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Kanton
11.12.2024

«Die Vereine sind das Rückgrat der Gesellschaft»

Daniel Bühler ist noch bis Ende Jahr Gemeindepräsident von Bad Ragaz.
Daniel Bühler ist noch bis Ende Jahr Gemeindepräsident von Bad Ragaz. Bild: Ch. Imhof
Zwölf Jahre war Daniel Bühler Gemeindepräsident von Bad Ragaz. Ab dem 1. Januar arbeitet er neu als Leiter des Amts für Immobilienbewertung beim Kanton Graubünden. Auch wenn er auf eine gute Zeit und eine erfolgreiche Präsidentschaft mit vielen erledigten Sachgeschäften zurückblickt, von der Politik hat der Versamer aktuell genug.

Daniel Bühler kam eher zufällig mit der Gemeindepolitik in Kontakt, als Altstätten 2006 einen Stadtpräsidenten suchte. Über FDP-Kreise kam das Inserat zu ihm, und da die Kleinstadt im Rheintal einen Auswärtigen suchte, habe er sich spontan darauf beworben. «Damals war ich an der HTW in Chur, der heutigen Fachhochschule Graubünden, tätig und dachte mir, dass das eine spannende Herausforderung sein könnte.» Ehrlich gesagt, habe er sich auch nicht wirklich grosse Chancen ausgerechnet. «Ich habe dann auch meinen Vorgesetzten gesagt, dass ich den Wahlkampf mitmache und schauen wolle, wie meine Chancen stehen.» Völlig überraschend konnte sich Bühler gegen zwei regionale Kandidaten durchsetzen und wurde in Altstätten gewählt.

Nach zwölf Jahren sollte man wechseln

Für sechs Jahre blieb er Stadtpräsident, und auch heute schwärmt er noch vom Rheintal. «Die Leute und die Mentalität der Leute ist etwas, was mir sehr zugesagt hat.» Auch wenn es ihm im «Chancental» gefallen hat, sein Lebensmittelpunkt mit Familie und Freunden war stets in Graubünden. «Als dann noch unser Sohn unterwegs war, habe ich mich in der Gegend umgesehen und mitgekriegt, dass in Bad Ragaz Guido Germann aufhört.» Er habe sich dann anschliessend bei der Findungskommission beworben. Bei der ersten Wahl konnte er sich gegen Markus Haltinner aus Klosters durchsetzen. Das war vor zwölf Jahren. Für Bühler war schon immer klar, dass er nicht als Gemeindepräsident von Ragaz pensioniert werden will, obwohl der Kanton St.Gallen gar keine Amtszeitbeschränkung kennt. «Nach zwölf Jahren am gleichen Ort musst du wechseln. Das tut der Politik, der Verwaltung, der Bevölkerung, aber auch dir persönlich gut.» Nach den zwölf Jahren in Bad Ragaz gleich die nächste vakante Präsidentenstelle, wie sie lange in Jenaz da war, anzunehmen, sei für ihn nicht zur Debatte gestanden. Erschwerend komme dazu, dass man in Graubünden, anders als im Kanton St.Gallen, in der Gemeinde wohnen müsse, wenn man gewählt werden wolle. «Das ist ein anderes System ennet den Kantonsgrenzen. Mein Nachfolger Jens Jäger wohnt aktuell in Vilters. Er muss jetzt ein Gesuch stellen an das Departement des Innern und erhält längstens ein Jahr Zeit, um nach Bad Ragaz zu ziehen.» Doch auch wenn die Karten anders gemischt gewesen wären, das mit der Politik ist bei Daniel Bühler vom Tisch. «Ganz ehrlich, ich habe das Thema Gemeindepolitik abgeschlossen. 18 Jahre sind genug und ich bin sehr froh, dass ich keinen Wahlkampf mehr machen muss. Das ist wirklich eine riesige Befreiung.»

Absprung geglückt

Jetzt mit Mitte 50 komme er noch in der Arbeitswelt unter. Bis zur Pension wären Bühler dann noch zwei bis drei Wahlkämpfe geblieben, auf die er gerne verzichten kann. «Der Wahlkampf lenkt schon ein bisschen von der Arbeit ab und ist ziemlich intensiv.» Daniel Bühler ist froh, dass er nun selber entscheiden konnte, wann es Zeit zu gehen ist, und nicht auf die Abwahl an der Urne warten musste. «Ich bin ein freiheitsliebender Mensch. Wenn ich sage, dass ich antrete, dann gebe ich Vollgas im Wahlkampf. Ich bestimme aber auch selber, wann ich aufhöre.» Man müsse es politisch riechen, wann es Zeit sei, zu gehen. «Die Höchststrafe für einen Politiker, eine Politikerin ist und bleibt, wenn man abgewählt wird.» Das Volk lasse sich nicht an der Nase herumführen. «Die Leute nehmen sehr genau wahr, wer sich für eine Gemeinde einsetzt und wer nicht.» Man merkt es Bühler an, der Wahlkampf vor vier Jahren hat Spuren bei ihm hinterlassen. «Damals trat der Gemeinderatsschreiber gegen mich an. Es war legitim, dass man mich herausfordert, aber die Konstellation war sehr schwierig im Alltag.» Der Gemeinderatsschreiber sei der nächste Mitarbeiter eines Gemeindepräsidenten, und als herausgekommen sei, dass er antrete, sei ein Arbeiten miteinander eine Herausforderung gewesen.

Zurück zu den Wurzeln

Trotz dieser komischen Konstellation vor vier Jahren blickt Daniel Bühler gerne auf seine Zeit als Gemeindepräsident zurück. «Für mich ist es eine gewisse Genugtuung, dass ich bei den 70 Vorlagen, die ich in den 18 Jahren gehabt habe, bis auf eine Abstimmung alle, zusammen mit den Räten und der Verwaltung, gewonnen habe.» Das zeige, dass die Bevölkerung dem Gemeinderat und der Verwaltung vertraut habe. In der Bevölkerung habe er immer viel Unterstützung erfahren, weil er um den Wert von Freiwilligenarbeit und Vereinen wisse. «Vereine sind das Rückgrat der Gesellschaft. Die machen so viel Gutes und unterstützen freiwillig die Gesellschaft, beispielsweise bei dem Thema Integration.» Auf die Vereine könne man zählen, wenn man es ehrlich mit ihnen meine und ihnen wertschätzend begegne. Das könne er von Politikern leider nicht immer behaupten. «Man darf das Volk nicht für dumm verkaufen. Die Leute sind nämlich sehr sensibel darauf, ob es ein Politiker ehrlich meint mit ihnen oder nur gerade auf Stimmenfang ist.» Nicht nur geografisch kehrt Daniel Bühler im kommenden Jahr wieder nach Graubünden zurück, auch als gelernter Grundbuchverwalter ist er mit seinem neuen Job wieder teilweise zurück bei seinen Wurzeln. Wie schon bei seinem Einstieg in die Politik spielte ihm auch hier der Zufall in die Hände, als er zufällig auf das Inserat im Internet stiess. Die Aufgaben des Amts für Immobilienbewertungen sind vielschichtig, und man kann sagen, dass alle amtlichen Schätzungen von Liegenschaften in Graubünden von den Mitarbeitenden dieses Amtes bewertet werden.

Ch. Imhof