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Kultur
10.01.2024

Zum Nach-Denken: Reichtum

Bild: Pixabay: Katharina Kammermann
Soeben habe ich in derselben Ausgabe einer Online-Zeitung die nachfolgenden zwei Schlagzeilen gelesen: «2023 wurden die zehn reichsten Menschen der Welt um fast 400 Milliarden Franken reicher» und, «Auswärts essen liegt nicht drin - 76’000 Kinder und Jugendliche leben in der Schweiz in einem Haushalt, der Sozialhilfe bezieht».

Läuft es Ihnen auch etwas kalt den Rücken hinab, wenn Sie diese zwei Aussagen einander gegenüberstellen?

Eine andere Publikation verkündet: «Für viele ist grosser Reichtum ein wichtiges Ziel im Leben. Sie werden angetrieben vom Wunsch nach finanzieller Sicherheit, Anerkennung und Materialismus. Die gute Nachricht: Reichtum lässt sich erarbeiten».

Und wenn ich über all diese Worte und die damit verbundenen Aussagen nachdenke, so kommen mir zwei Menschen in den Sinn, welche sich zum Thema «Reichtum» auf ihre, ihnen eigene Art, äusserten. Zum einen ist dies Bertolt Brecht: «Reicher Mann und armer Mann standen da und sah‘n sich an. Und der Arme sagte bleich: Wär‘ ich nicht arm, wärst Du nicht reich.» Und der Chansonier Mani Matter sang: «Dene wos guet geit, giengs besser, giengs dene besser, wos weniger guet geit, was aber nid geit, ohni dass’ dene weniger guet geit, wos guet geit.»

Basieren meine kritischen Überlegungen zu Thema «Reichtum» womöglich auf Neid, oder bin ich einfach extrem stark sensibilisiert in Bezug auf verschiedene Formen von Unrecht, Ungerechtigkeit oder einseitiger Verteilung? Kann ich am System, welches solche Lebenssituationen, im Positiven und im Negativen, hervorbringt, etwas ändern? Für beide Fragen lautet meine Antwort «leider nein», und ob ich will oder nicht, es bleibt ein grosses Ohnmachtsgefühl zurück.

Und doch – wie wäre es, wenn mehr Menschen ähnlich empfinden wie ich und versuchen in ihrem Umfeld zu schauen, dass es «dene wos weniger guet geit, besser gieng» und dass es «dene wos besser geit, immer no guet geit», auch ohne dass ihr Fokus darauf ausgerichtet ist, dass es ihnen immer «besser geit», während es anderen immer «weniger guet geit».

Peter Müller