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Hohe Kosten lassen aufhorchen

Visualisierung des alpinen Solarprojekts auf Madrisa.
Visualisierung des alpinen Solarprojekts auf Madrisa. Bild: P. Müller
In den vergangenen vier Wochen stand das Fotovoltaikprojekt «Madrisa Solar» immer wieder in den Schlagzeilen. Ausgelöst durch eine Interpellation von Klosterser Gemeinderäten, berichtete kürzlich auch das Regionaljournal von Radio SRF darüber.

Etwas verwundert über den Radiobericht, kam doch lediglich der FDP-Fraktionspräsident Johannes Kasper zu Wort – und die Gegenseite nicht –, versuchen wir mit diesem Bericht etwas mehr Licht in die angesprochene Thematik zu bringen.

Wo alles begann

Mit dem «Solarexpress» hat der Bund ein Instrument ins Leben gerufen, mit welchem die Winterstromlücke mit erneuerbaren Energien geschlossen werden soll. Eine hohe Bundessubvention und verkürzte Bewilligungsverfahren sollten Investoren dazu animieren, entsprechende Anlagen zu planen und zu bauen. Die Gemeinde Klosters sah sich in der Pflicht, Abklärungen zu treffen und auszuloten, inwieweit sie sich als «Energiestadt» in diesem Programm engagieren könnte. Die Verantwortlichen waren sich dabei von Anfang an bewusst, dass eine solche Investition nur mit geeigneten Partnern realisierbar ist.

Abklärungen des Bundes zeigten auf, dass sich Teile der Saaseralp oder des Madrisagebiets für eine Solaranlage bestens eignen würden. Es war naheliegend, mit Repower, dem Bündner Energieunternehmen, die Idee weiterzuverfolgen und schliesslich in ein Projekt zu überführen, welches vom Energiepartner vorfinanziert wurde.

Erste Kostenschätzungen, basierend auf Erfahrungswerten von Anlagekosten in tiefer gelegenen Regionen, führten zu einem ersten Wert von rund 45 Mio. Franken. In der Botschaft für den Entscheid durch die Stimmberechtigten wurde dabei jedoch bereits erwähnt, dass dieser Kostenrahmen nicht sakrosankt ist. Schliesslich fand die Vorlage am 22. Oktober 2023 die Zustimmung durch die Stimmberechtigten der Gemeinde; dem Grundsatzentscheid stimmten knapp 58 % zu, der Beteiligung der Gemeinde rund 59 %.

Der Tanz um die Kosten

Im Verlauf der Detailprojektierung zeigte sich, dass in der ersten Projektphase die Kostenschätzung zu tief angesetzt wurde. Aufgrund der Tatsache, dass al­pine Solaranlagen auf über 2000 m ü. M. Pionierwerke sind, haben übrigens alle Projektanten in der Schweiz die Investitionskosten unterschätzt. Die Mehrkosten ergeben sich nicht zuletzt aus deutlich massiveren Aufwendungen für die Statik bei Bauten in diesen Höhenlagen und den damit verbundenen klimatischen und meteorologischen Bedingungen. Nach sorgfältiger Detailplanung wurden die Investitionskosten für Madrisa Solar nun auf etwa 65 bis 70 Mio. Franken berechnet.

Bei diesem komplexen Projekt ist zudem zu beachten, dass viele Auftragnehmer beim Bau von Madrisa Solar einheimische Unternehmungen sind, welche von diesem hohen Auftragsvolumen profitieren und so die Wertschöpfungskette in der Region gestärkt wird. In der Projektrealisierung wurde insofern auf die Kosten Rücksicht genommen, als der Baubeginn aufgrund der überhitzten Bautätigkeit und der damit verbundenen erhöhten Preise in dieser Branche nach hinten verschoben wurde.

Der nun im Raum stehende Investitionsbetrag basiert auf Vergabeofferten, was bedeutet, dass nicht mit weiteren Kosten zu rechnen ist. Zudem hat sich die Gemeinde insofern vertraglich abgesichert, als sie sich nicht weiter finanziell engagieren kann und allfällige Mehrkosten durch die Projektpartner zu tragen sind.

EKZ – fremde Herren im Land?

Weiteren Anstoss nehmen die Interpellanten daran, dass sich mit den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) ein Projektpartner engagiert, welcher nicht lokal verankert sei! Repower machte bereits zu Beginn klar, dass sie nicht über den notwendigen Markt verfügen und deshalb ein weiterer Partner gesucht werde.

Solartische einer PV-Grossanlage. Bild: P. Müller

Die EKZ ist eine selbstständige Anstalt des kantonalen öffentlichen Rechts und im alleinigen Besitz des Kantons Zürich. Zudem ist sie mit beinahe 39 % die grösste Aktionärin der Repower. Zusammen mit der Beteiligung des Kantons Graubünden an Repower ist dieses Energieunternehmen zu rund zwei Dritteln im Besitz der öffentlichen Hand. Diese hohen «staatlichen Besitzverhältnisse» geben der Gemeinde Klosters die Gewissheit, dass die Madrisa Solar AG ein sicheres Fundament hat.

Kommt hinzu, dass sich die EKZ verpflichtet haben, vertraglich geregelt, den Strom der Madrisa Solar AG langfristig zu festgelegten Preisen abzunehmen. Ein Fakt, welcher in den aktuellen Diskussionen oft ausgeblendet wird, ist die Tatsache, dass die Gemeinde mit ihrer Drittelsbeteiligung im Verwaltungsrat vertreten ist und eine vertraglich abgesicherte Sperrminorität besitzt. Dies heisst, dass die Gemeinde Klosters einen entscheidenden Einfluss auf die Geschäftstätigkeit ausüben kann, während zudem festgelegt ist, dass Repower die geschäftsführende Gesellschaft ist.

Wo steht das Projekt heute

Die Gestaltung der Madrisa Solar AG wurde von Dr. iur. Mario Cavigelli (alt Regierungsrat) im Auftrag der Gemeinde begleitet und als rechtens beurteilt. «Madrisa Solar» entsteht unterhalb des Skigebiets Madrisa und soll ab 2028 über 3500 Haushalte mit sauberem Winterstrom versorgen. Geplant sind über 3100 Solartische sowie sechs Trafostationen, die jährlich rund 17 GWh Strom erzeugen.

Dank der guten Wetterbedingungen konnten erste Vorbereitungen vorgezogen werden. So wurden beispielsweise bereits Gräben zur Verlegung von Kabeln ausgehoben. Die Anlage wird ab Frühjahr 2025 etappenweise errichtet und soll Ende 2027 vollständig in Betrieb gehen.

Die Verlautbarung der Gemeinde schliesst mit folgender Aussage ab: «Aus heutiger Optik haben wir die Risikobeurteilungen in mehrfacher Ausführung zusammen mit unseren Partnern durchgeführt. Dank der Beteiligung der EKZ, mit vertraglich festgelegten Leistungen und Abgeltungen, ist der Betrieb der PV-Anlage Madrisa Solar langfristig gesichert. Alles, was darüber hinausgeht, ist aus heutiger Sicht schwierig vorauszusagen. Repower, EKZ und wir glauben an die Zukunft solcher Anlagen.»

Peter Müller