Geplant sei gewesen, respektive sei es immer noch, das Flachdach neben der Wohlspinnerei zu sanieren. Gleichzeitig habe man zudem noch geplant dieses mit einer Photovoltaikanlage zu bestücken. Die Vorfreude sei gross gewesen, als die Bewilligungen dafür endlich alle da waren, sagt Vetsch. «Wenn du so ein Bauverfahren hast, ist das mit sehr viel Aufwand und Abklärungen verbunden. Darum haben wir uns sehr gefreut, als wir am Montag endlich loslegen konnten.» Im unteren Stock der Spinnerei und auch im Haus nebendran sei normaler Betrieb gewesen, als die Dacharbeiten gestartet hätten. Als das Feuer ausgebrochen sei, habe es nicht einmal acht Minuten gebraucht und schon sei die Feuerwehr auf Platz gewesen und habe so den Brand rasch unter Kontrolle gebracht. Es sei alles schnell gegangen. Die Angestellten und die Dacharbeiter machten sich augenblicklich daran, die grossen Maschinen im neuen Teil abzudecken, denn allen war klar, dass in kürzester Zeit sehr viel Wasser auf das Gebäude geschleudert werden würde. So kann man laut Christoph Vetsch vom Glück im Unglück sprechen. «Es ist sicher dem raschen Eingreifen der Feuerwehr und auch dem schnellen Handeln der Dacharbeiter zu verdanken, dass das Feuer nur den oberen Stock der Spinnerei getroffen hat.»
Glück im Unglück
Am Dienstag sei ihnen beim Rundgang das Ausmass der Zerstörung dann erstmals bewusst geworden. «Alles war nass. Das Gebälk ist abgebrannt. Das Feuer ist wirklich dem Gebälk nach hinaufgekrochen und auf der Seite wieder hinunter.» Glücklicherweise habe nur der Giebel des Daches und nicht im Raum selbst gebrannt. In diesem Raum seien neben viel Material wie Wolle und Garn auch noch zwei Maschinen platziert gewesen, die zwar mächtig viel Wasser abgekriegt hätten, aber zumindest nicht von den Flammen geschluckt worden seien, sagt Jeannine. «Der Versicherungsvertreter, der auf solche Brandfälle spezialisiert ist, hat zur Maschine, die allem ausgesetzt war gesagt, dass die schon wieder hinzukriegen ist.» Auch Christoph Vetsch schaut optimistisch in die Zukunft. «Wenn es wirklich ein Totalausfall wäre, dann wäre es wahrscheinlich schwierig geworden. Die alten Maschinen sind beim Neuwert so teuer, dass wir uns eine Versicherung für diese nicht vermögen. Aber hier gibt es nun Sachen, die wir revidieren können und wo wir mit viel Öl vieles wieder hinbringen. Wichtig war einfach, dass die grossen Stromschaltschränke kein Wasser abgekriegt haben.» Die neuen Maschinen seien zum Neuwert versichert, dort sei der zeitliche Faktor entscheiden. Denn wenn so eine kaputt gehe, dauere es in der Regel ein Dreiviertel - Jahr, bis so eine geliefert werde. Das ganz grosse Lager mit den Standartprodukten befinde sich zum Glück an einem anderen Ort. Somit könne man trotzdem weiterarbeiten und auch in der vorweihnachtlichen, für die Branche so wichtigen Zeit weiterhin Waren im Shop anbieten.
Die Solidarität ist gross
Auf Initiative von Jeannine Vetsch sei dann das Video entstanden, welches ihren Mann Christoph vor dem Gebäude zeigt. Dies hätten sie gedreht, um rasch die Kundschaft zu informieren, dass sich die Auslieferung der Waren im Moment verzögere. Alle rund 15000 Kundinnen und Kunden persönlich anzurufen, hätte den Rahmen des Möglichen wohl ein wenig gesprengt. Dieses Video sei viral gegangen. Die gute Vernetzung habe die Pragger Firma auch dank dem Gewinn des Prix Montagne im vergangenen Jahr sich aufgebaut. Die Solidarität der Menschen sei immens, wie Jeannine Vetsch sagt. «Also die Gemeinschaft in der Wollenbranche ist der Hammer. Drei Stunden nach dem Veröffentlichen des Videos kamen bereits mehr Bestellungen rein. Auch sonst kamen viele Anfragen rein von Leuten, die uns ihr Hilfe angeboten haben. Glücklicherweise haben uns schon viele Leute auf Platz geholfen. Man muss sagen, es gibt kein Schicksalsschlag im Prättigau, bei dem einander nicht geholfen wird. Wenn du auf die Schnauze fällst, wird dir geholfen.» Dadurch, dass immer mehr Menschen geschrieben hätten, wie sie die Wollspinnerei denn unterstützen könnten, habe sie sich entschieden online zu schreiben, dass am einfachsten geholfen werden könne, wenn man bei ihnen auf der Webseite oder im Lädeli Waren bestelle. Seit diesem Zeitpunkt könne man verkaufen, was den Gang zurück zum Alltagsgeschäft erleichtere. «Es wird Produkte geben, für welche unsere Kundschaft mehr Geduld brauchen wird. Doch wir hoffen, dass wir es mit den anderen, noch verfügbaren Waren ein wenig abfedern können.» Wenn alles gut läuft, sollten die Maschine in knapp einem Monat wieder anspringen. Das, was vom Dach geblieben sei, werde in den nächsten Monaten komplett abgerissen und neu gebaut. Was bestehen bleibe, sei das Fundament, welches erst vor wenigen Jahren saniert worden sei.
Jenaz
10.10.2024
10.10.2024 22:28 Uhr
«Im Prättigau wird einander immer geholfen»

Bild:
Christian Imhof
Und schon wieder hat es im Prättigau gebrannt. Bei den Bränden in Valzeina und Fideris ist immer noch nicht ganz geklärt, ob ein Feuerteufel oder ein technischer Defekt sie ausgelöst hat. Beim Brand am Montagnachmittag bei der Wohlspinnerei in Pragg-Jenaz ist jedoch klar, dass ein Arbeitsunfall, respektive mit hoher Wahrscheinlichkeit Dachdeckerarbeiten zum Feuer auf dem Holzdach geführt haben.

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Christian Imhof