Eine kleinere Gruppe Interessierter hat sich eingefunden, um ausgewählte Texte aus den vorgestellten Werken zu hören, etwas über die Hintergründe der Geschichten und die Motivation für das schreiben solcher Bücher zu erfassen. Nicht zuletzt ist die Auseinandersetzung mit dem hörbar gewordenen geschriebenen Wort Anlass dazu, die eigene Kreativität auf die Prüfbank zu stellen und mindestens davon zu träumen seine Erlebnisse und Ideen in irgendeiner Form auch einmal zu Papier bringen zu können.
Kurzgeschichten und Kriminalromane
Nach einer kurzen Begrüssung durch die bisherige Leiterin der Mediothek Mittelprättigau, Ina Zweifel, übernahm der Initiant und Gründer des Qultur-Verlags, Christian Imhof, das Wort und stellte sein Buch «Schwellenmomente», einen Prättigauer Thriller vor. Wer nun dunkle Gassen und dubiose Gestalten in irgendeinem Prättigauer Ort erwartete, war gehörig auf dem Holzweg. Die 24 Kurzgeschichten, oft nicht viel länger als eine Buchseite, stellen Alltagssituationen in einem besonderen Licht dar, sind irgendwie miteinander verknüpft und sind doch in sich geschlossen und regen zum Nachdenken an. Bei genauerem Hinhören findet man immer wieder auch vergleichbare Situationen aus dem eigenen Leben und doch ist es nicht dasselbe. Ganz anders kommen die Kriminalromane von Jörg Rutz daher. Seine beiden Werke, «Dunkle Zeiten – der Verrat» und «Dunkle Zeiten – Dammbruch», beide in der zweiten Hälfte 2023 erschienen, lassen einem doch eher einmal einen Schauer über den Rücken laufen. Basierend auf Tatsachen und Fakten, stark verwoben mit der Fantasie des Autors, weiss man nie so richtig, was entspricht der Wahrheit und was ist frei erfunden. Die Geschichten von Rutz spielen sich in der näheren Umgebung ab und lassen einem teilhaben an geschichtlichen Ereignissen wie auch Unheimlichem; und wie der Autor einleitend erwähnt, zu einem Kriminalroman gehört Blut und gehören Tote! Und nochmal anders präsentieren sich die 39 Kurz- und Familiengeschichten, welche Annina Dietsche-Veit mit ihrem Büchlein «(F)amuse-Bouches» der Leserschaft schmackhaft macht. Es sind nicht alltägliche Alltagsgeschichten, welche das Leben einer Lehrerin und Mutter so schreibt. Nicht erfunden oder konstruiert, einfach alltägliche Erlebnisse und Situationen, welche Eltern mit der Unbekümmertheit ihrer Kinder konfrontiert. Die Autorin versteht es, mit einer einfachen, authentischen Sprache den Moment so zu erfassen, wie sie ihn erlebt – halt eben oft auch mit Zitaten und Dialogen im Dialekt. Sie zitiert stets auch mit einem Augenzwinkern, schalkhaftem Lächeln im Gesicht und der situationsgerechten Mimik.
Nicht nur hören, auch mitreden
Bei vielen Veranstaltungen beginnt eine Diskussionsrunde passiv, harzig und stumm – bis dann endlich das Eis gebrochen ist. Ganz anders hier, die Zuhörer:innen interessierten für den Qultur-Verlag, das Verlegen von Büchern generell und über Motivation und Wege welche zum Schreiben der anwesenden Autor:innen führten. Dabei wurde einem klar, dass das Verfassen solcher Schriften nicht Streben nach Reichtum als Hintergrund hat, sondern dass die Freude am Wort, an einer Geschichte und nicht zuletzt am Freude bereiten für andere im Vordergrund steht. Diese Ideen waren die Basis zur Gründung dieses Verlags, welcher auch im Wesentlichen von dieser Autorengruppe getragen wird. Eben auch einer Person, welche Texte schreibt und diese in Buchform zugänglich machen will, die Möglichkeit geben, dies zu realisieren – und zwar mit bescheidenerem Aufwand und Mitteln, als dies bei den bekannten Verlagshäusern die Regel ist. Dieser offene und zugängliche Geist ist im angeregten Gespräch deutlich spürbar und manch eine:r der Anwesenden, begann zu liebäugeln, vielleicht auch bald einmal in die Tastatur zu greifen, um seine Geschichten festzuhalten. Das Niederschreiben solcher Texte ist ja sehr oft mit einem wesentlichen kulturellen Aspekt verbunden, indem Traditionen und Überlieferungen verblassen, wenn sie nicht irgendwann auch schriftlich festgehalten wurden.
Küblis
06.02.2024
Drei Schreibende – eine Lesung

Bild:
Peter Müller
Am vergangenen Freitag stellten gleich drei Autor:innen ihre neuesten Werke vor. In der Mediothek Mittelprättigau in Küblis war alles bereit, um einen Einblick in die drei Werke zu erhalten und die dazugehörigen Schreibenden kennenzulernen. In der anschliessenden, regen Diskussion war einiges über den Qultur-Verlag und die Schriftstellerei im Allgemeinen zu erfahren.