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Kanton
04.03.2024

Hilfe, ich werde Erwachsen!

Bild: Emilia Schwarz
Vor einigen Wochen ist mir das erste Mal bewusst geworden, dass das Erwachsenenleben schneller auf mich zukommt, als mir lieb ist. Ich möchte jetzt nicht all die Eltern nachahmen, die immer sagen: «Geniesse deine Kindheit noch, ich wünschte ich wäre nochmals in deinem Alter.» Beklagen kann ich mich nicht, ich bin zufrieden mit meinem Leben und meinen siebzehn Jahren.

Im Bereich zwischen sechzehn und zwanzig Jahren trifft man meiner Meinung nach das erste Mal richtig viele Entscheidungen, die dann die Zukunft beeinflussen. Man entscheidet sich für eine Berufsrichtung, definiert sich als Mensch, sucht sich einen Platz in der Gesellschaft usw. Solche Entscheidungen treffe ich zwar jetzt und in den nächsten Jahren, doch wird dies nicht das letzte Mal sein. Auch Erwachsene dürfen sich immer wieder neu (er)finden.

Wer bin ich?
Das ist meiner Meinung nach die wohl schwierigste Frage überhaupt. Selbst wenn ich das Gefühl habe, mich gut zu kennen, lerne ich immer wieder Neues über mich. Zu dieser Frage gehört für mich auch, zu überlegen, was für Wertvorstellungen man hat, was einem interessiert, wie einem andere wahrnehmen und wie man selbst wahrgenommen werden möchte. Ich hatte eine lange Zeit das Gefühl, wenn ich mich einmal darauf festgelegt habe, wer ich bin und was mich ausmacht, dass sich das dann nicht mehr ändern darf. Dabei ist das unmöglich. Wir Menschen verändern uns Tag für Tag und dürfen immer wieder neue Entscheidungen treffen.

Welche Menschen tun mir gut?
In meinem Alter bilden sich jetzt langsam die Freundschaften, die (vielleicht) ein Leben lang halten können. Man löst sich Schritt für Schritt von Menschen, die einem auf Dauer nicht gut tun. Das klingt jetzt so einfach – man sortiert ein bisschen aus. Es ist aber gar nicht so einfach, herauszufinden, welche Menschen es wirklich ernst mit dir meinen und welche nicht so viel Wert auf eine echte Freundschaft mit dir legen. Vielleicht merkt man das erst sehr spät oder zunächst gar nicht, doch auch im Erwachsenenalter darf man sich immer wieder fragen, welche Menschen einem wirklich gut tun.

Welchen Beruf wähle ich?
«Weisst du schon, was du machen möchtest?» Die scheinbar spannendste Frage, die man einem jungen Menschen stellen kann. Spannend für den Fragenden und deprimierend für die Person, die darauf auch bei der zehnten Person keine Antwort hat. Die Berufswahl ist ein entscheidender Schritt für die Zukunft und auf dem Weg zu einem selbst. Sie definiert ein Stück weit auch das Umfeld. Viele scheinen ihren Weg schon genau zu wissen, manche schwanken und andere haben gar keine Idee. Ich würde mich zur mittleren Gruppe zählen. Man kann zwar nicht ständig den Beruf wechseln, doch auch die Berufswahl muss nicht zwingend langfristig sein. Mit dem Alter entwickelt man sich als Mensch und damit ändern sich auch die Interessen.

Nichts ist unveränderlich
Diese Fragen haben mich in letzter Zeit vor allem beschäftigt, da ich das Gefühl hatte, sie seinen definitiv. Mit der Zeit habe ich erkannt, dass ich mich zu jeder Zeit neu ausrichten kann in der Zukunft und dass ich nun eben in dem Alter bin, wo man das das erste Mal tut. Was ich heut mag und tue, finde ich in zwei Jahren vielleicht schon nicht mehr so toll. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Wir Menschen entwickeln uns.

Emilia Schwarz