Momente für die Ewigkeit
Das Erlebnis stehe im Fokus, sagt Vroni Kühne. «Die ganze Vorbereitung auf einen Wettkampf und was es alles braucht, sind die Dinge, die mich begeistern. Der Sport hilft mir auch bei meinem Beruf.» Beim Training wie auch im Arbeitsleben brauche man Struktur. «Es gibt vieles, von dem man am Anfang denkt, dass man es nie schafft, und dann doch merkt, wie viel der Körper im Stande ist. «Ich hätte beispielsweise nie von mir gedacht, dass ich irgendwann 3,8 Kilometer schwimmen kann. Inzwischen schaffe ich das in einer Stunde und zwanzig Minuten.» Bei so intensiven Trainings braucht es auch immer ein Umfeld, das einen trägt. Kühne hat mit ihrem Mann Pirmin einen Glücksgriff getan, denn auch er ist sehr sportlich. «Auch wenn er mehr angefressen vom Kraftsport ist, kommt er oft mit und schwimmt und rennt mit mir.» Sie schaue dafür dann auch wieder mal Formel 1 mit ihm als Gegenleistung, wie sie lachend erzählt. Bei der WM in Neuseeland sei ihr Mann, da er nicht gerne fliege, zu Hause geblieben. Ihn vertreten habe seine Schwester, die Vroni unterstützt habe. «Ich war so froh, dass sie mitgekommen ist, da es alleine schon sehr hart gewesen wäre. Vor allem bezogen auf den Schluss oder wenn irgendwo auf der Strecke was gewesen wäre.» Erfolge im Sport seien am schönsten, wenn man sie mit jemandem teilen könne. «Der Moment, wenn du über die Ziellinie läufst, der ist schon für dich. Aber wenn du es nachher mit niemandem teilen kannst, ist alles gar nichts wert.»
Hoch hinaus statt Triathlon-Pause
Im Sommer war Vroni Kühne fünf Wochen in Japan. Im September startete sie mit ihrem neuen Job in einer IT-Firma in Sargans und in Neuseeland wurde Vroni Kühne 99. in ihrer Alterskategorie der 35 bis 39-Jährigen. Insgesamt haben rund 6000 Athletinnen und Athleten bei der WM mitgemacht. In ihrer Kategorie gingen 244 Frauen an den Start, was zeigt, dass Kühne im soliden Mittelfeld gelandet ist. Bei den insgesamt gestarteten 2057 Frauen landete sie letztendlich auf dem 616. Platz. Mit ihrer Leistung ist sie sehr zufrieden. «Ich hatte am Anfang Schiss, dass ich Letzte werde, da man ja nie weiss, was einen erwartet.» Auch wenn der grosse Wettkampf erst kürzlich war, auch im 2025 wird die Prättigauer Sportlerin wieder angreifen. «Ursprünglich wollte ich in diesem Jahr keine Volldistanz mehr absolvieren und mich auf etwas anderes konzentrieren, da der Einsatz schon sehr gross ist.» Beim populären Wettkampf auf Hawaii sei sie bisher zwar noch nicht dabei gewesen, doch eine andere Gelegenheit habe ihren Plänen, einen Gang runterzuschalten, einen Strich durch die Rechnung gemacht. «Im November habe ich mich für den ‹SWISSMAN› beworben. Das ist ein Volldistanz-Wettkampf mit 5575 Höhenmetern.» Der Langdistanz-Triathlon am 21. Juni bietet, wie es auf der Website der Anbieter heisst, eine weltweit einzigartige Strecke. Sie starte im Süden des Landes und führe über drei Alpenpässe in das Herz der Schweiz. Das Ziel werde nach einem Schlussanstieg am Fusse der massiven Bergkulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau erreicht. Die Anmeldeplätze seien beschränkt, sagt Kühne, und darum müsse man fast zugreifen, wenn man mal angenommen werde. «Es gibt nur 250 Startplätze, die sie vergeben. Diese werden ausgelost. Ich habe gedacht, dass ich in drei Jahren so weit bin, dass ich das machen kann.» Sie hatte ihrem Mann Pirmin noch nichts davon erzählt, dass sie sich dafür beworben habe, als drei Wochen später das Schreiben kam, dass sie gezogen wurde. «Dann musst du dich innert zwei Tagen entscheiden, ob du das möchtest, was kurz vor Neuseeland war. Doch wir haben gewusst, dass wir diese einmalige Chance nutzen müssen.» Doch bei dem vielen Sport und den intensiven Vorbereitungen bleibt das Credo von Vroni Kühne das gleiche. «Mir ist die Gesundheit und das Fit-Sein recht wichtig. Man muss immer gut auf sich schauen.» Man brauche so vielleicht für gewisse Sachen länger, doch am Schluss komme man mit langsamem Tempo am weitesten.