er zurück zur «Bündner Zeitung», wo er zwei Jahre blieb. Man kann also mit gutem Gewissen behaupten, dass Just sich im Lokaljournalismus die Sporen abverdient hat und er für Grösseres bestimmt war. 1977 stieg er dann als Reporter bei der «Die Tat» ein. Zu dieser sozial-liberalen Schweizer Zeitung kam Just wieder durch einen Zufall. «Es war ein Lawinenniedergang am Lukmanier, bei dem zwei Autos verschüttet wurden. Ich war gerade da, als sie ein Auto ausgegraben haben. Das hatte ich fotografiert und die Bilder an Roger Schawinski verkauft.»