Home Region Schweiz/Ausland Sport Agenda Magazin
Freizeit
11.04.2024

Die Nachteile der Real Crime Junkies

Bild: Emilia Schwarz
Egal ob True Crime Podcasts auf Spotify oder Serien über wahre Verbrechen – es fasziniert mich und ich konsumiere diese Inhalte regelmässig. Durch Gespräche mit anderen Mädchen und Frauen habe ich herausgefunden, dass ich nicht die einzige weibliche Person bin, die sich das reinzieht. Mit Horrorfilmen, die gestellt sind, kann man mich jagen, doch dafür höre und sehe ich mir an, was für Verbrechen tagtäglich auf dieser Welt geschehen. Tatsächlich sind 80% der Real Crime Konsumenten weiblich. Durch eine Recherche habe ich herausgefunden welche Gründe dahinterstecken. Ein Ereignis an einem Konzert hat mir jedoch aufgezeigt, dass ich meinen Real Crime Konsum vielleicht mal überdenken sollte.

Warum Frauen?
Zunächst ein Mal hat es mich brennend interessiert, ob meine These stimmt, dass überwiegend Frauen zum Publikum der Real Crime Sendungen und Podcasts sind. Wie schon erwähnt, liess sich das bestätigen. Darauf folgte die nächste Frage: warum Frauen? Ein Artikel der Seite Psychology Today konnte mir dies beantworten. Ein bedeutendes Stichwort war Empathie. Frauen sollen angeblich mehr Empathie haben als Männer und mit den Opfern mitfühlen. Dazu kommt noch, dass bei solchen Verbrechen die Opfer meistens Frauen sind. Wir identifizieren uns also mit den Opfern. Des Weiteren versuchen wir anscheinend auch, die Gründe des Täters zu verstehen, damit das Verbrechen nicht mehr so extrem grausam scheint. Wobei ich mir hier nicht wirklich sicher bin, ob das bei mir der Fall ist. Der Hintergrund eines Verbrechens ist zwar interessant, doch er ist für mich niemals eine  Milderung oder gar Rechtfertigung einer solchen Grausamkeit. Zu guter Letzt möchte ich noch einen für mich nachvollziehbaren Punkt erwähnen. Durch das konsumieren solcher Real Crime Sendungen versuchen wir uns zu schützen. Wir wissen dann ja, was für Tricks die Täter haben und welche Situationen es zu vermeiden gilt. Genau dieser Punkt wurde mir beim Konzertbesuch zum Verhängnis.

Der untypische Fan
Falls der Musiker Tom Odell nicht bekannt sein sollte, ist es wichtig zu erwähnen, dass er eher ruhige und gefühlvolle Lieder in seinem Repertoire hat. «Another Love» dürfte wohl das Bekannteste sein. Meine Freundin und ich begaben uns am Samstag, dem 06. April frühzeitig nach Zürich, um ja einen guten Stehplatz für das Konzert zu ergattern. Doch wie es eben jeweils so ist, gibt es immer welche, die noch früher dran sind. Trotzdem waren wir mit unserem Platz in der zweiten Reihe aussen zufrieden. Mir viel sofort ein Mann auf, der irgendwie nicht richtig zum restlichen Publikum passte. Ich schätze, dass etwa 95% der Fans weiblich waren, und wenn, dann waren die Männer immer mit ihrer Freundin da. Das alleine hätte mich jedoch noch nicht aus dem Konzept gebracht. Dieser Mann trug ein Rock T-Shirt und hatte eine grosse Tasche bei sich. Er schaute immer wieder auf die Uhr und war sogar während dem Konzert am Handy. Ich hatte in ungutes Gefühl und sah mich mehrmals nach ihm um. Zwei Mal bemerkte ich, dass er die Sicherheitsleute anschaute. In mir läuteten die Alarmglocken. Ich war während des gesamten Konzertes unruhig. Wie sich herausstellte, war dieser untypische Fan total harmlos und meine Sicherungen sind aufgrund meines Real Crimes Konsums durchgebrannt. Meiner Freundin ging es jedoch genauso. Im Nachhinein tut dieser Mann mir Leid, da ich einfach falsche Vorurteile hatte, wozu ich auch stehe.

Auch wenn ich mich an diesem Abend unnötig in Stress versetzt hatte, glaube ich trotzdem, dass das schauen von Real Crime Sendungen bei wirklich gefährlichen Situationen schon einen Vorteil haben könnte.

Emilia Schwarz