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Kanton
07.02.2024

Serientipp: «L'ultim Rumantsch»

Bild: zVg
Die fünfteilige Serie «L'ultim Rumantsch» wird aktuell heiss diskutiert in den sozialen Medien. Dies völlig verdient, denn die Eigenproduktion von produziert von Radiotelevisiun Svizra Rumantscha zeigt, dass auch in Graubünden packende Geschichten filmisch umgesetzt werden können, die sich nicht vor der Konkurrenz zu verstecken brauchen. Zudem trifft die Geschichte bei der sich alles um Medien, Macht und Politik dreht, total den Zeitgeist und ist wärmstens zu empfehlen.

Im fiktionalen Familiendrama «L’ultim Rumantsch» bricht innerhalb der Verlegerfamilie Durisch ein Machtkampf aus, als der Patron des grössten Medienhauses Graubündens stirbt. Der im Zürcher Exil lebenden Enkelin Ladina wird eine nicht unwesentliche Rolle zuteil – genau sie soll nämlich jetzt die letzte rätoromanische Zeitung «Posta» leiten. Als sie sich dem etwas verstaubten Blatt annimmt, stösst dies nicht überall auf Wohlwollen. Die Klimaaktivistin versucht nicht nur die Gendersprache in der Zeitung zu etablieren, als grosse Tierfreundin nutzt sie ihre Funktion als Sprachrohr für den Wolf und bringt so einen Grossteil der Leserschaft und den Inserenten, welche alle leidenschaftliche Jägerinnen und Jäger zu sein scheinen, gegen sich auf. Die Geschichte nimmt richtig Fahrt auf, als die junge Medienschaffende einem Leserbrief von einem angeblichen Spinner aus Lü nachgeht und auf eine Geschichte stösst, die für ein massives Rascheln im Schweizer Blätterwald sorgt und schlussendlich sogar der «Posta» wieder schwarze Zahlen beschert. Als sie dann aber vom Erfolg beflügelt mit einer erfundenen Geschichte über das Ziel hinausschiesst, stehen im Medienhaus plötzlich alle Zeichen auf Sturm.

«Netflix» aus Graubünden
Die Geschichte, die RTR in dieser Serie erzählt, beschreibt nicht nur den Kampf um schwarze Zahlen, den in der Zwischenzeit alle gedruckten Zeitungen kämpfen, sie ist auch ein Plädoyer für Identität und erinnert daran, dass es sich lohnt für die eigenen Visionen einzustehen. Die rasante Erzählweise, wie sie sonst auf Netflix zelebriert wird, begeistert und man bleibt sofort hängen. Viele der Protagonistinnen und Protagonisten sowie auch Orte kennt man, was für sehr viel Nähe und einen Schuss Lokalpatriotismus sorgt. Der Alltag einer Regionalzeitung wird authentisch porträtiert, was hin und wieder zum Schmunzeln animiert, ab und zu aber auch nachdenklich stimmt. Einzig schade ist es, dass die Serie nur gerade fünf Folgen hat. Doch es bleibt zu hoffen, dass die Romanen aus dem Erfolg dieser Serie die richtigen Schlüsse ziehen und bald schon mit den Dreharbeiten einer zweiten Staffel beginnen. Viva la Grischa! Schön zu sehen, dass grosse Serienproduktionen nicht nur im Unterland entstehen.

Christian Imhof