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Luzein - St. Antönien
05.02.2025
03.02.2025 14:11 Uhr

Sprache ist für mich Kultur, Heimat und Wurzeln

Corina Egli-Thöny moderiert auch regelmässig öffentliche Veranstaltungen.
Corina Egli-Thöny moderiert auch regelmässig öffentliche Veranstaltungen. Bild: zVg
Corina Egli-Thöny sorgt seit rund zehn Jahren dafür, dass der Prättigauer Dialekt auch im Fernsehen nicht zu kurz kommt. So lange arbeitet die Putzerin nämlich bereits schon bei TV Südostschweiz. Seit zwei Jahren hat sie zudem eine leitendende Funktion im Churer Medienhaus und sorgt dafür, dass alle Moderato­rinnen und Moderatoren beim Publikum die gewünschte ­Wirkung erzielen.

Sie sei in einem sehr medienaffinen Haushalt aufgewachsen, sagt Corina Egli-Thöny. «Bei uns zuhause wurde immer die Zeitung gelesen und die Nachrichtensendungen im TV fand ich auch schon früh spannend.» Neben der Freude an Neuigkeiten aus aller Welt habe sie auch sonst schon früh der «Gwunder» gepackt. «Ich war ein sehr neugieriges Kind und an vielen Themen interessiert, vor allem auch was andere Länder und Kulturen betraf.»

Kein Lampenfieber spürbar

Doch nur die journalistische Neugier alleine trieb sie nicht in die Medien. Schon in der Schulzeit habe sie bemerkt, dass sie im Gegensatz zu vielen Gleichaltrigen kein Problem damit hatte, vor Leute zu stehen und einen Vortrag zu halten. «Im Gegenteil, es hat mir sogar Spass gemacht. Im Gymnasium durfte ich einmal eine grössere Präsentation vor einem vollen Saal machen, welche mir sehr gut in Erinnerung geblieben ist.» Dieser sei ein bisschen ein Aha-Erlebnis gewesen, wie sie lächelnd erklärt. «Ich glaube, da habe ich das erste Mal gemerkt, dass daraus auch ein Job werden könnte.» Um vor Publikum oder vor einer Kamera die richtige Wirkung zu erreichen, brauche es vor allem Authentizität, sagt die Journalistin. «Wer eine Rolle spielt, wird schnell entlarvt. Zudem ist es auch wichtig, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, sondern viel mehr das Gegenüber.» Doch auch wenn das jetzt sehr ernst klingt, ein gewisses Mass an Humor und Schlagfertigkeit seien Eigenschaften, die auch als Moderatorin immer helfen können.

Jede Nachricht beginnt im Kleinen

Die Moderatorin Corina Egli-Thöny ist inzwischen weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt für ihren breiten Prättigauer Dialekt. Die Begeisterung, die ihr inzwischen entgegengebracht wird, musste sie sich aber über Jahre erarbeiten. «In Chur oder auch Zürich stiess ich mit meinem Dialekt oft auf fragende Gesichter und wurde für meine Sprache teilweise belächelt.» Das habe sie aber nicht vom Weg abgebracht. «Es hat mich nur darin bestärkt, meinem Dialekt treu zu bleiben. Denn Sprache ist für mich Kultur, Heimat und Wurzeln.» Bei den regionalen Medien sei es zudem erfreulicherweise ein Pluspunkt, da es ja ein Ziel sei, das ganze Gebiet abzudecken, mit allen wunderbaren Dialekten, die vorhanden seien. Mit ihrer unverkennbaren Art und Dem-sich-selber-treu-Bleiben hat es Egli-Thöny weit gebracht. Das Feuer für ihren Beruf hat sie dabei nie verloren. «Als Journalistin und Moderatorin lernt man gefühlt jeden Tag neue Menschen kennen und das macht mir immer noch grossen Spass.» Es gebe wenige Berufsgattungen, in denen man fast täglich die Möglichkeit erhalte, als Mensch zu wachsen, wie im Journalismus. «Es erweitert den eigenen Horizont und man erhält den Zugang zu Dingen, die einem vielleicht zu Beginn noch weit weg erscheinen. Zudem liebe ich auch den Lokaljournalismus.» Dieser wird laut ihr teilweise unterschätzt. «Aber er ist grundsätzlich sehr wichtig für unsere Demokratie, denn jede Nachricht beginnt im Kleinen. Und am Ende sollten wir wissen, was vor der eigenen Haustüre geschieht, um ein funktionierendes Zusammenleben gestalten zu können

