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Freizeit
19.02.2024

Wird es dieses Jahr keinen Sommer geben?

Ein Bild der Krise – zum Glück nur kurz.
Ein Bild der Krise – zum Glück nur kurz. Bild: Fabian Alexander Meyer
Auch dieses Jahr wurde am Areal Bach ein Böögg abgefackelt, um herauszufinden, wie der Sommer wird. Doch das geschah nicht ohne Unfall.

3, 2, 1…! Der Bögg geht in Flammen auf. Die Hitze ist spürbar und man sieht, wie die Hitzewellen die Landschaft verformen. Und das alles mitten auf dem Areal Bach vor hunderten Schaulustigen

Kein Sommer für St.Gallen

Doch oh Schreck! Nach etwa fünf Minuten fällt der Böögg um! Er liegt am Boden und der Kopf rollt weg. Klingt makaber, ist makaber. Das enttäuschte «Ooooh» aus der Menge lässt nicht lang auf sich warten.

Aber noch trauriger ist die Tatsache, dass den St.Gallern also ein Sommer ausbleibt! Keine Badi, keine Sommerabende im Garten. Alles nass und grau? Schlimme Aussichten…

  • Alles aufgestellt und bereit für den Start. Bild: Fabian Alexander Meyer
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  • Die Feuerwehr legt ausnahmsweise selber mal ein Feuer. Bild: Fabian Alexander Meyer
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  • Der Böögg fängt an zu brennen. Bild: Fabian Alexander Meyer
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  • Und schon nach nicht mal zwei Minuten steigen die Flammen hoch. Bild: Fabian Alexander Meyer
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Kopf hoch. Wortwörtlich.

Doch die Feuerwehr rettet den Tag! Sie schreiten ein, sammeln den Kopf auf, werfen ihn zurück ins Feuer und warten gespannt auf den Ausgang. Es dauert. Und dauert.

Und dann, wie ein Donner explodiert der Kopf doch noch. Neun Minuten hat er gebraucht. Der Sommer ist gerettet – zumindest so halb. Aber besser als kein Sommer oder? Kopf hoch also. Für alle.

Ein Brauch für jung und alt

Mehr als 100 Schaulustige versammelten sich rund um das Areal Bach und schauten dem Prozedere zu. Von jung bis alt war alles vertreten.

Auffallend häufig waren jedoch besonders Familien zu sehen. Das scheint insbesondere für die Quartierler ein wichtiger Brauch zu sein.

Nebenan gab es Bratwürste, tolle Musik und noch vieles mehr. Das Abbrennen des Bööggs ist ein waschechtes Volksfest und wird entsprechend auch so zelebriert.

  • Bild: Fabian Alexander Meyer
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  • Bild: Fabian Alexander Meyer
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Brauch mit Tradition

Der Funkensonntag geht bereits in die fünfte Runde. 2020 fand er zum ersten Mal statt und zog seitdem jedes Jahr hunderte Schaulustige an. Ausser letztes Jahr – da fiel der Funken der Messe Tier & Technik zum Opfer. Jetzt im neuen Jahr und in alter Frische soll alles wieder passen.

Doch was ist der Böögg eigentlich? Beim Böögg handelt es sich um eine mit Feuerwerkskörpern gefüllte Figur, die auf einem Haufen an Stroh oder ähnlichem brennbaren Material steht. Sobald angezündet, werden die Minuten gezählt, bis die Figur explodiert. Je kürzer die Dauer, desto schöner der Sommer.

  • Der Himmel färbt sich rot und Glut fällt auf die Häupter der Schaulustigen. Bild: Fabian Alexander Meyer
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  • Das Feuer ist wahrlich ein fesselnder Anblick. Bild: Fabian Alexander Meyer
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  • Selbst weit hinten ist die Hitze noch spürbar. Bild: Fabian Alexander Meyer
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  • Und dann, oh Schreck, fällt der Bögg um! Bild: Fabian Alexander Meyer
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  • Es knackt und kracht und schon segelt der Böögg gen Boden. Bild: Fabian Alexander Meyer
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  • Mit einem lauten Knall kommt er zum Stillstand. Bild: Fabian Alexander Meyer
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Zürcher Konzept, St.Galler Adaption

Das Konzept stammt eigentlich aus Zürich und ist dort gemeinhin als «Sächsilüüte» bekannt. Auch hier werden unschuldige Puppen in die Luft gejagt – und sind damit ein Magnet für Schaulustige und Touristen. Der Name Böögg kommt aus dem Zürideutsch und bedeutet «vermummte Gestalt».

Von dort kommt der Brauch denn auch: Jedes Jahr verbrannten Zürcher Kinder ihren «Böögg» pünktlich zum Tag der Tagundnachtgleiche. Nicht selten musste auch nicht nur einer dran glauben, sondern mehrere.

  • Die Zuschauer können es nicht fassen. Müssen sie jetzt auf den Sommer verzichten? Bild: Fabian Alexander Meyer
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  • Nein, denn die Feuerwehr rettet den Tag – und den Sommer. Bild: Fabian Alexander Meyer
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  • Sie werfen den Kopf mit dem Feuerwerk zurück ins Feuer. Bild: Fabian Alexander Meyer
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  • Damit ist der Sommer gerettet. Bild: Fabian Alexander Meyer
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Böögg als Wetterfrosch

Die Kinder zogen johlend mit ihren Figuren auf einen Wagen gespannt durch die Gassen und Strassen. Ganz in der Nähe wiederum begingen die Zünftler ihr eigenes Fest – das Sächsilüüte.

Später wurden die beiden Feste zusammengelegt und daraus entstand das uns heute bekannte Sächsilüüte mit dem Abfackeln des Bööggs.

Mit der Zeit entwickelte sich zudem die moderne Legende, der Böögg würde das Wetter vorhersagen. Daher ist es bis heute Brauch, bei den drängenden Fragen, nämlich wie der Sommer werden wird, den Böögg zu fragen.

Fabian Alexander Meyer