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Politik hautnah erleben

Bild: zVg
Unter dem Motto «Politik hautnah erleben» erhielt die 3. Oberstufe Grüsch spannende Einblicke in die verschiedenen politischen Ebenen. Auf kommunaler Ebene erläuterte der Grüscher Gemeindepräsident Marcel Conzett die Herausforderungen der Lokalpolitik. Auf kantonaler Stufe ermöglichte uns Grossrat Thomas Roffler einen Besuch der Session im Grossen Rat. In Bundesbern nahm sich der Bündner Nationalrat Roman Hug Zeit, um uns durch die Ratssäle und die Wandelhalle zu führen.

Lokalpolitik

Am 23. Januar wurden wir, 24 Oberstufenschüler aus Grüsch, von Gemeindepräsident Marcel Conzett, Gemeindeschreiber Marco Willi und Schulrätin Kirstin Meier in der Gemeindekanzlei herzlich empfangen. Zu Beginn präsentierte Marcel Conzett spannende Zahlen und Fakten zur Gemeinde. So erfuhren wir unter anderem, dass pro Einwohner 138 Liter Wasser im Tag verbraucht werden oder dass auf dem Gemeindeboden aktuell 1571 Rindvieh lebt. Der Fokus lag jedoch auf der Lokalpolitik, wobei wir spannende Einblicke in die Aufgabenverteilung der Gemeinderäte erhielten und viele Fragen stellen konnten. Wir waren uns vor dem Austausch gar nicht bewusst, wie vielfältig diese Aufgaben sind. Marcel Conzett erklärte uns auch, dass die Gemeinde oft einfach umsetzen müsse, was vom Gesetz her vorgegeben sei. Der Gestaltungsspielraum sei oft nicht sehr gross, trotzdem erlebe er die Tätigkeit als sehr spannend und vielfältig.

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Nach dem theoretischen Block erhielten wir ein Brötli und eine Schoggimilch und waren so gestärkt für den kurzen Fussmarsch zum Werkhof. Dort konnten wir die verschiedenen Maschinen bestaunen und uns mit Roman Flütsch, dem Leiter der technischen Betriebe, sowie mit dem Förster Hanspeter Thöny unterhalten. Unter anderem erfuhren wir, dass die geplante Mehrzweckhalle zu einem grossen Teil aus einheimischem Holz gebaut wird. Es war wirklich toll, wie viel Zeit sich unser Gemeindepräsident und die anderen Gemeindemitarbeiter für uns genommen haben.

Kantonspolitik

Am Dienstag, 3. Dezember 2024, besuchten wir die Ratsdebatte des Grossen Rats in Chur. (Die P&H-Zeitung berichtete bereits darüber.) Am besagten Tag wurde das Kantonsbudget 2025 diskutiert, was für uns inhaltlich sehr kompliziert war. In der Pause erklärte uns Grossrat Thomas Roffler, dass auch dieses trockene Thema für den Kanton sehr wichtig sei und die Diskussion über Finanzen oft ein wesentlicher Bestandteil von politischen Debatten sei. Er nahm sich viel Zeit, um uns den Ratsbetrieb zu erklären und unsere Fragen zu beantworten. Zudem organisierte er, dass auch Regierungspräsident Jon Domenic Parolini einige Worte an uns richtete.

 

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Bundespolitik

Besonders freuten wir uns auf den Besuch im Bundeshaus, der am 4. Februar endlich Wirklichkeit wurde. Nach einem Sicherheitscheck, ähnlich wie am Flughafen, wurden wir von Nationalrat Roman Hug im Bundeshaus empfangen.

Die Führung begann in der imposanten Kuppelhalle, wo wir die kunstvollen Verzierungen an den Fenstern, die besondere Atmosphäre und die riesigen Statuen der drei Eidgenossen bestaunten. Die drei Eidgenossen heissen übrigens Werner Stauffacher, Walter Fürst und Arnold von Melchtal. Der weiche Teppich unter unseren Füssen mutete schon fast königlich an. Da während unseres Besuchs kein Ratsbetrieb stattfand, führte uns Roman Hug zunächst in den Nationalratssaal, wo er unser Staatskundewissen auffrischte. Es war ein besonderes Gefühl, auf den Sitzen der Nationalräte Platz zu nehmen und den Raum, den wir sonst nur aus dem Fernsehen kennen, aus dieser Perspektive zu erleben. Er erklärte uns die zahlreichen Symbole und Kunstwerke, die den Saal schmücken.

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Anschliessend schlenderten wir durch die berühmte Wandelhalle, die während Sessionszeiten von Politikern, Medienschaffenden und Lobbyisten für Diskussionen und Absprachen genutzt wird. Auf uns wirkte der prunkvolle Raum mit seinen massiven Baumaterialien, aufwendigen Malereien und grossen Fenstern so, als wären wir in einem sonnigen Land in den Ferien. Danach durften wir im Ständeratssaal Platz nehmen und Nationalrat Roman Hug mit Fragen löchern. Dabei erfuhren wir unter anderem, dass er nie Bundesrat werden möchte, da er dann kaum mehr Privatleben und Freizeit hätte. Zwar würden alle Politiker sagen, dass sie nie Bundesrat werden wollen, aber bei ihm sei es wirklich so. Seine Hauptmotivation in der Politik liege darin, die Freiheit in der Schweiz zu bewahren. Er möchte nicht, dass es immer mehr Bürokratie, Vorschriften und Einschränkungen gebe.

Ganz am Schluss zeigte uns Roman Hug noch den dritten Stock. Wir mussten ganz leise sein, weil dieser Bereich für Besuchergruppen eigentlich nicht vorgesehen wäre. Dort erwartete uns, nachdem wir eine schmale Wendeltreppe hochgingen, ein atemberaubender Blick über die Stadt Bern, den man von einem der Bundeshaustürme aus geniessen kann. Schliesslich verabschiedete uns Roman Hug mit einem Händedruck und wir traten die lange Heimreise an – mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck.

Fazit

Durch die Begegnungen mit Politikern auf Gemeinde-, Kantons- und Bundesebene konnten wir Politik hautnah erleben. Alle Politiker haben uns mitgegeben, dass es ein Privileg sei, in der Schweiz zu leben und politisch mitentscheiden und mitgestalten zu dürfen. Von diesen Möglichkeiten möchten wir auf jeden Fall Gebrauch machen, sobald wir volljährig sind.

Lina Niggli (Schülerin)