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Kanton
17.02.2024
17.02.2024 10:13 Uhr

Radio Alpin in Aufbruchsstimmung

Bild: Christian Imhof
«Der Bündner Sender Radio Südostschweiz (RSO) von Somedia hat die Konzession zugunsten des Radiosenders Radio Alpin verloren.» Diese Meldung hat im Januar wie eine Bombe eingeschlagen. Kurz danach wurde eine Petition lanciert, die sich zum Ziel setzte, den Entscheid vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) rückgängig zu machen. Und innerhalb der gesetzten Frist legte Somedia zudem noch Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht ein. Da es in dieser Angelegenheit um rund drei Millionen Franken jährlich geht und zudem die Berichterstattungen aus dem Dunstkreis der Südostschweiz recht einseitig daherkommen, haben wir die Räumlichkeiten an der Rheinfelsstrasse 1 in Chur besucht. Dort wird Radio Alpin ab Januar 2025 «on air» gehen.

Einerseits stimme es sie nachdenklich, aber auf der anderen Seite hätten sie es schon geahnt, dass die Verantwortlichen der Somedia sich als schlechte Verlierer herausstellen werden, sagt Stefan Bühler, der gemeinsam mit dem Privatradiopionier Roger Schawinski mit Radio Alpin das Medienmonopol in der Region aufgebrochen hat. «Der Schock, dass sie es nicht mehr machen dürfen, war bei ihnen grösser als bei uns die Überraschung, dass wir die Konzession erhalten.» Aber wenn man die Konzessionseingaben verglichen habe, sei die von Radio Alpin einfach besser gewesen. «Wenn sie jetzt behaupten, dass es einfacher gewesen sei, da wir auf der grünen Wiese etwas reinschreiben konnten, ist das nur die halbe Wahrheit. Es hat sie niemand daran gehindert, es auch so zu machen. Schliesslich geht es um die Konzession für die Jahre 2025 bis 2034 und nicht, wie sie es aufgeschrieben haben, um die bisherigen Erfahrungen. Ihre Sicht ist eher rückblickend. Unsere Sicht ist eher nach vorne gerichtet und orientiert sich daran, wie wir es machen werden.»

Wir machen mit der Planung vorwärts
Auch wenn Bühler überhaupt nicht gerne über die Konkurrenz spricht, eine Tatsache sei es, dass Radio Südostschweiz beim Einzugsgebiet auch viel Potenzial liegen gelassen habe. «Das Einzugsgebiet umfasst neben ganz Graubünden, auch Glarus und das gesamte St. Galler Oberland. Um dies abzudecken, muss man natürlich auch Präsenz haben an diesen Orten. Im Glarnerland war es so, dass das Radio inexistent gewesen ist, obwohl sie dafür Gebührengelder bezogen haben.» Doch komplett in allen Bereichen scheint die Südostschweiz laut Bühler doch nicht so schlecht da zu stehen. «Man muss ihnen zu Gute halten, dass sie bei der TV-Konzession zumindest das Glarnerland ganz gut abdecken.» Im Umkehrschluss findet aber die Medienfamilie Südostschweiz kaum ein gutes Haar an Radio Alpin, was die eingereichte Beschwerde beim Bakom unterstreicht. Doch Stefan Bühler sagt, dies blockiere sie nicht, ihre Vision umzusetzen. «Wir haben jetzt die Räumlichkeiten, wo das Studio gebaut wird. Wir können die technischen Anschaffungen evaluieren und unsere Fühler nach Personal ausstrecken.» Wenn die Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht wird, sei das die letzte Instanz. «Das heisst aber auch, dass wir auf den ersten Januar bereit sein müssen zum Senden, was sicher noch schwierig sein wird. Aber genau darum machen wir jetzt schon mit der Planung vorwärts. Die Investitionen auslösen und de facto Personal anstellen können wir im Moment aber natürlich noch nicht.» Bühler und Schawinski, die sich als Speerspitze von Radio Alpin sehen, haben schon Erfahrungen mit Beschwerden beim Bakom, da das Duo bereits vor zehn Jahren versucht hat, das Medienmonopol der Somedia zu brechen. Damals sei es ein Jahr gegangen, bis der erste Entscheid auf die Beschwerde gekommen sei.

