Als 17-Jährige musste sich Tanja Egli entscheiden. Es sei zwar schon immer auch der Wunsch da gewesen, im Skizirkus vorne mitzufahren, doch komplett auf diese Karte setzen wollte die junge Frau dann doch nicht. «Um wirklich im Profibereich Fuss zu fassen, müsste man auf alles nebenbei verzichten, und für das bin ich ein viel zu geselliger Mensch.»
«Ich wollte die neue Steffi Buchli werden»
Sie entschied sich für das Leben mit Turnverein und Freundschaften und gegen den Skirennsport. «Ich bereue diese Entscheidung überhaupt nicht.» Dazu komme, dass sie sich jetzt nicht als «Jahrhunderttalent» auf den Skiern bezeichnen würde. Sie habe den Sport einfach sehr gerne betrieben und liebe das Skifahren auch heute noch: «Da bin ich dort, wo ich am liebsten bin – in den Bergen.» Nach der Matura zog es die Grüscherin ins Unterland. Bei Ringier suchten sie damals nach einer Praktikantin in der Videoredaktion. Das kam Egli gelegen, da sie schon damals gerne Go-Pro-Videos drehte. «Ich habe mich da mal beworben, hätte aber nicht gedacht, dass es klappt.» Weil so eine Unsicherheit im Raum war, habe sie sich gleichzeitig für ein Studium in Freiburg eingeschrieben. Sie sei dann als eine von 30 Leuten eingeladen worden. «Das fand ich sehr aufregend, als Bergkind die Redaktion von ‹Blick› besichtigen zu können.» Dann habe es geheissen, sie könne kommen, worauf sie das Studium auf später verschob. Nach dem halbjährigen Praktikum bei ‹Blick› habe sie es wieder nach Graubünden gezogen. «Ich wollte weiterarbeiten, habe aber die Berge vermisst. Deshalb bin ich bei der ‹Südostschweiz› gelandet und habe dort ein Praktikum mit anschliessendem Volontariat gemacht.» Wieder habe sie sich für ein Studium angemeldet, doch irgendwie habe sie selber nicht mehr daran geglaubt. «Innerlich habe ich gedacht, dass es mir so viel Spass macht, zu arbeiten, dass ich am liebsten einfach weiterarbeiten möchte.» Der klassische Weg in den Journalismus über ein Studium sei es bei ihr natürlich nicht gewesen, doch sie habe sich immer schon sehr für die Branche interessiert, sagt Tanja Egli. «Das Reden ist mir immer schon recht einfach gefallen, darum hat mich der Journalismus recht früh schon fasziniert. Mein Plan war es immer, die neue Steffi Buchli zu werden.» Sie sei überzeugt, dass sich irgendwie ein Weg finde, wenn man es wirklich wolle.
Mission Dialektpflege
Während im Unterland ihr Dialekt sehr positiv aufgenommen wurde, merkte sie in Chur, wie immer wieder mal Witze darüber gerissen wurden. «Es ist schon ein bisschen lokaler Rassismus.» Doch die faulen Sprüche brachten Tanja Egli nicht aus dem Konzept. «Ich habe mir immer gesagt, dass man nicht alle in eine Schublade stecken kann. Man kann weltoffen sein und den Prättigauer Dialekt sprechen. Das eine schliesst das andere ja nicht aus.» Eine grosse Mehrheit aus ihrem Freundeskreis passe sich schleichend an, was sie überhaupt nicht begreifen könne. «Eigentlich haben wir so viele einzigartige Dialekte, und die gehen mit der Zeit alle verloren. Als ich in Grüsch in die Primarschule ging, hat es neben mir vielleicht noch zwei, drei andere gegeben, die noch einen richtigen Prättiger Dialekt hatten…» Bei Radio Südostschweiz habe sie eine Rubrik eingeführt, in der sie Begriffe erklärt habe. Auch noch heute werde sie zum Teil darauf angesprochen. «Da habe ich gemerkt, dass die Leute sich schon für den Dialekt interessieren.»
Über Schwangerschaftsvertretungen zum Traumjob
Nach dem Volontariat bei der ‹Südostschweiz›, das sie durch alle Redaktionen geführt hatte, konnte Tanja Egli bei Radio Südostschweiz eine Schwangerschaftsvertretung machen. Da ihre Kollegin nach dem Mutterschaftsurlaub nicht wieder Vollzeit arbeiten wollte, durfte Egli anschliessend als Moderatorin bleiben. «Ich habe da unglaublich viel gelernt, wofür ich heute noch dankbar bin.» Nach zwei Jahren beim Sender habe sie jedoch schon gemerkt, dass da noch der Traum, irgendwann in die Fussstapfen von Steffi Buchli zu treten, in ihrem Hinterkopf war. «Ich merkte, entweder muss ich es jetzt nochmals im Unterland probieren oder ich lasse es bleiben. Ich habe die Berge viel zu gerne, dass ich ganz genau wusste, dass ich es mit 30 nicht mehr versuche.» Anschliessend habe sie ein Praktikum bei SRF 3 gemacht und sei wieder durch eine Schwangerschaftsvertretung an den Job bei der SRF-Sport-Radio-Redaktion gekommen. «Schon bei SRF 3 habe ich gesagt, dass ich gerne zum Sport will, was dann durch Netzwerk funktionierte.» Der hübsche Dialekt, den Egli natürlich auch auf dem Staatssender kein bisschen verstellte, kam sehr gut beim Publikum an und sorgte regelmässig für liebe Zuschriften.