Einmal mehr organisierte der ehemalige Schreiner, Werner Engler aus Malans, einen spannenden Tag im Rahmen des Ferienpass rund um die «Hölzigen». Und einmal mehr wich die anfängliche Zurückhaltung der Kinder im Verlauf des Tages einer erfrischenden Keckheit.
Die alte Säge in Maienfeld
Der erlebnisreiche Tag startete in der alten Sägerei am Mühlbach. Nicht zufällig standen diese Werkbetriebe entlang Fliessgewässern, wurde doch früher ausschliesslich Wasserkraft zum Antrieb des Sägewerks eingesetzt. Und dieser Sägereibetrieb ist ein wahres Bijou, dessen Zukunft im Rahmen raumplanerischer Anforderungen mehr als gefährdet erscheint. So würde einmal mehr ein Teil unseres Kulturguts der Moderne und den damit verbundenen Anforderungen und Begehrlichkeiten weichen müssen.
Dennoch interessant zu beobachten, wie das umlaufende Sägeblatt in feinem Schnitt Brett um Brett vom eingespannten Holzstamm schnitten. Als Ossi dann noch demonstrierte, wie ein Sägeblatt geschliffen wird, flogen gar die Funken.
Unterwegs im Buechwald
Nächster Treffpunkt war der Buechwald in Malans, wo Gion, ein gelernter Forstwart und Praktikant beim Zweckverband Falknis, in die Aufgaben eines Forstbetriebs einführte. Dabei geht es um einiges mehr als nur das Fällen von Bäumen. Mit Werzeug bewaffnet und einem Eichen-Setzling gings in den Wald und dabei erklärte der Führer, dass eben zwischendurch ausgelichtet werden muss umd Bäumen, welche man im Wachstum fördern will auch genügend Licht zu verschaffen. Der Weg führte weiter bis zur Holzschlag-Signalisation und dann zu den drei Forstleuten, welche vor den staunenden Kinderaugen eine rund 30 Meter hohe Fichte fällten. Mit lautem Krachen fiel der mächtige Riese exakt dorthin wo geplant war und nach dem Ausasten standen die Kinder auf dem Stamm, welcher soeben noch stolz in den Himmel hineinragte.
Auf dem Rückweg galt es noch die Eiche einzupflanten und mit dem nötigen Schutz vor Wildverbiss zu schützen, bevor die verdiente Mittagspause mit Wurst, Brot und einem Apfel anstand.
Wissenswertes über Wald und Bäume
Beim Mittagessen bestand genügend Gelegenheit, Zahlen und Daten über unsere Wälder und heimische Baumarten zu erfahren. Und wo das Wissen der Erwachsenen nicht reichte, half Google weiter. So stehen in der Schweiz gegen 560 Millionen Bäume, welche einen Durchmesser von mehr als 12 Zentimetern aufweisen – umgerechnet ergibt die 70 Exemplare pro Einwohner! Und rund ein Drittel der Landesfläche ist mit Wald bedeckt, und zwar mit etwa 130 verschiedenen Baum- und Straucharten, wobei die wichtigsten die Fichte (Rottanne), die Buche und die Weisstanne sind, welche so rund drei Viertel des Holzvorrats in der Schweiz ausmachen. Auch punkto Alter gibt es Methusaleme, dies sind die Eiben, deren älteste Exemplare auf etwa 1'500 Jahre geschätzt werden – da war die mächtige, nun gefällte Fichte ja geradezu ein Junior von achtzig Jahren! Ja, und eine Fichte dieses Alters und dieser Grösse hat deutlich mehr als zehn Millionen Nadeln, während es eine etwa hundertjährige Buche auf immerhin 500'000 Blätter bringt. Und nun noch die letzte Zahl: Eine Zitterpappel produziert im Frühling bis zu 500 Millionen Pollen!
Selbst Hand angelegt
Nach diesem Ausflug in die beeindruckende Zahlenwelt des Waldes und der Bäume gings zurück nach Maienfeld, in den Holzbaubetrieb der Gebr. Möhr AG. Julia, eine Lehrtochter aus dem Betrieb, welche die Gruppe während des ganzen erlebnisreichen Tages begleitete und Alfons aus dem Betrieb von Ossi Jost, waren nun gefragte Helfer beim Zusammenbau eines Kleinmöbelstücks. Für jedes der Kinder lagen 13 Holzstücke, Holzleim, Schleifpapier, Hobel und 32 Schrauben bereit um einen kleinen, originellen Holzstuhl zusammenzubauen. Dabei erfuhren die jungen Schreinerleute bald einmal die Tücken des Hobels beim Brechen der Holzkanten. War der Druck zu gering, passierte nichts – war er zu gross, war schnell eine tiefe Kerbe das Resultat. Mit Eifer wurde geschreinert und zwischendurch gabs einen Abstecher in die grosse Fertigungshalle wo das Zuschneiden und der Zusammenbau von Holzteilen zu riesigen Bauelementen beobachtet werden konnten.
Allmählich nahmen die kleinen Stühle Formen an und bald einmal sassen alle voller Stolz auf ihrem selbstgefertigten Möbelstück. Natürlich durfte ein Gruppenfoto vor der imposanten Kulisse der Natur nicht fehlen. Zufriedene Kinder stiegen bei Mutter, Vater oder Neni zusammen mit ihrem neuen Prunkstück ins Auto und werden sich noch einige Zeit an einen erlebnisreichen Tag in Natur und Werkstätte erinnern.
Und wer weiss, vielleicht sind es solche besondere Momente, welche dereinst bei der Berufswahl wieder auftauchen und zu einer Lehre im Forst oder bei den anderen "Hölzigen" führt – Nachwuchs ist auch in dieser Branche sehr gefragt.