Einseitige Berichterstattung
Diese Verzögerungstaktik der Somedia könnte ihnen eine provisorische Konzession für das Jahr 2025 einbringen. Doch die Beschwerde und die Petition sind nicht die einzigen Angriffe aus dem Medienhaus an der Sommeraustrasse 32, die auf Bühler und Schawinski im Moment einprasseln. Die Stimmung liessen sie sich davon aber nicht verderben, sagt Bühler, der selbst 25 Jahre lang bei der Südostschweiz gewirkt hat. «Ganz im Gegenteil. Es ist bei uns totale Aufbruchsstimmung. Das ganze Techtelmechtel, die Versuche mit Petition und Beschwerden beim Bundesverwaltungsgericht, die lassen uns relativ kalt.» Ihnen sei eine friedliche Übergabe vorgeschwebt, was von der Somedia abgeblockt wurde. «Wir haben ihnen auch das Angebot gemacht, das Radiostudio, welches sie in den nächsten zehn Jahren ohne Konzession nicht mehr brauchen können, abzukaufen.» Ähnlich sehe es zudem auch bei der etwaigen Übernahme von einem Teil der Mitarbeitenden aus, die sie ihnen angeboten hätten. Die Eingabe der Beschwerde habe nun relativ schnell eine Zusammenarbeit zwischen den zwei Medien erschwert. Ein fader Beigeschmack gibt bei der ganzen Geschichte noch zusätzlich, dass Leserbriefe, die sich für Radio Alpin aussprechen, in den Zeitungen der Somedia nicht abgedruckt werden und auch Stefan Bühler die Möglichkeit verwehrt wird, persönlich Stellung zu beziehen. «Dann machen sie seitenweise Werbung für die Petition. Nach Tarif sind da schon 50'000 Franken an Gratisinserat drin gewesen. Da sie das so einseitig machten, habe ich gedacht, man könnte auch mal der anderen Seite Gehör schenken. Deshalb habe ich dann einen Beitrag zur Petition geschrieben, welcher natürlich nicht publiziert wurde.»

Sendeleitung: Gespräche laufen bereits
Ein wichtiger Punkt des Konzeptes vom 24-Stunden-Sender Radio Alpin sei es, dass sie internationale Nachrichten einkaufen würden und beim Personal auf lokale Arbeitskräfte gesetzt werde, sagt Stefan Bühler. «Wir werden mit 19 Leuten arbeiten, die in Graubünden, Glarus und im St. Galler Oberland für die lokale Berichterstattung eingesetzt werden. Alles andere kaufen wir ein von anderen Radiostationen, wie das die Südostschweiz auch schon macht.» Der Hauptstandort von Radio Alpin wird direkt beim bald erneuerten Bahnhof Chur West sein. Die Randregionen werde man mit Korrespondenten abdecken. Doch erstmals gehe es um die Suche nach einer Person, welche die Sendeleitung übernimmt. Laut Bühler hätten bereits Gespräche stattgefunden mit jemandem, der oder die dann im Verlauf des Jahres ein eigenes Team zusammenstelle. Im Sommer werde es da sicher Neuigkeiten geben. Die zahlreichen Bewerbungen, die seit der Bekanntgabe des Konzessionsbescheid bei ihnen ins Haus flattern, beweisen, dass Radio Alpin mit diesem Konzept, den Ausbildungsmöglichkeiten und dem guten Ruf von Roger Schawinski durchaus ein attraktiver Arbeitgeber werden kann. Vielleicht erkennen dies mit der Zeit auch Radioleute der Südostschweiz, die nach der Abweisung der Beschwerde, vielleicht dann doch lieber beim neuen Sender Radio Alpin anklopfen. 

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