Die junge Theologin – aufgewachsen in Siebenbürgen, Studium u.a. in Basel – sprach in ihrer Predigt vom Glauben. Ausgehend vom Hebräerbrief entwarf sie ein differenziertes Bild rund um die Begriffe Gott, Hoffnung und Vertrauen und sprach vor allem von Suche, von Unterwegssein, und bezog einige der Aussagen von Menschen aus der Ausstellung «Glaube – fede – cretta» im Rahmen der 500-Jahr-Feier der Drei Bünde mit ein, etwa die eines Mannes, der meinte, er würde gerne mit Gott sprechen, aber wenn er ihn anrufe, nehme der nicht ab. – Die Wanderausstellung mit Video-Interviews ist übrigens bis am 15. November im Kirchgemeindehaus Landquart, Rheinstrasse 2, zu sehen und via QR-Code zu hören.
Pfarrer David Last, Karin Frey-Lieberherr, die interimistische Präsidentin der evang.-ref. Kirchgemeinde Landquart, und der Sozialdiakon Walter Bstieler begrüssten die neue Pfarrerin feierlich. Freude und Erleichterung waren spürbar, konnte doch die seit dem Wegzug von Pfarrer Daniel Bolliger nach Fribourg im Frühsommer bestehende Lücke im Pfarrteam mit Judit-Boróka Keil nun geschlossen werden. Der Kirchenchor unter der Leitung von Christoph Gabathuler sang Lieder aus fünf Jahrhunderten und Hanni Decurtins an der Orgel überraschte wieder einmal mit einem frech-schmissigen Ausgangsspiel. Eine schöne Geste im Zeichen der Ökumene, also der Zusammenarbeit über die Konfessionsgrenzen hinweg, war, dass eine katholische Delegation der Einladung gefolgt war: Pfarrer Gregor Zyznowksi, Juliana Alig-Lombriser, Präsidentin des Kirchgemeindvorstands der Pfarrei Sankt Fidelis, und Veronika Eckerle, Präsidentin der Ökumenekommission, waren herbeigeeilt – nach ihrem eigenen Gottesdienst notabene –, um die neue reformierte Kollegin zu begrüssen.
Die katholischen Freunde waren aber nicht die einzigen «von ausserhalb». An einem langen Tisch sassen Menschen, Kirchgängerinnen und Kirchgänger aus Grub-Eggersriet, der vorherigen Wirkstätte von Judit-Boróka Keil, die ganz offensichtlich ihre Pfarrerin vermissten, sie bei ihrem Début in Landquart unterstützen wollten und die es wundernahm, ob sie hier zu guten Leuten käme. Einige, auf den Grund ihres Besuches in Landquart angesprochen, hatten Tränen in den Augen.
Der Apéro im Kirchgemeindehaus bot Gelegenheit für Gespräche und unter der Leitung von Corinne Roffler vom Vorstand, Olga Schmunk und Lina Ambühl wurde das Mittagessen serviert, unterstützt von weiteren Mitgliedern des Vorstands und des Pfarrteams sowie von Konfirmandinnen.
Und hier im Saal des Kirchgemeindehauses, an diesem sonnigen Sonntagmittag Anfang November, wurde wie so oft deutlich, was Kirche auch ist: ein Ort der Begegnung, des Zusammenseins, ein Ort mit niedriger Schwelle, wo man auch als Witwe oder als Alleinstehender hinkann, ein Ort des Zuhörens und der Empathie, vielleicht nur eine Hand auf der Schulter, die meint: Du bist da und ich bin da. Da erzählt zum Beispiel eine Frau vom Foto ihres verstorbenen Mannes und von der Dankbarkeit, wenn sie es anschaue, wie sie oft mit dem Camper unterwegs gewesen seien – «Aber weischt, das ischt verbii» – und wie er ihre Reiselust unterstützt habe. Da habe sie aber einen guten Mann gehabt. Nein, nein, einfach sei das nicht immer gewesen, und sie erzählt. Der Blick schweift später durch den Saal: So viele Biografien, so viele Geschichten und so viel Lebenserfahrung. Grob überschlagen und zusammengezählt: an die fünftausend Jahre Leben. Vielleicht sogar mehr.