Home Region Schweiz/Ausland Sport Agenda Magazin
Kanton
05.02.2025

«Ds Radio vo do bliibt do»

Seit 6. Dezember wieder zurück: Radio Grischa.
Seit 6. Dezember wieder zurück: Radio Grischa. Bild: zVg
Radio Alpin Grischa von Roger Schawinski und Stefan Bühler kann nicht auf Sendung gehen. Das Bundesverwaltungsgericht in St.Gallen hat eine Beschwerde der Südostschweiz Radio AG gegen die Radio-Konzessionsvergabe für die Kantone Graubünden und Glarus gutgeheissen. Das heisst, bis im Jahr 2034 bleibt die Konzession bei Somedia, wie bis anhin.

Radio Alpin Grischa AG erfülle die Konzessionsvoraussetzungen nicht, heisst es in einer Mitteilung des Bundesverwaltungsgerichts vom Donnerstag. Deshalb erhalte die Südostschweiz Radio AG die Konzession für das Versorgungsgebiet «Südostschweiz – Glarus» bis 2034. Mit dem endgültigen Entscheid endet auch ein öffentliches Hin und Her zwischen der Familie Lebrument und Roger Schawinski. Dieses hatte am 11. Januar 2024 begonnen, als das Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) die Konzession für ein Lokalradio überraschend an die Radio Alpin AG von Roger Schawinski und Stefan Bühler vergeben hatte. Gegen diesen Entscheid reichte die Südostschweiz Radio AG Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht ein.

Ein Volontär zu viel

Wie es in der Begründung vom Bundesgericht heisst, sei die Voraussetzungen für eine Konzession, dass die Arbeitsbedingungen der Branche eingehalten würden. Dazu gehört, dass unter anderem das Programm grösstenteils von qualifiziertem und ausgebildetem Personal gestaltet werden müsse. Die Parteien seien sich einig, dass die Radio Alpin Grischa AG gemäss dem Konzessionsgesuch das «Mindestverhältnis der ausgebildeten zu den auszubildenden Programmschaffenden» nicht erfüllen würde. Konkret wird in der Musterkonzession ein Verhältnis von mindestens 3 zu 1 verlangt. Damit seien die Konzessionsvoraussetzungen nicht gegeben, so das Bundesverwaltungsgericht. Dieser Mangel wirke sich auf die Qualität des Radioprogramms aus. In einer ersten Reaktion schreibt die Radio Alpin Grischa AG am Donnerstag von einem «Skandalurteil». Allein weil das Gesuch entgegen den Vorgaben einen einzigen Volontär zu viel vorgesehen habe, sei die Konzession nicht gewährt worden. Dabei sei schriftlich angekündigt worden, diesen marginalen Punkt zu korrigieren. Mit dem Entscheid werde das Monopol einer Firma und einer Familie in einem ganzen Landesteil auf viele weitere Jahre zementiert. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts ist abschliessend und kann nicht beim Bundesgericht angefochten werden.

«Die Emotionen waren überwältigend»

Während im Gebäude beim Bahnhof City West momentan die Faust im Sack gemacht wird, sei die Erleichterung im Medienhaus kaum in Worte zu fassen, sagt Verwaltungsratspräsident Silvio Lebrument. «Die Reaktionen aus der Bevölkerung sowie von den Teams von Somedia waren schlicht überwältigend. Unser Dank gilt denn auch den vielen Einheimischen, Gästen und dem Radioteam, die uns in dieser herausfordernden Zeit mit ihrer Unterstützung den Rücken gestärkt haben.» Es sei ein immenser Druck, der bei der Belegschaft abgefallen sei. Lange sei die Zukunft nämlich ungewiss gewesen. «Nachdem wir gestern Morgen Gewissheit hatten, flossen Freudentränen und wir lagen uns in den Armen.» Am Nachmittag sei der besondere Moment mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Medienhaus gefeiert worden. «Die Emotionen waren überwältigend. Es war ein Erlebnis, wie ich es noch nie zuvor erfahren habe.»

Die Erfolgsgeschichte ­Grischa geht weiter

Aus dem Jahr der Ungewissheit habe das ganze Unternehmen sehr viel gelernt, sagt Silvio Lebrument. «Für mich war die Petition zum Erhalt der Konzession prägend. Auf den Strassen oder in Einkaufszentren habe ich mit vielen Leuten gesprochen.» Der Rückhalt sei immer spürbar gewesen. «Kaum jemand hat nicht unterschrieben, praktisch alle haben uns Mut zugesprochen. So sind innert kurzer Zeit 13 000 Unterschriften zusammengekommen.» Diese Erfahrung habe ihm einmal mehr gezeigt, was als Gemeinschaft bewegt werden könne, und dass es sich lohne durchzuhalten. Zurückgebracht hat die öffentliche Auseinandersetzung auch die Marke «Radio Grischa», welche seit dem 6. Dezember wieder on Air ist und «Radio Südostschweiz» abgelöst hat. Diese Marke wieder in den Vordergrund zu stellen und zu stärken, sei ein voller Erfolg gewesen. Es habe viel Zuspruch gegeben und auch das Radioteam habe tolle Arbeit geleistet. Der Konzessionsentscheid sorge dafür, dass die 37-jährige Erfolgsgeschichte von Radio Grischa fortgeschrieben werden könne.

Radio Grischa noch eine Weile auf UKW

Auch für das ganze Unternehmen sei es wichtig, weiterhin Informationen in die Wohnzimmer der Region senden zu können, sagt der älteste Sohn von Hanspeter Lebrument. «Als wichtiger Pfeiler der regionalen Information leistet das Radio einen bedeutenden Beitrag für Wirtschaft, einheimische Kultur und Sport. Gemeinsam mit der Zeitung und dem Regionalfernsehen bildet es das Fundament der klassischen Medien.» Sich auf den Lorbeeren auszuruhen, liege aber nicht drin. «Gleichzeitig bauen wir die digitale Medienzukunft auf, investieren erhebliche Energie und Ressourcen in dieses Vorhaben und setzen alles daran, die Region auch weiterhin erfolgreich mit hochwertigen Medieninhalten zu versorgen.» Diese werden nicht wie die von SRF noch eine Weile überall und nicht nur über DAB hörbar sein, wie Silvio Lebrument sagt. «Radio Grischa wird weiterhin per UKW in den Regionen von Walenstadt bis Ilanz, im Prättigau, in Davos sowie im Domleschg empfangbar sein.» In den übrigen Teilen des Kantons Graubünden habe Somedia, analog zur SRG, auf DAB+ und Internetempfang umgestellt. Ob sie durch die Umstellung neue Hörerinnen und Hörer generieren konnten, die sonst den Staatssender gehört haben, sei noch schwierig abzuschätzen, da die definitive Auswertung erst Ende Januar abgeschlossen sei. Was aber schon definitiv gesagt werden kann: «Ds Radio vo do bliibt do.» PS: Die Frontgeschichte mit Corina Egli-Thöny ist bereits vor dem Konzessionsentscheid entstanden.

Ch. Imhof