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Jenaz
31.08.2024

Die Bauern mobilisieren gegen die Biodiversitätsinitiative

Bild: Christian Imhof
Während in Cazis, die Kommission der Junglandwirte Graubünden-Glarus am 21. August zum Informationsabend luden, wurde auch an der Generalversammlung vom Bauernverein Prättigau im Landhaus Jenaz zur Biodiversitätsinitiative informiert. Die Abstimmung am 22. September, bei welcher in den nächsten Wochen die Abstimmungsunterlagen in die Briefkästen der Region landen, scheint den Bauern ziemlich an die Nieren zu gehen. Weshalb es laut ihnen nun intensive Werbung von allen dagegen braucht.

Kurz nach 20 Uhr begrüsste Präsident Georg Florin, die zahlreich erschienen Mitglieder, die trotz dem idealen Mähwetter und anderen Tätigkeiten, die auf den Höfen anstehen, trotzdem an der GV teilgenommen haben. Spezielle Erwähnung erhielt Regierungsrat Marcus Caduff, der zwar keine Rede hielt, aber aus Interesse und um am Puls der Zeit bleiben zu können, an der Veranstaltung teilnahm. Neben dem Referent Martin Hübscher, waren auch Plantahof-Direktor Peter Küchler und Agrischa-Organisator Jöri Luzi vor Ort. Auch sie wurden von Florin speziell begrüsst. Im Vorstand habe man lange diskutiert, wann die GV stattfinden sollte. Da die Biodiversitätinitiative das Thema schlechthin sei, habe man sich entschieden, diese Versammlung nun zu machen, damit die Bauern auch auf Fragen aus der Bevölkerung mit Fakten eingehen könnten und die Frühabstimmenden somit auch für ein Nein gewonnen werden könnten. 

Agrischa als Höhepunkt des Jahres
In seinem kurzweiligen Jahresrückblick erzählte Georg Florin, vom grossartigen Alpspektakel, dass dank dem neuen Co-Präsidium aus Beni Bärtsch und Domenica Flütsch doch noch durchgeführt werden konnte. Obwohl die Veranstaltung dank Kaiserwetter einen Besucherandrang sondergleichen verzeichnen durfte, musste man, wegen wegfallendem Sponsoring leider ein Defizit hinnehmen. Die Züchterreise im Dezember nach Ardez bleibe sicher auch noch vielen lange im Gedächtnis, doch der ganz grosse Höhepunkt des vergangenen Jahres war die Agrischa in Grüsch. Diese konnte ebenfalls dank vielen freiwilligen Helfern und bei bestem Wetter die Menschen aus nah und fern für die Landwirtschaft in der Region sensibilisieren. Nach der Präsentation der Jahresrechnung durch Karin Roffler und einem kurzen Resümee von Jöri Luzi zur Landwirtschaftsmesse Ende April in Grüsch, trat auch noch Beni Bärtsch vor die versammelte Schar. Er unterstrich in seinem Rück- und Ausblick zum Alpspektakel nochmals, wie schwierig es sei, solche Anlässe regelmässig durchzuführen und dafür auch noch die richtigen Geldgeber zu finden. Und doch waren sich die versammelten Landwirte einig, dass solche einmaligen Grossveranstaltungen, bei denen gezeigt werde, dass die Milch eben nicht direkt von der Migros, sondern von den Kühen der Bauern in der Region komme, immens wichtig seien. Denn nach den beiden Trinkwasserinitiativen 2021, stehe im September bereits die nächste Abstimmung vor der Tür, die in den Alltag der Bauern harsch eingreife. 

Zwei neue Mitglieder im Vorstand
Nach dem kurzen Bericht der Tierzuchtkommission, vertreten durch Präsident Hampi Berry, bei dem auch noch Marc Andri Roffler ein paar Worte sagte, gab es noch zwei Demissionen zu beklagen. Im Ressort Kleinvieh folgte auf dem am Abend nicht anwesenden Jörg Egli, Carlo Ritzi, der sich ebenfalls kurz vorstellte. Ebenfalls demissioniert hat der 79-jährige Jakob Auer, der vom Vorstand mit einem Geschenk verdankt wurde. Auf ihn folgt Bruno Werder als Rechnungsrevisor. Es folgte Florins Ausführung zum Annahmeplatz, bei dem bekannt gegeben wurde, dass die Gemeinde Schiers dort in der Nähe im Sinn hat, ein neues Feuerwehrlokal zu errichten. Nach einer weiteren, schwärmerischen Ausführung zur Agrischa, war es dann endlich so weit und nach einer kurzen Pause legte Referent Martin Hübscher mit seinem Referat los. 

Der Schutz, der blockiert
Der Zürcher SVP-Grossrat machte in seinem flammenden Vortrag ziemlich schnell klar, dass er von dem von Pro Natura eingereichten Vorschlag zur Verfassungsänderung wenig hält. Eines müsse man den Befürwortern lassen, geschickt aufgegleist hätten sie die Biodiversitätsinitiative definitiv. Denn grundsätzlich gebe es wohl niemanden in der Schweiz, der nicht für mehr Artenvielfalt einstehe. Doch was es daran zu bemängeln gebe, sei der Umstand, dass wenn sie durchgesetzt werde, sie viel zu radikal eingreife. Die Folgen für Landwirtschaft, aber auch für den Tourismus und das Baugewerbe wären fatal, denn wenn der von ihnen angestrebte Umfang und absolute Schutz von den Natur-, Kultur- und Baudenkmäler zum Tragen käme, viele Personen in unterschiedlichen Branchen plötzlich ohne Arbeit daständen. Konkret wolle die Initiative einen umfassenden Schutz von 30 Prozent der Schweizer Fläche, in welcher dann wenn es durchkommen würde, gar nichts mehr gebaut oder bewirtschaftet werden dürfte. Im Fall der Landwirtschaft würde das bedeuten, dass weitere Gebiete mit fruchtbarem Boden abgegeben werden müssten und sich der Selbstversorgungsanteil der Schweiz weiter verringern würde. Hübscher ermutigte die Zuhörenden, aktiv zu werden, denn wenn ein grosser Teil der Wirtschaftsgrundlage der Bauern stillgelegt werde, spiele das einzig dem Import in die Hände. Und im Ausland schere man sich nicht wirklich um einen CO2-Abdruck oder um Biodiversität. Am 22. September werde abgestimmt und wenn man ins Unterland fahre, sehe man noch relativ viele Fahnen der Befürworter, die laut Hübscher recht weit von der Basis entfernt seien. Darum gelte es nun umso mehr, in die Hosen zu steigen und diese einschneidende Initiative abzuwehren. 

Christian Imhof