Etwas früher als üblich trafen sich die Ferienpass-Kinder um 9.30 Uhr beim Bahnhof Landquart. Dies nicht, weil ich die Schulkinder in ihren Ferien früh aus dem Bett jagen wollte, sondern viel mehr, weil es der Fahrplan so verlangte. Angemeldet hatten sich für die Reportage in den Bergen Daniel Wildi aus Maienfeld, Lovelyn Amah aus Zizers, Moritz Hamberg aus Igis und Sinja Eisel aus Landquart.
Die Stimmung steigt
Auch wenn die vier Ferienpässler am Anfang noch ein wenig Zeit zum Wachwerden brauchten, stieg die Stimmung parallel mit den Höhenmetern und dem gegenseitigen Kennenlernen. Als dann in Pany Dorf endlich auch noch Peter Müller dem Postauto zustieg, wurden die Gespräche immer lustiger. Bis zur Haltestelle «Börtji» blieben wir sitzen. Ab da ging es hinauf durch den Wald, in dem immer wieder mal Bänkli am Wegesrand zum Verweilen einluden. Auch sonst gab es oben in der Höhe einiges zu erleben für die Kinder, wie beispielsweise die zutraulichen Esel im Wald oder ein immenses Ameisennest, welches Eindruck machte. Mit der Motivation im Gepäck, dass jeder zurückgelegte Meter irgendwann wieder mit dem Trottinett heruntergedüst werden kann, kamen wir rasch voran und als sich der Nebel dann endlich ein wenig zurückzog, stand es plötzlich vor uns: Unser Ziel, das Tratza-Beizli. Normalerweise hat dieses Bijou oberhalb von Pany an einem Mittwoch geschlossen. Doch Stammgast und Redaktionskollege Peter Müller konnte Hansjörg und Mary Mathis von einer exklusiven Öffnung der Bergbeiz überzeugen.
Ab die Post auf dem Trottinett
Nach dem herrlichen Mittagsessen, in Form von Älplermagronen und Würsten, konnten die Kinder den beiden Gastronomen ihre Fragen stellen. Hauptsächlich wollten die Nachwuchsjournalist:innen wissen, von wo aus aller Welt, sie im Tratza-Beizli bereits Gäste empfangen durften. Als Hansjörg erklärte, aus welchen Ländern hier schon Leute ihre Seele baumeln liessen, merkte man, dass dies bei den Kindern gewissermassen Eindruck hinterlassen hat. Doch fast noch ein wenig spannender stuften die 10-Jährigen und der 11-Jährige Moritz die Rückfahrt ein. Nach der freundlichen Verabschiedung und dem Montieren der Schutzhelme ging es wieder runter nach Pany. Mutig flitzten die Kinder herunter und versuchten dem schnellen Einheimischen Peter das Wasser zu reichen. Bei der Fahrt über die Naturstrasse wurden alle kräftig durchgeschüttelt. Als dann kurz darauf die Reise auf Asphalt weiterging, stellte sich bei allen ein wunderbares Fahrtvergnügen ein.
Was hat das mit der Zeitung zu tun?
Beim anschliessenden Glacé-Essen in Pany fragte mich Daniel Wildi, was denn dieser aussergewöhnliche Erlebnistag eigentlich mit der Zeitung zu tun habe. Nach kurzem Überlegen antwortete ich ihm, dass das alles sehr viel mit der Tätigkeit eines Journalisten zu tun habe, auch wenn es ihm vielleicht gar nicht aufgefallen sei. Es gehe in diesem Beruf darum, sich mit Menschen zu treffen und ihre Geschichten zu erzählen, wie wir es ja mit Hansjürg und Mary gemacht haben. Zudem hätten wir ja nun die Erlebnisstrecke selber mal abgefahren und könnten nun weitergeben, wie empfehlenswert diese sei. Am Allerwichtigsten sei, dass der selbstgewählte Beruf einem selbst Freude bereite. Wenn man gerne Menschen möge und zudem sich für ihre Geschichten und Tätigkeiten begeistern könne, gebe es im Journalismus die Möglichkeit, einen Beruf auszuüben, der sich nicht wirklich nach Arbeit anfühle.