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Malans
12.09.2024

Weinfest – viel mehr als Wein

Bild: Peter Müller
Einmal mehr präsentierte sich das Dorf Malans in prächtigem Festtagskleid und lud zum traditionellen Weinfest der Bündner Herrschaft. Am Samstag war es heiss, gerangelt voll in den blumengeschmückten Gassen, am verregneten Sonntag war dann etwas mehr Platz vorhanden – der Fröhlichkeit und guten Laune konnte die Witterung aber nichts anhaben!

Nach der spektakulären Eröffnung am Freitag mit einer Lasershow und Musik bis in die frühen Morgenstunden genoss man das Schlendern durch die Gassen am Samstag bei hochsommerlichen Temperaturen. Ein «Grüezi» hier, ein «Hallo» dort – viele bekannte und vor allem fröhlich gestimmte Menschen zogen durch die Gassen des malerischen Fleckens.

Weinbautradition und Festfreude
Die klimatischen Bedingungen mit dem milden Klima, dem Föhn und den kalkhaltigen Böden machen die Herrschaft zu einem Ort der Weinbautradition – und dies seit Generationen. Verschiedenste Rebsorten liefern Trauben zur Kelterung einzigartiger und erlesener Weine. Die Hauptsorte ist Pinot noir; daneben werden viele andere bekannte Rebsorten gehegt und gepflegt, so zum Beispiel auch der weniger bekannte Freisamer. Auf wenigen Hektaren wird die alte weisse Bündner Rarität namens Completer kultiviert. Der Name stammt von den Churer Domherren, welche diesen edlen Trunk zum Abendgebet, der sogenannten Complet, getrunken haben. Und als weitere Spezialität gilt der «Churer Schiller», ein hellroter Wein, ausgebaut als Cuvée aus Pinot noir und weissen Traubensorten. Diese müssen in derselben Parzelle angebaut werden und der Anteil rote Trauben überwiegen muss. Dass diese alten Traditionen und Genussfreuden weiterleben, ist jeweils am herbstlichen Weinfest abzulesen und so setzten die Malanser alles daran, diesem Credo einen besonderen weiteren Farbtupfer hinzuzufügen. Eines ist sicher: Trauben- und Winzerfeste gehören zum Bündner Jahr wie Mangoldblätter zu Capuns.

Ein ganz besonderer Tropfen
Für das diesjährige Weinfest haben sich die Weinbaubetriebe aus Malans etwas ganz Besonderes und wohl Einmaliges ausgedacht. Alle siebzehn Weinbaubetriebe aus Malans, welche Pinot noir kultivieren, haben zusammen einen Cuvée kreiert und als einmalige Abfüllung am Fest vorgestellt. Dieser besondere Tropfen war nicht nur käuflich erhältlich, sondern war auch begehrter Preis der Tombola, welche mit dem Kauf des originellen Fest-Pins verbunden war.
Aber natürlich waren die Spezialitäten der Weinbaubetriebe in ihren jeweiligen Torkel zu geniessen, dazu der Jahreszeit entsprechend feine Wildspezialitäten und sonstige Köstlichkeiten. Nicht zu verachten auch das reichhaltige Kuchenbuffet der «Frauen Malans».

Der Streifzug durch das Dorf
Neben den Festwirtschaften wurde auf verschiedenen Bühnen musiziert – sehr oft live, zuweilen auch aus der Konserve, dafür umso lauter. Neben den rockigen Klängen aus dem Lautsprecherturm waren verschiedene traditionelle Klänge von Alphorn, Jodel oder Ländlerformationen zu hören, feine klassische Musik oder beim Einwurf eines Geldstücks auch heiterer Gesang aus dem Singomaten des Kirchenchors.
Was auch immer zu einem Weinfest gehört, sind die kunstvoll mit Blumen geschmückten Brunnen im Dorf, wo auch immer wieder feine Details zu bestaunen sind. Entlang der Strasse oberhalb der Kirche waren vielfältige Arbeiten auf dem Handwerkermarkt zu bestaunen. Neben einigen kulinarischen Spezialitäten wurden filigrane Werke aus Holz, Ton und weiteren Materialien aus der Natur präsentiert und zum Kauf angeboten.
Und immer wieder lockte verführerischer Duft von Gekochtem oder Gebratenem und reizte die Magennerven. So war einem Grillspiess und einem Glas Wein kaum zu entkommen, bevor um die nächste Ecke die nächste Verführung lockte. Auch die Regentropfen am Sonntag konnten der ungetrübten Feststimmung wenig anhaben und so kann man sich bereits auf die nächste Auflage des Herrschäftler Weinfests freuen. Und wenn die Zeitrechnung des Schreibenden stimmt, so trifft man sich nächstes Jahr etwas weiter nördlich, im malerischen Jenins.

Peter Müller