Seit über zehn Jahren arbeitet Corina Egli-Thöny bei Somedia. Bild: zVg

Die Neugier bleibt gross

10 Jahre im selben Betrieb sind eine lange Zeit, vor allem in der schnelllebigen Medienbranche. Im Medienhaus fühle sie sich nach wie vor sehr wohl, sagt Corina Egli-Thöny. «Ich bin ein Mensch, der viel Wert auf sozialen Kontakt legt. Mein Team ist eine grosse Bereicherung und bringt mich jeden Tag mehrmals zum Lachen, so geht die Arbeit per se einfacher von der Hand.» Zudem mache der Betrieb einiges dafür, um die Mitarbeitenden bei der Stange zu halten. «Somedia bietet gute Arbeitsbedingungen mit zum Beispiel den 8-Stunden-Tagen und einer offenen Weiterbildungskultur sowie viel Freiheit bei der Umsetzung der eigenen Arbeit.» Einen Bachelor in Multimedia Production und einen Fachausweis als PR-Fachfrau kann Egli-Thöny inzwischen vorweisen. Das sind Fähigkeiten, die auch in der Privatwirtschaft sehr gefragt sind. Doch abgesehen von einem Teilzeit-Ausflug in eine Agentur habe sie sich nie explizit nach einem Tapetenwechsel gesehnt. «Dieser Einblick war sehr spannend und lehrreich. Ich habe aber gemerkt, dass mir der Kontakt mit den verschiedenen Menschen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sehr fehlt.» Der Journalismus biete ihr schlicht mehr Abwechslung und bringe sie an Orte, wo man nicht einfach so hingehen könne. «Aber auch hier gilt: Man muss Neues ausprobieren, um zu spüren, was wirklich wichtig und richtig ist. Daher möchte ich mich auch nicht auf ewig festlegen. Dafür ist die Neugierde schlicht zu gross.»

Das gesellschaftliche Leben darf nicht einschlafen

Neben ihrer Arbeit für Somedia packt Corina Egli-Thöny auch regelmässig in ihrer Heimat an. Ob beim Förderverein für die Burg Putz oder auch als Medienverantwortliche beim Prättigauer Alp Spektakel konnte sie in der Vergangenheit immer wieder Akzente setzen. Dort zu wirken, wo sie aufgewachsen sei und auch heute noch lebe, sei ihr eine Herzensangelegenheit. «Wie fest man an der Heimat hängt, merkt man doch erst, wenn man sie nicht mehr hat.» Mit gemischten Gefühlen erinnert sich die Moderatorin heute zurück an die sechs Monate im Jahr 2017, als sie bei SRF ein Praktikum machte. «Ich wohnte bei Freunden in Zürich, pendelte aber auch immer wieder ins Prättigau. In der Stadt habe ich gefühlt, wie sehr mir die Ruhe, die Leute und die Berge fehlten.» Für sie sei sofort klar gewesen: «Ich bin doch ein Dorfkind.» Zudem musste sie in der Medienwelt feststellen, dass es einige Vorurteile gegenüber den Prättigauern gab und immer noch gebe. «Das finde ich schade und möchte diese ein wenig aufbrechen.» So habe sie als Medienverantwortliche beim Alp Spektakel versucht, zwischen den Landwirten und den Medienschaffenden aus aller Welt das Verständnis füreinander zu fördern. Doch es sei hin und wieder ein Kampf gegen Windmühlen. «Ich spüre aber auch, dass heutzutage das Feuer bei vielen fehlt, um bei Vereinen mitzumachen. Das ist aus meiner Sicht eine bedauerliche Entwicklung.» So schlafe das gesellschaftliche Leben langsam ein und verlagere sich noch mehr in den Online-Bereich. «Dabei kann das Internet die realen Erlebnisse bei weitem nicht ersetzen.»

Ch. Imhof