Seit zwei Jahren sitzt der ehemalige Unternehmer nun auf dem Präsidentenstuhl in Zizers. Der Gründer einer Firma im Metallbau suchte nach 33 Jahren erfolgreicher Geschäftstätigkeit und Aufbau seiner Firma eine neue Herausforderung. Er fand diese als Gemeindepräsident der Gemeinde im Rheintal.
Eine ganz andere Welt
In seiner früheren Tätigkeit war sich Freund gewohnt, Entscheidungen zu treffen und dafür auch die Verantwortung zu übernehmen, und wie er betont, eben auch die soziale Verantwortung für seine Belegschaft.
In der Gemeindepolitik sei dies ganz anders, dazu sagt er: «Ich bin hier verantwortlich als Wegbereiter und Ausführender, die Entscheidungen jedoch liegen bei den Stimmberechtigten der Gemeinde.» Und in diesem Zusammenhang fügt er an, dass er sich da schon Gedanken mache, wenn sich lediglich fünf Prozent der Entscheidungsberechtigten zur Gemeindeversammlung einfinden, um über millionenschwere Projekte und Ausgaben zu befinden.
Freund ist sich durchaus bewusst, dass sich die Gestaltungsmöglichkeiten auf Gemeindeebene auf tiefem Niveau bewegen, da sehr vieles von Bund und Kanton über die übergeordnete Gesetzgebung vorgegeben ist. Dennoch wolle er das Feld nicht einfach Juristen und Raumplanern überlassen.
Genügsamkeit oder Aufbruchstimmung?
Das Gespräch mit Daniel Freund dreht sich bald einmal um die gesellschaftlichen Veränderungen, welche die Tätigkeit eines Gemeindepräsidenten stark mitprägen. Ein uneingeschränkt scheinender Individualismus löst das Verständnis für gemeinschaftliches Handeln vermehrt ab. Freund meint: «Heute fehlt oft das Verständnis für die Zukunft. Ich spüre kaum etwas von einer Aufbruchstimmung.»
Oft würden Bedürfnisse angemeldet, ohne die dazugehörigen Rahmenbedingungen zu kennen, und zudem seien diese oft auch schnell wechselnde Anspruchshaltungen. Dies mache das Führen einer Gemeinde zu einer komplexen Aufgabe. Hier wünscht er sich, dass das steigende Misstrauen der öffentlichen Hand gegenüber den Behörden durch gute, verständliche Kommunikation, vor allem auch seitens des Bundes und des Kantons, abgebaut werden kann.
Blick zurück und nach vorne
In der Gemeinde Zizers wurde in jüngerer Vergangenheit einiges geplant und realisiert. Dabei verweist der Gemeindepräsident etwa auf den Schulhausneubau, die Zentrumsentwicklung und die Sanierung der Kantonsstrasse. Gerade im Zusammenhang mit der ortsansässigen «Stiftung Gott hilft» sei auch ein überdurchschnittliches Wachstum der Gemeinde verbunden, welches einerseits zwar Arbeitsplätze schaffe, andererseits aber auch den Bedarf an Wohnraum beeinflusse. Generell sei die Gemeinde gut positioniert, nicht zuletzt wegen den Industriebetrieben im Gebiet «Tardis», welche zu einem stabilen Finanzhaushalt beitragen.
Nach vorne geblickt wünscht sich Daniel Freund, dass die aufgegleisten Projekte gut über die Bühne gehen und entsprechende temporäre Einschränkungen und Behinderungen durch die Bevölkerung akzeptiert werden.
In Verbindung mit der Lage und den günstigen klimatischen Bedingungen erhofft sich Freund eine weiterhin erfolgreiche Identitätssuche, welche aufgrund jüngerer Entwicklungen seit einiger Zeit angestrebt wird. So denkt er zum Beispiel über eine bessere Vermarktung in den Bereichen Tourismus und Gastronomie nach. Es wäre doch schön, wenn man hier wieder ein Glas Zizerser bei einem feinen Essen in einem gediegenen Restaurant geniessen könnte.
Gemeinsam in die Zukunft
Auf die Frage nach seinen Wünschen für die nahe Zukunft meint Freund: «Ich möchte vermehrt gerne die Leute zusammenführen, auch über die Gemeindegrenzen hinaus. Zudem ist es mir wichtig, dass wir uns unserer sozialen Verantwortung klar bewusst sind und diese auch wahrnehmen, schliesslich gehören alle zu unserer Gesellschaft.»
Des Weiteren betont er, dass auch wenn die Aufgaben komplex und die Anforderungen hoch seien, er mit ungebrochenem Elan an die Arbeit gehe. Trotz der grossen Herausforderungen überwiegen die positiven Aspekte vereinzelte Schwierigkeiten bei Weitem – und so stelle er sich bei den Erneuerungswahlen 2025 gerne nochmals als Gemeindepräsident zur Verfügung. Dabei ist es ihm wichtig, im Vorfeld keine Versprechungen zu machen, sondern vielmehr mit gut gefällten Entscheidungen zu überzeugen.