«Zum Glück braucht es Jede und Jeden auf dem Arbeitsmarkt»
So intensiv hätte er sich die Arbeit nicht vorgestellt, doch Martin Bühler hat weiterhin viel Freude an seinem Amt als Regierungsrat. Der 47-Jährige versucht sich immer noch ein wenig daran zu gewöhnen. «Bereits vorher während der Coronazeit war ich viel unterwegs. Gleich anschliessend kam die Vorbereitung auf die Strommangellage, sowie der Ukrainekrieg und parallel lief noch der Wahlkampf. Da habe ich oft sieben Tage die Woche gearbeitet. Als ich dann als Regierungsrat angefangen habe, war das auch eine turbulente Zeit, in der ich viel zu tun hatte.» Doch zuvor seien es immer Projekte mit absehbarem Ende gewesen, heute als gewählter Regierungsrat sei es Alltag geworden. Doch man merkt es Martin Bühler an, dass er gerne für die Bevölkerung anpackt. «Es ist eine hohe Verfügbarkeit gefragt. Am Dienstag haben wir Regierungssitzung. Die Treffen im Rahmen der interkantonalen Zusammenarbeit finden meistens donnerstags oder freitags statt. In solchen Wochen bleibt dann jeweils nur der Montag und Mittwoch für die zahlreichen Besprechungen und Projektarbeiten.» Daneben steht auch noch die Vorbereitung für die Regierungssitzung und der Austausch mit den Amtsleitern auf dem Programm.
Im Juli Zeit für die Familie
Als Regierungsrat richtige Ferien zu machen, sei schwierig. «Man versucht sich ab und zu ein bis zwei Tage frei zu schaufeln und sonst haben wir ja die Regierungssitzungsfreie Zeit, von der ich am Anfang dachte, dass man dort wirklich Ferien hätte», wie er lachend erzählt. Doch dort fänden nur keine Sitzungen mit seiner Kollegin und seinen Kollegen statt, Arbeit gebe es auch in dieser Zeit mehr als genug. Doch die fehlende Freizeit nimmt Bühler auch ein wenig auf seine eigene Kappe, da er ein Mensch sei, der gerne verschiedene Sachen «anteige». «Im Moment habe ich noch eine Aufgabe beim Bund, wo ich eine grosse Krisenübung im 2025 mitvorbereiten darf. Also es kommt immer wieder mal etwas dazwischen, was mich auch noch interessiert. Ich habe diese Neugier nie verloren und finde es extrem spannend, was man noch alles machen könnte.» Leider bleibe weiterhin wenig freie Zeit für die Familie übrig, doch er versuche die Qualitätszeit mit seinen Liebsten gezielter übers Jahr zu forcieren. «Ich konnte ja über die Coronazeit hinweg keine Ferien machen und jetzt auch nicht wirklich viel mehr, aber im Sommer läuft in der Regel ein bisschen weniger. Der Juli ist normalerweise ruhiger, ausser es passiert etwas Unvorhergesehenes.»
Die Digitalisierung im Aufbau
In diesem Jahr sei noch einiges geplant, sagt Martin Bühler. «Wir sind im Aufbau des neuen Teams für die Digitalisierung. Ich darf die Stabsstelle Digitale Verwaltung auf die Beine stellen. Das neue Projektteam wird für die gesamte Kantonale Verwaltung, aber auch für die Gemeinden tätig sein. Die Digitalisierung bedeutet eine echte Transformation und ist nicht einfach ein Technologieprojekt.» Spannenderweise hätten sie die bis jetzt ausgeschrieben Stellen bis jetzt alle mit Frauen besetzen können, einige davon mit Rückkehrerinnen aus dem Unterland, was zeige, was für eine Ausstrahlung diese Transformation auch über die Kantonsgrenzen hinaus habe. Im Weiteren stehe noch die Revision des Steuergesetzes auf dem Plan und weitere spannende Projekte, die dafür sorgen werden, dass es Bühler wohl auch in Zukunft nicht langweilig wird.
Die Kommunikation auf Augenhöhe
Häufig berühren Themen wie die Digitalisierung die Bevölkerung nicht direkt und im Wahlkampf verkünden die Politiker, dass sie es versuchen werden, zukünftig ohne Distanz, einfacher und verständlicher zu kommunizieren. Es gibt laut Martin Bühler Überlegungen, die zum Teil komplexen politischen Inhalte zu vereinfachen. «Es gibt bei gewissen Themen die Schwierigkeit, dass man die Komplexität nicht einfach zu erklären vermag. Wenn die Inhalte richtig und vollständig wiedergegeben werden müssen, ist es oft herausfordernd, sie kurz und einfach zu beschreiben. » Doch sie seien da dran und laut eigener Aussage noch lange nicht am Ziel. «Die Medienmitteilung zur Jahresrechnung des Kantons ist zum Beispiel immer noch mehr als eine A4-Seite lang und das stelle ich mir für die Journalisten als schwierig zum Redigieren vor.» Sie hätten schon Versuche gemacht und dann die komplexe Meldung neben die überarbeitete, vermeidlich einfachere gelegt. Anschliessend hätten sie gemerkt, dass eben doch nicht alles vereinfacht werden könne. «Doch ich denke, wir müssen noch mutiger werden, vereinfachen, visualisieren und den Leuten, die dann mehr wissen wollen, mit einfachen Mitteln zusätzliche Informationen anzubieten. Hier bieten sich mit der Digitalisierung neue Möglichkeiten» Es sei ein ständiger Wettlauf, da sich die Ansprüche an die Kommunikation stetig verändern würden «Wir müssen aber gleichzeitig Rechtssicherheit und Verlässlichkeit vermitteln, was uns halt weniger agil macht, als andere Bereiche.»
Das Spannungsfeld der künstlichen Intelligenz
Ebenfalls ein brandaktuelles Thema beim Kanton sei die künstliche Intelligenz (KI), die schnellere Entwicklungsschritte mache, als die notwendige Beurteilung der Risiken und die Regulierung. «Das ist sehr aktuell. Wir haben die Strategie digitale Verwaltung entwickelt. Ich darf wie gesagt, ein neues Team aufbauen und künstliche Intelligenz ist dort ebenfalls ein Thema. Einerseits gibt es natürlich das Potenzial, um Arbeiten zu substituieren, aber KI birgt auch Risiken beispielsweise in den Bereichen des Daten-, Informations- und Persönlichkeitsschutzes. Da müssen wir extrem vorsichtig sein. Privatpersonen können mit KI eher machen, was sie wollen, aber sobald wir öffentlich generierte Daten von Menschen damit in Kontakt bringen, muss das alles zuvor rechtlich geklärt sein, was wir mit diesen Daten machen.» Das Tempo der Entwicklung der KI sei extrem schnell, das Tempo der Regulierung hinke aber wie gesagt hingegen hinterher. «KI wird auch viele Berufsbilder verändern. Wir leben aber zum Glück in einer Zeit, in der man Jede und Jeden braucht auf dem Arbeitsmarkt.» Diese Situation schafft neue Voraussetzungen. Die Unternehmen unternähmen viel, um die Mitarbeitenden zu behalten. «Wir sind als Arbeitgeber mehr denn je gehalten, den Mitarbeitenden Sorge zu tragen. Das ist gut.» Welche Gefahren Martin Bühler durch Avatare für die Meinungsbildung sieht, wie sie es mit Regulierungen zur Künstlichen Intelligenz handhaben und vieles mehr sehen Sie im ganzen Sonntagsgespräch mit Martin Bühler auf Vilan24.